Tattoos (2009) [Paragon Movies]
Schon seit etlichen Jahrhunderten ist es normal das Naturvölker, Stammesverbünde Ureinwohner aller Orte der Erde ihren Körper verschönern. Ob nun eine Narbe die Volljährigkeit symbolisiert, ein Zeichen im Gesicht den Kastenstand kenntlich macht oder einfach nur wilde Zeichnungen die Krieger eines Stammes als besonders Tapfer auszeichnen. Tätowierungen und andere Körpermodifikationen gehören seit jeher zur Menschheit und heute verbreiteter und akzeptierter als jemals zuvor. Schuld daran sind sicherlich der Wegfall mancher gesellschaftlicher Normen und der sinkende Einfluss erzkonservativen Mächten in den westlichen Ländern. Trotzdem ist die Körperverschönerungskultur für viele gewöhnliche Menschen immer noch Neuland und völlig unbekanntes Terrain. So geht es auch der britischen Soziologie Studentin und Filmemacherin Sousila Pillay, die gemeinsam mit ihrem Freund S.J. Evans, der hinter der Kamera stand eine Dokumentation filmte, die Antworten auf die Fragen sucht woher die Faszination an Tattoos kommt, warum sie so beliebt sind und welche gefahren dahinter stecken können. Um dies herauszufinden interviewt sie stark tätowierte und anders modifizierte Menschen, Tattoo-Künstler, Soziologen, Psychologen und auch einige Stars.
Ein wenig merkwürdig ist es ja schon wenn eine junge Dame etwas zu stark voreingenommen und Panik machend über Tattoos spricht und sich fragt wer überhaupt auf die Idee kommen kann irgendwelche Körperveränderungen an sich durchführen zu lassen. Besonders wenn diese Person selbst Piercings und viele Ohrringe trägt. Ziemlich oft kommt es einem jedenfalls so vor, als hätte Sousila Pillay nur sehr wenig nachgedacht bevor sie die Kamera anschalten lies. Nach ihren ersten Nachvorschungen beginnt sie allerdings Vorurteile abzubauen und stellt ein paar Fragen die durchaus interessant, wenn auch meist nur oberflächlich beantwortet werden.
Dabei ist es interessant wenn ein paar der eher freakigen Gesellen ins Gespräch genommen werden. Einige von ihnen sind interessante Gesprächspartner, die schon allein durch ihr Auftreten Vorurteile abbauen können. Dabei wäre es vielleicht noch schön gewesen ein paar weibliche Akteurinnen zu befragen. So ist es doch etwas zu sehr männlich dominiert. Ihre Fragestellung bleibt oftmals aber schon sehr von ihrer eigenen Meinung eingefärbt, auch wenn sich ihre eigene Einstellung mit der Zeit schon wandelt. Trotzdem versucht sie zu oft Aussagen in die Ecke zu drängen, die ihre eigene Narrative gerade benötigt. Stört schon. Andererseits ist auch ärgerlich, dass nicht alle Gespräche einen richtigen Kreislauf haben und ein paar Entwicklungen im Sand verlaufen. So wird zum Beispiel einer der Interviewpartner wegen seinem Aussehen auf der Straße zusammengeschlagen, sie versäumt es aber ihn noch mal wieder zu treffen. Außerdem begleitet sie eine Dame, die ihre Brüste durch Brustkrebs verlor und die jetzt anstatt einer weiteren Operation lieber tätowierte Brustwarzen möchte. Auch die begleitet sie nur einmal und wir erfahren nicht wie ihre Geschichte weitergeht. So weit gibt es also einige Probleme, die aber dieser nur mäßig Informativen Doku nicht mehr zu viel antun können.
Schlimmer wird es da schon bei den interviewten Stars. Natürlich helfen große Namen auf dem Cover den Film an den Mann zu bringen. Die Leute sollten aber auch etwas zum Thema zu sagen haben. Dem ist hier allerdings fast gar nicht so. Julie Benz (Buffy) fabuliert einige Minuten irgendwas wirres über Hummeln zusammen. Danny Dyer (Dead Cert) ist müde und hat nen deftigen Kater, David Carradine (Trick or Treats) findet Tattoos cool und hat selbst welche, Warwick Davis (Leprechaun) findet sie okay, Billy Boyd hat ein Herr der Ringe Tattoo und so weiter. Alles wirklich nicht interessant außer man steht auf Gossip und vollkommen wahllos vor die Kamera gestellte Stars. Es wird ziemlich schnell klar, dass die Macher sich mit keinem der Promis auch nur ein wenig beschäftigt haben und stattdessen einfach auf eine Horror/Fantasy Convention gefahren sind und einfach jeden berühmten Menschen zum Thema ihrer Doku befragt haben. Total nutzlos und ein unnötiger Zeitfresser.
Die restliche Zeit der 94 Minuten werden noch ein paar ganz besonders merkwürdige Freaks mit ultra hässlichen Hautbildchen vorgestellt, es gibt noch eine Freakshow mit Haken durch den Rücken und ähnliches zu sehen und auch Narbentattoos und eine Zungenspaltung werden kurz gezeigt. All dies soll nur schocken und vermutlich dabei helfen das Thema dann doch noch ein bisschen krasser wirken zu lassen. Dazu dann noch ein bisschen Panik vor Hepatitis und HIV machen und fertig ist eine äußerst schlecht recherchierte, planlos gefilmte und unseriöse Dokumentation. Schlimm sind zudem noch die technischen Mangel.
Das Bild der DVD ist sehr körnig, die Kameraführung oft stümperhaft, andauernd kommen nervige Farbfilter zum Einsatz, die zudem keine Funktion haben wer kein englisch kann wird sich mit einer extrem schlechten, lose drüber gesprochenen Nachsynchro abkämpfen müssen. Untertitel wären eine billigere und sehr viel bessere Entscheidung gewesen, auf die hat man aber leider ganz verzichtet.
3 von 10 magische Genitaldrachen