Der chinesische Philosoph Laotse soll seiner Zeit gesagt haben: "Die Erinnerung ist eine mysteriöse Macht. Sie bildet Menschen um. Wer das, was schön war, vergißt wird böse. Wer das, was schlimm war, vergißt wird dumm." Diese Fragilität innerhalb des menschlichen Erinnerungsvermögens und die Möglichkeit darin zu lesen wie in einem Buch, sind leitendes Motiv von Nir Paniris " Memory Effect".
Der erfolgreiche Wissenschaftlicher Tom (Sasha Roiz) hat gemeinsam mit seinem Kollegen Garrett eine unglaubliches technisches Verfahren entwickelt, welches es den Benutzern ermöglicht sich in die Gedanken anderer zu transferieren. Der angeschlossene Teilnehmer ist innerhalb dieser Ebene ein stummer Zuschauer hat aber über das neutrale Interface namens "Minnie" stets Zugriff auf das gesamte geistige Repertoire der Zielperson. Eine so bahnbrechende und vor Allem kostspielige Erfindung zu bauen, können sich die Garagenbastler selbst nicht leisten und so holen sie sich einen anonymen Investor mit ins Boot.
Am Tag der großen Präsentation erfahren die beiden Genies dann die Identität des spendablen Geldgebers. Es handelt sich um einen Vertreter des Verteidigungsministeriums, welches die neue Erfindung gern zur Tataufklärung bei Schwerverbrechen nutzen möchte. Doch als sich Tom zu einer Verbindung mit einem Kriminellen bereit erklärt, um dessen Schuld an der Ermordung seiner Freundin zu beweisen, kommt es zu einem schweren technischen Defekt und Toms Bewusstsein steckt fortan in den Gedanken des Verbrechers fest. Vier Jahre lang liegt sein Körper im Koma während sein Verstand in den Erinnerungen des Anderen weiterlebt. Durch einen Zufall gelingt es ihm schließlich sich in das Bewusstsein vorzuarbeiten und Kontakt mit der Außenwelt aufzunehmen.
Die Geschichte um Gedankenmanipulationen und die Reise ins Unterbewusstsein des Menschen, ist vielen sicher aus Filmen wie Inception oder Minority Report ein Begriff. Auch “Memory Effect“ begibt sich auf diese Ebene, jedoch mit einem etwas anderen Anspruch. Zum einen wird die packende Flucht Toms aus den Gedanken des Fremden inszeniert, zum Anderen geht der Film aber auch auf die Entstehung und die Beeinflussung von Gedanken ein. Selbstverständlich sind alle Techniken, in jedem dieser Filme, reine Fiction und man benötigt kein "Galileo Special" um den geringen Realismus dieser Verfahren zu erkennen. Trotzdem gelingt es hier auf durchaus unterhaltsame Weise eine visuelle Sicht auf die Gedankenwelt zu erhalten. Durch Minnies Fähigkeiten beliebige Erinnerungen abzuspielen und das Geschehen zu steuern, ist die Spannung und das Interesse am Verbleib der Hauptpersonen durch aus gegeben.
Gut gefallen hat mir auch, dass es dem Filmteam gelungen ist, trotz eines kleinen Budgets den Realismus und die Glaubwürdigkeit innerhalb der Welt gut aufrecht zu erhalten. Mit einigen wenigen Spezial-Effekten, aber dafür geschicktem Schneiden und Überblenden zwischen Außen- und Gedankenwelt kann man dem Geschehen, selbst bei mehrmaligen Gedankensprüngen gut folgen.
Die vorliegende DVD-Version von Sunfilm, bietet eine solide Bild- und Ton-Qualität mit den auf HD-Fernsehern üblichen Abstrichen, wie Bildrauschen und einer geringeren Auflösung.
Memory Effect ist eine unterhaltsame Reise in die sonderbare Welt der menschlichen Gedanken, durch sein gutes Erzähltempo, eine Balance aus Spannung und Ruhe, sowie einer geschickten Wendung kann man sich den Film gern einmal ansehen.