Spider-Man: Die Klonsaga #1 (Panini)
The Amazing Spider-Man #394, Spider-Man #51-#53, The Spectacular Spider-Man #217 und Web of Spider-Man #117-#119.
Wie immer ist Peter Parkers Leben ziemlich chaotisch und vollgestopft mit Drama. Tante May liegt seit ihrem Schlaganfall im Krankenhaus und ist zur Zeit sogar komatös. Gleichzeitig macht sich Peters angetraute Ehefrau Mary Jane aus dem Staub und auf den Weg nach Portland. Doch er merkt davon nicht mal etwas, da sein Leben als Superheld mal wieder wichtiger ist. Natürlich hält aber auch das Heldenleben viele Probleme für unseren Netzschwinger bereit. Nicht nur alte Feinde wie Judas Traveller, Carnage, Venom, Schakal und Green Goblin tauchen wieder auf, sondern auch der Grim Hunter scheint einen ausgefuchsten Plan in Petto zu haben. Außerdem taucht eine neue Figur Namens Kaine auf, deren Platz noch ungewiss scheint. Grund für Peters größten Schock stellt allerdings ein alter Bekannter dar, den er für verloren geglaubt hatte. Sein Klon Ben Reilly ist wieder da und gleichzeitig ein neuer Superheld, der sich Scarlet Spider nennt.
Nach dem Boom kam das große Nichts und Mitte der Neunziger stand Marvel genauso wie der Rest der Comicindustrie vor größeren Problemen. Eine der Lösung für schlechte Verkaufszahlen sollte Spideys Klonsaga werden. Kurzerhand grub das kreative Spinnenteam den Klon Arc aus den Siebzigern auf und brachte alte und neue Spinnenklone zurück. Davon erhoffte man sich nicht nur bessere Verkaufszahlen, sondern natürlich auch Potential für viele neue Serien. Schließlich konnte man die alte Milchspinne bestimmt noch etwas mehr melken.
Das Ergebnis wird vermutlich jeder Comicfan als durchwachsen bezeichnen, aber einige lieben diesen epischen Event trotzdem, während andere ihn vermutlich sehr hassen werden. Wenn ich darüber nachdenke bin ich eher auf der Seite derer, die mit der Klonsage nichts anfangen können. Vieles scheint mir zu albern zu sein, anderes ist sehr offensichtlich nur dazu da um den Hype etwas anzufeuern und wiederum anderes führt nirgendwo hin oder ergibt ganz einfach keinen Sinn. Ein ganz besonderer Dorn in meinem Auge ist dabei ohne Frage der mysteriöse Judas Traveller, dessen extravaganten und ausladenden Pläne nicht nur überkompliziert, unpraktikabel (selbst für einen Comicbösewicht) und unlogisch sind, sondern sein gesamter Charakter wird irgendwann recht unspektakulär fallengelassen, da die Writer wohl nichts mehr mit ihm anzufangen wussten. Nicht zu vergessen, dass er als Bösewicht für die Spinne einfach nicht funktioniert und grundlegend überpowert ist. Die ganze Klonsache ist zudem eine der Grundlegend schief gelaufenen Sachen im Spider-Man Universum und etwas, das mich auch bis heute noch stört wenn es aufgegriffen wird. Klone sind mittlerweile ein blödes Klischee, auf das so mancher Spidey Autor immer noch hereinfällt. Und die Rückkehr des grünen Goblins… naja lassen wir das.
Auch wenn ich aus heutiger Sicht viele Probleme mit dieser Geschichte habe und nur noch relativ wenig Freude daran haben kann, ist es doch eine wichtige und sogar essentielle Saga für den ollen Peter. Jeder ernstzunehmende Spider-Man Fan sollte sie daher mal gelesen haben nur um zu wissen was darin vor sich geht. Und da wäre dann auch noch meine persönliche Verbindung zu dieser Geschichte, die zu den ersten gehört, die ich damals gelesen habe als meine Begeisterung für Comics entstanden ist. Damals machte ich mir über den Inhalt keine weiteren Gedanken, mehr Spideys bedeuteten für mich nur mehr Fun und Scarlet Spider war eh der coolste. Außerdem sorgten Carnage und Venom für Chaos und Klone waren eh dufte. Meine noch junge Begeisterung überschlug sich daher. Heute regt mich vieles innerhalb der Klongeschichte ziemlich auf, aber trotzdem ist da noch die Erinnerung an die frühen Stunden meiner Comicleidenschaft. Aus heutiger Sicht gefällt mir nur noch wenig an diesem Comic, gleichzeitig verstehe ich aber auch seine Wichtigkeit für seinen Protagonisten und bin mir sicher, das es noch einige andere Fans gibt, die es ähnlich wie ich sehen. Einen Blick die Klonsage jedenfalls in jedem Fall wert und wenn es nur dazu dient euch ein wenig in Rage zu bringen.
Das Artwork ist in einigen Punkten ganz gut gealtert. Venom, Carnage und Scarlet Spider sind Figuren die im Stile der Neunziger einfach perfekt funktionieren. Gleichzeitig sind Charaktere wie Judas und seine Anhänger wiederum die hässliche Seite der selben Medaille. Die sehen nämlich aus wie etwas gemäßigter auftretende Liefeld Schöpfungen. Ansonsten ist das Artwork aber auf dem Stand seiner Zeit, manchmal gut gealtert und zeitlos cool, oftmals aber auch etwas hässlich und peinlich. Genauso wie die Story, lässt das Artwork mehrere Meinungen zu.
Für mich kein unbedingt guter Comic, aber ein wichtiger, den man auch gut und gerne in die Sammlung aufnehmen darf. Die neue Panini Auflage der Saga wird sieben dicke Bände umfassen. Der erste Band kommt mit ein paar Infos zu den Machern und einer Covergalerie.
5 von 10 lässige Rucksäcke