Tarantula (1955) [Koch Media]
Irgendwo, nahe eines abgelegenen Ortes in der Wüste Arizonas verschwinden einige Herren. Später findet man ihre Knochen, die vollkommen sauber abgenagt wurden. So gründlich arbeitet keine Wolf, kein Kojote und auch kein Berglöwe. Diesem schrecklichen Fund ist ein Brand im örtlichen Labor vorausgegangen. Dort forschte bis zu dem schicksalhaften Feuer Prof. Gerald Deemer (Leo G. Carroll) an einer ganz besonderen Kraftnahrung. Dieses Tierfutter ist mit einem Wachstumshormon versetzt, dass einen Hasen innerhalb eines Tages auswachsen und ein Meerschweinchen größer als einen Bernhardiner werden lässt. Unvorstellbar was passieren würde, wenn eine Tarantel eine extra konzentrierte Dosis abbekommen würde und durch einen Brand in die Wüste fliehen könnte. In diesem Fall könnte schreckliches passieren… Ohoh.
“Maschingengewehre nützen nichts!”
Bei Tarantula handelt es sich um einen der vielen Monsterfilme, die Jack Arnold (Der Schrecken vom Amazonas) in den Fünfzigern für die Universal drehte. Diesmal dreht sich alles, wie der Titel es unschwer erraten lässt, um eine riesig mutierte Tarantel. Wieder einmal lernen wir, dass der Mensch nicht Gott spielen soll und sich besser nicht mit der Natur anlegen sollte. Falls doch braucht man Napalm und alles andere was mehr Durchschlagkraft als ein Maschinengewehr hat.
Damit verfilmt Jack Arnold seine eigene Geschichte, die er im selben Jahr schon mal als dritte Folge der ersten Staffel von Science Fiction Theatre veröffentlichte noch ein zweites mal. Er überarbeitete das Drehbuch von “No Food for Thought” noch mal um daraus einen Abendfüllenden Streifen zu machen. Die Geschichte ist im Grunde eine sehr solide Sache und warnt die Menschheit mal wieder davor Schindluder mit der Natur zu treiben. Hinzu kommt neben der gefährlichen Tarantel noch eine Liebesgeschichte. Treibendes Element der Lovestory ist Dr. Matt Hastings, gespielt von John Agar. Ein beliebter Sunnyboy der damaligen Zeit, bekannt aus vielen Autokinofilmen wie “In den Klauen der Tiefe” und “Die Totengruft des Dr. Jekyll”. Hier flirtet er unverhohlen die junge Biologin Stephanie, genannt Steve [sic!] an. Da staunt man. Eine junge Frau die Doktorin der Biologie werden möchte und das mitten in den Fünfziger Jahren. Dafür muss sie sich allerdings auch einige sexistische Kommentare gefallen lassen, trotzdem ist sie eine mutige Vorreiterin auf ihrem Gebiet. Bravo!
Verkörpert wurde die junge Biologin von Mara Corday (The Giant Claw), die ebenso wie Leo G. Carroll (Der unsichtbare Dritte) schon Filmerfahrung hatte. Schlecht spielt hier eigentlich niemand, abgesehen vielleicht von ein paar der Nebendarstellern. Sogar ein junger, nicht in den Credits zu findene Clint Eastwood ist ganz kurz als Kampfjetpilot zu sehen.
Die Effekte sind für damals eigentlich ziemlich gut und auch gut gealtert. Vor allem in den ersten Minuten sind die Bildprojektionen der mutierten Tiere echt toll geworden. Später wenn die Tarantel dann groß geworden ist gibt es so manche Szene die etwas schlecht zusammengefügt wurde. Gerade bei der Größe der Spinne war man sich nicht ganz so einig wohin es gehen sollte. So wird sie leider immer wieder kleiner und größer. Und auch für damals fehlen manchmal die wirklich gruseligen Momente.
Tarantula ist nicht in allen Belangen gut gealtert, aber trotzdem vollkommen zurecht ein geliebter Eintrag ins Genrebuch des Tierhorrors, als auch der Science-Fiction. Wirklich gestört hat mich nur John Agar, der zwar toll spielt aber letztlich einfach nur anstrengend schleimig ist.
Die Blu-ray Variante des Films, die die Tage von Koch Media auf den Markt geworfen wird ist nicht nur äußerlich wirklich schön geraten, nur echt mit Pappüberstülper und Wendecover, sondern glänzt auch mit toll restaurierten Ton und Bild. Gerade bei den Tarantel-Szenen des Finales kommen dabei aber ein paar nicht ganz perfekte Effekte zum Vorschein, die vorher noch nicht zu erkennen waren. Als Bonus befindet sich auf dem Datenträger noch die Super 8-Fassung, sowie die Normal 8-Fassung. Ein Interview mit Regisseur Jack Arnold ist ebenso enthalten wie der original Vorspann, eine Bildergalerie mit Promomaterial von damals und auch die deutschen und englischen Trailer dürfen hier nicht fehlen. Top!
6,6 von 10 tragische Taranteltanten