Montag, 11. April 2011

Hack/Slash #1 - Der erste Schnitt (Cross Cult)

Hack/Slash #1 - Der erste Schnitt (Cross Cult)

Cassandra "Cassie" Hack, die Tochter von Dr. Jack und Delilah Hack, wuchs in West-Wisconsin auf. Ihr Vater verließ die Familie bald nachdem sie geboren wurde, so dass Cassie mit ihrer exzentrischen Mutter, die als Köchin in einem nahe gelegenen Gymnasium tätig ist, zusammenleben muss. In ihrer Kindheit und Jugend war sie ein sehr zurückhaltendes und einsames Mädchen und wurde von ihren Mitschülern seelisch und körperlich Misshandelt, weil sie für diese nicht cool war und sich etwas zurückzog.
Ihre geistig unausgewogene Mutter reagiert auf die Schikane ihrer Tochter damit, dass sie jeden Mitschüler tötet und kocht, der ihrer Tochter etwas antut, was ihr den Spitznamen „Lunch Lady“ einbrachte. Den letzten Ausbruch ihrer Mutter kann die junge Cassie zwar verhindern und das Opfer gerade noch befreien ist dann allerdings gezwungen dem Leben ihrer Mutter ein Ende zusetzen. Seit dem zieht sie durch die Welt, auf der Jagd nach Killern und Slashern.


Diese qualitativ sehr hochwertige Hardcover Ausgabe aus dem Cross Cult Verlag umfasst die ersten drei One Shot Issues, der Hack / Slash Reihe plus eine weihnachtliche Kurzgeschichte mit den beiden Protagonisten und wird durch eine Galerie aus Fanzeichnungen, Drafts und Charakterbeschreibungen der einzelnen Slasher gut abgerundet.
Der Aufbau der einzelnen Abschnitte ist, wie bei One Shots üblich eine in sich geschlossene, episodenhafte Handlung. Diese Art des Aufbaus wurde von einigen Kollegen sehr stark kritisiert, erzeugt für mich persönlich allerdings einen interessanten Reiz, da es einem vorkommt als sähe man eine wöchentliche Fernsehserie. Dies versetzt den Leser (sofern dieser sich auf die Thematik einlassen mag) in die Situation sich zu fragen was wohl in der nächsten Ausgabe für Abenteuer auf die „Helden“ warten.
Um dieser Struktur gerecht zu werden, gehe ich im folgenden auf die einzelnen Handlungen und ihre jeweiligen Besonderheiten ein.

Eingeschläfert – Euthanized
Eingeleitet wir die Geschichte durch eine Rückblende in die Kindheit von Cassie, um dem Leser ihre eigene Leidensgeschichte, näher zu bringen. Außerdem erfährt man hier, dass sie Vlad einen „lieben Giganten“ kennenlernte, der sie auf ihrer Jagd nach dem Abschaum der Welt begleitet.
Vlad und Cassie müssen hier gegen Bobby, ein rachsüchtigen, untoten Slasher mit der Fähigkeit, tote Tiere zu kontrollieren, bekämpfen. Bobby wurde zu seinen Lebzeiten von dem Verlobten der örtlichen Tierärztin aus Eifersucht gequält und bis zum Tode misshandelt.
Dieses Kapitel ist das erste, dass von Stefano Caselli gezeichnet wurde, was sich in einem höheren Grad an Realismus niederschlägt, der durch eine detailliertere Linienführung und mehrere Schichten von Schattierungen realisiert wurde.


