We are what we are (2013) [Koch Media]
Die Parkers sind eine mittelamerikanische Familie, die sehr zurückgezogen lebt und gleichzeitig jegliche Erfindungen und Bräuche der modernen Welt ablehnt. Stattdessen pflegen sie eine ganz eigene Familientradition, der alle Folgen ohne sie zu hinterfragen. Es geht sogar so weit, dass sie nicht mal einen Arzt rufen als die Mutter der Familie immer kränker wird und letztlich sogar verstirbt. Nun müssen die beiden Töchter die Rolle der Frau im Haus übernehmen. Dazu gehört auch das dunkelste der Familiengeheimnisse fortzuführen und zu verteidigen. Doch ein Monsunartiger Regensturm droht alles auffliegen zu lassen und spült einiges ans Tageslicht. So kommt auch die Polizei ihnen immer mehr auf die Spur.
We are what we are ist das US-amerikanische Remake des gleichnamigen mexikanischen Horrorfilms von Jorge Michel Grau (The ABCs of Death). Hat nicht mal ganz drei Jahre gedauert. Man hat also mit den Dreharbeiten mit dem Remake begonnen, da war das Original gerade erst draußen. Man kann den Amerikanern natürlich auch keinen synchronisierten Film anbieten und vom Untertitel lesen würden sich vermutlich explodieren. Eine sehr merkwürdige Entwicklung. Ich habe das Original bisher aber noch nicht gesehen, vielleicht war es ja gar nicht die dümmste Idee. Toll ist dieser Trend aber jedenfalls nicht.
Und wen beauftragt man mit so einem Projekt? Jim Mickle! Ein junger aufstrebender Regisseur, der durch gute und frische Horrortitel wie Stake Land auf sich aufmerksam machen konnte. Mit der Originalität hat es sich jetzt aber erledigt und er macht Auftragsarbeiten für Studios. Naja… Die Geschichte ist nicht unbedingt die aller ideenreichste. Die erste halbe Stunde bringt das Rätseln um das Geheimnis noch recht Laune, da es dann noch in verschiedene Richtungen gehen könnte. Bald weiß man aber wo es hingeht und die erste Stunde wird zur Geduldsprobe. Eigentlich habe ich nichts gegen solch einen ruhigen und behutsamen Aufbau, aber hier fühlt es sich zu oft so an, als würde es keine angepeilte Richtung geben. Abgesehen von der Ziellosigkeit und der zu gemächlichen Gangart wird aber nicht gemeckert.
Von der ersten Sekunde an schafft es die filigrane Kameraarbeit den Zuschauer in den trostlosen und melancholischen Alltag der Parkers zu ziehen. Lichtblicke und Hoffnung sind hier fehlt am Platz und es wird im Verlauf nur noch düsterer bis sich all das negative in einem äußerst mitreißenden und teilweise auch nur schmerzhaft anzusehenden Finale entlädt. Blutig wird es hier nicht oft, wenn dann ist der Zuschauer aber nah am Geschehen und spürt es förmlich selbst. Zusammengehalten wird der Film von Bill Sage (American Psycho). Als Familienoberhaupt hilft der erfahrene Darsteller den anderen, meit noch jungen und unerfahrenen Darstellern über sich hinaus zu wachsen. Ohne ihn würden viele der Szenen jedenfalls nicht funktionieren und einige der anderen Figuren entfalten ihr Potential erst wenn sie auf ihn treffen.
Langsam abgefackelter Horror der alten Schule in einem eigenständigen und sehr gekonnt konstruiertem Look. Funktioniert gleichermaßen als Familiendrama, Horrorfilm und Psychothriller, unterhält dabei aber erst so richtig in der zweiten Hälfte und hat bis dahin mit einigen größeren Längen zu kämpfen.
Die DVD von Koch Media bietet euch nicht nur ein sehr gutes und klares Bild, sondern auch eine passende deutsche Synchro. Als Bonus wurden noch drei Featurettes und der englische, sowie der deutsche Trailer auf die Disc gepresst.
6,4 von 10 alte Ringe