Dial H - Bei Anruf Held #2: Scheibenkleister! (Panini)
Dieser Sammelband von Panini enthält die US-Hefte Dial H #6-#15.
Vor kurzer Zeit noch war Nelson ein fetter und fauler Sack, der seinen Arsch nur zum Nachos holen aus dem Sessel schwingen konnte. Damit war aber unverhofft Schluss als sein guter und wohl auch einziger Kumpel, der stadtbekannte Kleinkriminelle Darren, stress mit seiner eigenen Gang bekommt. Um ihn zu retten wollte Nelson die Polizei rufen, geriet dabei aber an eine Telefonzelle mit einer ganz besonderen Wählscheibe. Dabei handelt es sich nämlich um einen antiken Artefakt, der ihn in einen zufällig ausgewählten Helden verwandelt wenn er die richtige Kombination wählt. Seitdem hat er viele Heldenidentitäten, wie den Heulsuser oder die Kampfschnecke angenommen. Zur Zeit versucht er mit Manteau, wie seine Freundin, die in die Jahre gekommene Dame Roxie heißt wenn sie grad mal keine aufreizende Heldenidentität angenommen hat, die Geheimnisse des Wählscheibenartefakts aufdecken. Ihre Suche führt sie zu den abgelegensten Orte der Welt und in so manches völlig unbekanntes Terrain. Dabei treffen sie auf alte, neue und vor allem überwältigend mächtige Feinde. Zum Glück ist die Wählscheibe gnädig und beschert Nelson nicht nur unnütze Verwandlungen, sondern macht ihn sogar mal zum Flash. Allerdings bringt sogar diese Verwandlung ihre ganz eigenen Probleme.
Den Inhalt des zweiten und somit auch leider schon letzten deutschen Dial H Trades derart oberflächlich wiederzugeben ist recht einfach, wird dem überaus intelligenten Writing von Herrn Miéville aber natürlich nicht gerecht. Wirklich zu erklären was genau passiert ist aber scher, mühselig und nimmt dem potentiellen Leser auch gleichzeitig die Möglichkeit diesen wahr gewordenen Wahnsinn selbst zu erleben. Und davon hat Dial H eine Menge zu bieten. Vermutlich kann man sogar sagen, dass es in den letzten Jahren vielleicht eine handvoll Superhelden Comics die teilweise auch nur annähernd mit derartig vielen grandiosen Ideen vollgepackt waren wie diese Reihe. Dass so etwas wie Dial H zu dieser Zeit bei einem Mainstream Verlag erscheinen konnte scheint beinahe ein Wunder zu sein, zeigt aber, selbst bei den heutigen Comics von DC ist noch genug Potential für wunderbare Geschichten vorhanden, auch wenn diese teilweise nur schwer zu finden sind. Dial H ist ohne Frage einer der ganz dicken Diamanten der New 52 und mit Ausgabe Nummer 15 leider viel zu früh abgesägt worden. Echte Kreativität lässt sich am Ende dann wohl leider noch nicht so gut vermarkten.
Wer allerdings auch nur irgendwie Interesse daran hat mal wieder von einer Superheldenstory umgeblasen zu werden sollte sich Dial H doppelt fest auf die Bestellliste setzen. Alle, die mit ihren Standardsuperhelden und ihren ständig rezidiven Abenteuern zufrieden sind, wird Dial H vermutlich nicht so sehr zusagen. Dafür ist die Serie dann doch zu weit von den althergebrachten Lesegewohnheiten entfernt und bricht mit zu vielen Konventionen. Ich liebe es jedenfalls, denn ich bekomme meine nötige Portion Superhelden, aber gleichzeitig auch etwas richtig schön merkwürdiges mit vielen Ecken und Kannten, großartigen und innovativen Heldendesigns, sowie einem clever geschriebenen Mystery Epos. Bei zwei der enthaltenen Hefte war David Lapham (Ferals) noch fürs Artwork zuständig, danach übernahm Alberto Ponticelli das Ruder. Der italienische Künstler ist den meisten wohl am ehesten aus Heavy Metal bekannt. Durch ihn wird das Artwork etwas düsterer und leider auch moderner. Dadurch wirken die letzten Hefte nicht mehr so zeitlos und auch nicht so anders als der Großteil der anderen eher an Horror orientierten DC Serien. Dafür kann er allerdings auch ein paar Doppelseiten und andere mächtige Szenen umsetzen. Diese können total beeindrucken und strotzen nur so vor Details und einer dichten Atmosphäre. Starkes Ding!
8,7 von 10 sexuelle Abenteuer mit Rentnerinnen