Gestorbene Mädchen - Girls Gone Dead
In diesem Kapitel verschlägt es Cassie und Vlad an die kalifornische Küste genau zur Zeit des Spring-Breaks, wo sich grade alle Jugendliche des Landes das Hirn mit Alkohol und dem obsessiven Ausleben ihrer Triebe beschäftigen. In diesem Ambiente müssen die beiden Slasherjäger, gegen Vater Wrath kämpfen einen Pristerslasher, der von einem demütig-durchgeknallten katholischen Schulmädchen beschworen wurde, weil ihr Ex-Freund sie mit einem Flittchen am Spring Break vor einem Jahr betrogen hatte. Vater Wrath, der zu Lebzeiten ein Hassprädiger gewesen war, wurde von seinem Neffen todgeschlagen, als er diesen in Frauenkleidern sexuell belästigen wollte.
Kapitel zwei zeigt neben dem schrecklichen Verhalten von Jugendlichen zur Paarungszeit auch einen neuen Stil aus den Stiften von Federica Manfredi. Ihr Stil ist etwas comichafter als der realitätsnahe Stil von Caselli, ist aber auf seine Art mit den Vollkolorierungen ohne den exzessiven Einsatz von Schattierungen,  ebenfalls sehr ansehnlich gelungen. Auch charakterlich tut sich was wird Cassie hier ein wenig mit ihren eigenen Sehnsüchten nach Anerkennung konfrontiert und sei es auch nur für einen kleinen Augenblick.

Das Comic-Messen-Massaker – Comic Book Carnage
Convention Zeit – Nerd Zeit diesmal ist es in Philadelphia soweit, die Whizzer Comic Convention öffnet ihrer Tore und jede Menge lichtscheues Gesindel macht sich über die Comicstände her. Highlight in diesem Jahr ist der neue Comic von Young Buck Entertainment „Wunderkind“ eine düstere Neuauflage des einstigen Superheldenklassikers. Doch es geschehen Morde die nach der Anwesenheit von Cassie und Vlad verlangen, die einen Slasher im Verdacht haben nach und nach jeden der Mitarbeiter von Young Buck umzubringen. Doch handelt es sich diesmal um den menschlichen Mörder Lloyd dessen fötusartiger Zwillingsbruder in den Eingeweiden seines Bruders lebt und ihn beim morden unterstützt. Sehr bemerkenswert sind in dieser Folge die Gast bzw. Kameoauftritte von Steve Niles (30 Days of Night) als Co-Autor von Wunderkind, Skottie Young (The Human Torch) als Zeichner, Messy Stench (Model, Schauspielerin) als Koloristin und der wohl bekannte Robert Kirkman (The Walking Dead) als Co-Autor.

Schlitzen durch den Schnee – Slashing Through the Snow (Sonderausgabe)
Diese Sonderfolge zeigt in sehr kindlichen Zeichnungen und mit einer gedichthaften Textfassung, die Geschichte von Rudolph dem Mörder der Weihnachten hasst und wie er von Cassie und Vlad zur strecke gebracht wird. Diese dreiseitige Kurzgeschichte wurde ursprünglich als Zugabe für den Sammelband 'Omnibus' geschrieben.

Die Serie gefällt mir bereits in dem ersten Hardcover Sammelband ziemlich gut, die Charaktere sind liebenswert und kämpfen für eine nachvollziehbare Sache, man sorgt und fiebert bei den Abenteuern mit und möchte gern sehen was die nächste Geschichte für Abscheulichkeiten bereit hält. Ganz besonders hat mir aber Cassie gefallen, die als Protagonistin nicht nur Mittel zum Slasherzweck geworden ist, sondern einen wirklich glaubwürdigen Charakter verkörpert. Immer wieder erlebt man in kurzen Moment, wie sie mit sich und ihrer Vergangenheit hadert. Ihre inneren Konflikte, dass sie Angst hat selbst zu dem zu werden was sie hasst und das sie manchmal auch einfach gern gemocht worden würde geben ihr eine sehr menschliche Seite.
Entgegen der oberflächlichen Erwartung, ist sie in jedem Fall trotz ihrer betont weiblichen (manche würden sagen sexistischen) Darstellung kein eindimensionaler und ein sehr starker Mensch und Charakter.

8.9 von 10 geslashte Slasher