Ich - Ein Groupie: Das Mädchen mit dem Einwegticket (1970) [Ascot Elite]
Vicky (Ingrid Steeger) schläft in ihrer Funktion als Groupie mit Stewart (Stewart West), dem Sänger ihrer Lieblingsband. Sofort verliebt sie sich in ihn, doch als sie aufwacht ist er schon zu seiner Europa Tournee verschwunden. Eigentlich Grund genug ihn wieder zu vergessen, stattdessen will sie ihn und somit ihre große Liebe wiederfinden und reist ihm quer durch Europa hinterher. Begleitet wird sie auf ihrer Reise von Amsterdam, nach Zürich und Berlin, von ihrer besten Freundin Vivian (Vivian Weiss). Vivian hat einige zwielichtige Kontakte, wodurch sie die Beiden finanziell durch Hasch Dealereien über Wasser halten kann. Dadurch kommen sie so manches Mal in eine unschöne Situation und wenn sie nicht gerade mit anderen Rockern ins Bett gehen, müssen sie sich gegen gewalttätige Hells Angels, den Zoll und sogar eine Satanssekte zur Wehr setzen.
Anfang der siebziger entstand Ingrid Steegers (Die Stewardessen) großer Schmuddelfilmerfolg “Ich, Ein Groupie” unter der Regie eines gewissen Fred Williams. Dabei handelt es sich mal wieder um den Schweizer Schmuddelguru Erwin C. Dietrich (She-Devils of the S.S.) der eines seiner vielen Pseudonyme im Einsatz hat. Wer allerdings nichts mit dem Film zu tun hat ist Roger Corman (Der Mann mit den Röntgen-Augen), auch wenn das gerne behauptet wird. Schuld daran ist natürlich Dietrich selbst der genauso ein Marketing Profi und Schlitzohr ist wie Corman selbst, bewarb er seinen neusten seichten Erotikfilm als Ausgeburt der US-amerikanischen Autokinolegende. Corman fand das dann nicht so lustig und so musste Dietrich das dann auch sein lassen nachdem der Regisseur die falsche Werbung mit seinem Namen beanstandete. Neben Dietrich hat allerdings mit Jack Hill (Switchblade Sisters), bekannt für seine Blaxploitation und WiP Movies, meist für Corman gedreht, noch ein weiterer Regisseur am Projekt mitgearbeitet. So heißt es jedenfalls.
Im Grunde beginnt der Film recht unaufgeregt, aber ziemlich cool. Schließlich besteht der gesamte Soundtrack aus Songs von “Birth Control”, über die ich ja gerade erst gesprochen habe und “Murphy Blend”. Musikalisch ist der Streifen daher schon mal eine sichere Nummer für jeden der auf Progrock und wildes Rumgeorgel steht. Natürlich wird auch im Bett georgelt, wobei man verblüfft darüber sein kann wie zahm es die meiste Zeit zugeht. Wirklich verdorben geht es hier jedenfalls nicht zu. Zumindest zuerst nicht.
So verkommt die erste Hälfte des Films zu einem recht unmotivierten Roadmovie mit zwei sehr ansehnlichen Hauptdarstellerinnen, die gar nicht mal so schlecht spielen. Ingrid Steeger ist eine sehr gute Hauptdarstellerin und Vivian Weiss ist nicht viel schlechter. Komisch dass sie nur an diesem Film mitgewerkelt hat. Nach ungefähr der halben Spielzeit müssen die Akteurinnen und die Musik nicht mehr ganz alleine die Unterhaltung übernehmen, denn ganz plötzlich ändert sich der Film recht heftig. Vergewaltigung, Hells Angels, Heroinsucht und dann auch noch ein Satanskult. Das Drehbuch scheint vollkommen durchzudrehen und auch wenn in diesem Wahnsinn ein gewisser Reiz liegt, zerschießt sich der Film ab diesem Zeitpunkt total. Jedenfalls habe ich ab da das Interesse verloren und wunderte mich eher anteilnahmslos über all die neuen verrückten Wendungen. Merkwürdiger Film.
Das der gute Erwin hier zwei echte Hells Angels angeheuert hatte, sollte sich später übrigens noch rächen. Eine der nackten Damen des Films war nämlich die Beifahrerin von einem der Rocker. Diese fand ihre Cellulite im fertigen Film dann ziemlich hässlich, woraufhin sie nicht mehr Teil der Sache sein wollte. Der Film war allerdings fertig und Dietrich nicht dazu bereit Szenen neu zu drehen. Daraufhin drohten die Angels ihm mit Gewalt und auch damit die Kinos zu Brei zu schlagen in denen der Film gezeigt wurde, weshalb einige Schweizer Kinos den Film nur unter Polizeischutz vorführen konnten. Am Ende stellte Dietrich die schweren Jungs mit einer edlen Spende für die Clubkasse ruhig.
Einer der technisch hochwertigeren Filme seiner Sorte, verschenkt “Ich - Ein Groupie” auf den letzten Metern viele Punkte und ist am Ende weder erotisch noch auf trashige Art unterhaltsam. Der verworrene finale Akt, hat einige kuriose Szenen zu bieten, sieht man davon aber ab bleibt eigentlich nur der gute Soundtrack und Fragmente, die scheinbar aus verschiedenen Filmen stammen und für sich allein gesehen bestimmt einen annehmbaren Film bilden könnten. So wirkt die Mixtur krude und nur zufällig so entstanden. Trotzdem ein besserer Emporkömmling des Genres und sicherlich einer der Dietrichs, die man gesehen haben kann.
Die Blu-ray ist qualitativ recht gut geraten und noch viel wichtiger vollkommen vollgepackt mit vielen Extras. Die da wären: Italiensiche Langfassung (ca. 99 Min. in HD), Trailer, Memories of a Groupie (Erwin C. Dietrich und Peter Baumgartner im Interview), Andreas Mannkopf: von Groupies & Stewardessen, Rolf Eden: Ich, ein Groupie, Italienischer Cineromanzo, Fotogalerie, Frozen Angel (Trailer), Interview mit Erwin C. Dietrich (Rom-Teil), Trailershow
4 von 10 passend betitelte Bands