Das Teufelsweib (1958) [Maritim Pictures]
Wir befinden uns in England und das 18. Jahrhundert neigt sich gen Ende. Zwar hat der junge Sir Paul Deverill (Keith Michell) ein Herrenhaus, Ländereien und andere Reichtümer geerbt, allerdings hat sein sündiges Leben und seine Vorliebe fürs Zocken haben ihn ganz schön runtergewirtschaftet. Um sich doch noch irgendwie über Wasser zu halten bändelt er mit Vanessa (Clare Austin) an. Zwar liebt er sie nicht, dafür ist sie die Tochter seines reichen Nachbarn und das Geld kommt ihm gerade ganz recht. Doch dann lernt er die hübsche Belle (Melina Mercouri) kennen, die er vor der Lynchjustiz der Dörfler bewahrt. Er verliebt sich und sie lässt sich seine Nähe gefallen. Jedenfalls solange er genug Geld hat um ihr ein leichtes Leben zu finanzieren.
Eieiei, für damalige Sehgewohnheiten traute sich dieses Melodrama im historischen Setting ein paar recht unartige Sachen. Gerade wie krass die heißblütige Belle den ollen Paul ausnimmt und dominiert, war für gesittete Herrschaften sicher erstmal gewöhnungsbedürftig. Auch wird der sexuelle Akt einige male angedeutet oder recht offen symbolisiert. Könnte für das damalige Publikum sicherlich alles aufregend gewesen sein, lässt sich auf Heute aber nur noch schwer übertragen.
Stattdessen bekommen wir eine schon für damals sehr klischeehafte Darstellung der “Zigeunerin” und sogar ein Kind in Black Face. Ansonsten wird’s einige male schnulzig, dazu dann etwas Verrat und Drama. Konnte mich jetzt zu keiner Zeit packen. Melina Mercouri ist hier in ihrer ersten großen Rolle zu sehen und kann überzeugen. Ihre Energiegeladene Performance macht die Szenen mit ihr sehr interessanter als die meisten anderen. Das größte am Film, natürlich neben dem großartigen Alternativtitel “Dämon Weib”, sind die leider viel zu kurzen Auftritte von Patrick McGoohan (Geheimauftrag für John Drake). Charismatischer Typ und von mir immer äußerst gerne von mir gesehen. Jedenfalls einer meiner liebsten britischen Darsteller überhaupt. Abgesehen von den beiden gibt es nur wenig spannendes zu berichten.
Handwerklich macht man hier einen guten Job, leider wird der eigentlich ganz auszuhaltende Plot durch die nicht gerade zeitlose Umsetzung ziemlich schnell öde und wirft zu sehr mit Klischees um sich. Hinzu kommt noch Keith Michell, der in der Hauptrolle nicht wirklich glänzt und im direkten vergleich zu seinen Mitdarstellern sicherlich nicht lange erinnert wird.
Zwar auch abgesehen vom immer großartigen Patrick McGoohan, kein schlechter Film. Dafür aber schlecht gealtert und heute teilweise zu lahm, zu theatralisch und manchmal einfach daneben. Wer ein nicht zu schnulziges Liebesdrama von damals sucht, könnte vielleicht Spaß daran finden.
Die Bildqualität ist gut und die deutsche Synchro klingt auch nicht schlecht. Der englische O-Ton ist auch anwählbar, wer es aber richtig trashig möchte, schnappt sich die spanische Tonspur, herrlich schlecht. Bonusmaterial oder Trailer gibt es dafür dann aber absolut keine.
4 von 10 doppelte Säcke