The Twilight Zone: Unwahrscheinliche Geschichten - Staffel 1 (1959-1960) [Koch Media]
Absolut Spoilerfreies Review zur ersten Twilight Zone Staffel. Anfang der Fünfziger Jahre begann Rod Serling (Planet der Affen) seine Arbeit im Fernsehen. Als Drehbuchautor und Produzent erhielt er schon kurz darauf seinen ersten Emmy für “Patterns”, auf den noch fünf weitere folgen sollten. 1959 erdachte er ein Konzept mit dem er die Fernsehlandschaft ganz schön durcheinander brachte. In einer Zeit, in der man den Zuschauern gerne mal alles vorkaute und immer wieder erklärte, erschuf er Twilight Zone, bei uns als Unwahrscheinliche Geschichten bekannt. Bezeichnend für die Serie war ihre Verwurzelung in den Genres Science-Fiction, Mystery, Horror und Thriller und eben vor allem die meist ungeahnten Wendungen oder Pointen. Der Finale Twist kann dabei neue psychologische Ebenen auftun, erschrecken oder auch einfach nur zynisch, makaber, lustig oder rührend sein. Im Staffel Finale gibt es sogar 4th Wall Breaks. Also wirklich einige frische Ideen, die man bisher im Medium nur selten finden konnte. Dazu benötigten die von einander unabhängigen Folgen durchschnittlich nur 25 Minuten inklusive An- und Abmoderation durch Serling selbst.
Dieses Konzept war so erfolgreich, dass nicht nur viele Nachahmer auf die Bildfläche traten, wobei Twilight Zone auch nicht die allererste Serie dieser Art war, sondern die Serie selbst mehrere Emmys gewann und insgesamt fünf Staffeln lang erhalten blieb. Darauf folgten zwei Neuauflagen und ein Kinofilm, sowie mehrere Comics. Zum Erfolg trugen natürlich auch die großartigen Writer bei, die einige der bis dato cleversten und interessantesten Science-Fiction Geschichten ablieferten. Da es ja hier um die erste Staffel gehen soll, müssen neben Serling nur noch zwei weitere Autoren genannt werden, denn die ersten 36 Episoden wurden nur von drei Personen geschrieben. Neben dem Mastermind der Serie waren noch Charles Beaumont und Richard Matheson für die Drehbücher zuständig. Beaumont war ein erfolgreicher Autor, der vor allem für seine unzähligen Horror und Science-Fiction Geschichten bekannt wurde. Neben einigen Twilight Zone Episoden stammen auch einige Drehbücher für Roger Corman von ihm. Matheson muss man wohl keinem Genrefan mehr vorstellen. Unter anderem schrieb er die Vorlagen für Filme wie Last Man on Earth oder Duell. Gemeinsam schrieb das Trio 127 der insgesamt 156 Folgen.
Neben den Autoren brachte die Serie auch vielen Darstellern den Durchbruch. So enthält sie frühe Auftritte von Darstellern wie Bruce Willis, William Shatner, Peter Falk, Burgess Meredith und Jack Klugman. Burgess Meredith (Rocky) spielt hier zum Beispiel sehr packend einen Mann, der nichts möchte als endlich in Ruhe zu lesen, während Jack Klugman (Quincy M.E.) ein Trompeten spielender Geist ist. Zu den guten Geschichten und einer oftmals überraschend treffenden Besetzung kommt noch diese ganz besondere Atmosphäre, die jede Folge zu einem Highlight macht und sie unverwechselbar erscheinen lässt. Die Sets sind meist recht günstig aber doch schön zusammengestellt. Meist sieht man den Räumen an, das sie nur im Studio stehen und etwas wacklig konstruiert sind, aber negativ fällt es eigentlich nur sehr selten auf. Auch das viele Elemente der Kulissen einige male leicht abgewandelt wiederverwendet wurden ist nicht zu schlimm. In allem also eine verdammt gut gealterte Serie, die man auch heute noch ohne Probleme sehen kann, jedenfalls solange man auch auf viel Action und Bumbum verzichten kann. Ich finde es jedenfalls großartig wie man es damals schaffen konnte auch über lange Zeiträume nur durch talentierte Darsteller und toll geschriebene Dialoge zu fesseln.
Koch Media hat die Serie nun neu aufgelegt und bisher die erste Staffel auf Blu-ray veröffentlicht. Die Bildqualität ist durchgehend sehr gut und bis auf die Serling Promos und ein paar wenige Szenen ungeahnt sauber und klar. Scheinbar ist man bei der CBS unfassbar sorgsam mit den Mastern umgegangen. Sieht man selten so was. Auf insgesamt sechs Discs bekommt ihr alle 36 Folgen der ersten Staffel und einen riesigen Batzen Extras. Auf deutsch ist enthalten was man auftreiben konnten, ein paar wenige Szenen sind allerdings nur im O-Ton enthalten, genauso wie die Serling Promos. Die deutsche Synchro ist zudem noch nicht nur ein nostalgisches Highlight, sondern auch wirklich gekonnt. Vor allem der leicht zynische und unterkühlte Erzähler, der Serlings Part übernimmt, tut alles um dessen einzigartig charismatische Art zu imitieren, was auch meist gelingt.
Zentraler Teil der Extras sind 36 Audiokommentare und einige Episodenbezogene Interviews mit Machern und Darstellern. Dazu kommen isolierte Musikspuren, 18 der Folgen in ihrer englischen Radiohörspielversion, Promos, Teaser, Werbeclips, die Originalversion der Pilotfolge, Ausschnitte aus den Emmyverleihungen und der deutsche Vorspann. Ein sehr cooles Extra sind dann noch zwei weitere komplett enthaltende Folgen älterer Serien. Da wäre einmal die Tales of Tomorrow Episode #19 der ersten Staffel “What you need”. Dabei handelt es sich um die Originalversion der später in Twilight Zone wiederverfilmten, gleichnamigen Folge. Zuletzt ist da noch “The Time Element” aus dem Westinghouse Desilu Playhouse. Dabei handelt es sich ebenfalls um eine Folge, die in der Twilight Zone sehr stark abgeändert und verkürzt wiederverfilmt wurde, aber auch um Serlings erste Story im Stil der unwahrscheinlichen Geschichten. Dabei handelt es sich also um die Urversion von Serlings Idee, mit der alles angefangen hat.. Abgesehen davon wird diese einstündige Folge durch eine eindrucksvolle und umwerfende Performance von William Bendix gekrönt. Gibt echt nichts zu meckern. Eine formidable Veröffentlichung, auf die im März nächsten Jahres die zweite Staffel folgen soll. Hoffen wir, dass die Verkaufszahlen gut sind und wir bald alle fünf Staffeln der legendären Serie in HD besitzen dürfen.
9 von 10 zerbeulte Fingerhüte aus Gold