Forbidden Zone (1982) [cmv-Laservision]
In einem finsteren Vorort lebt die total kaputte Familie Hercules. Gerade erst ist Tochter Frenchy (Marie-Pascale Elfman) von ihrem Austauschsemester in Frankreich zurückgekehrt und es dauert nicht lange bis sie die geheime Dimensionstür im Keller entdeckt. Diese Tür scheißt sie direkt in die sechste Dimension. In dieser trifft sie sogleich auf den Zwergenkönig Fausto (Hervé Villechaize), der geil wie er ist bock hat sie zu knattern. Als die zänkische Königin Doris davon aber Wind bekommt wird sie so richtig grantig und lässt Frenchy wegsperren und foltern. Ein Mitglied der Hercules Familie nach dem anderen muss nun ebenfalls in die 6. Dimension reisen um Frenchy zu erretten. Leicht wird es nicht, denn dort wimmelt es nur so vor Freaks. Zum Glück sind die Hercules aber selbst schlimme Bratenbengel.
Bis cmv vor einiger Zeit die Veröffentlichung von “Totaler Sperrbezirk”, wie “Forbidden Zone” hierzulande genannt wurde, ankündigte hatte ich ehrlich gesagt noch nie von dem Film gehört. Dabeihat dieses Fantasy Musical eigentlich alles was jemanden wie mich anlockt. Das wichtigste bei einem Musical ist ja bekannterweise die Musik. Liegt fast auf der Hand. Bei FZ (steht nicht für Frank Zappa) stammt diese Musik von Danny Elfman, der den meisten bekannt sein sollte durch seine Arbeit bei den Simpsons oder diversen Tim Burton Filmen. Hier stammt von ihm nicht nur die Begleitmusik, die er alleine Komponiert hat, sondern auch die Musical Nummern. Bei den Musicalstücken war er aber nicht nur alleine zugange, sondern mit seiner Avantgarde Punkband “The Mystic Knights of the Oingo Boingo”, die er 1972 gründete. Oingo Boingo spielten meist Swing und Jazz Stücke aus den 30ern und 40ern die sie mit Elementen aus experimentellen Punk, New Wave und Ska angereichert haben. Hinzu kam dann immer eine sehr extravagante Liveshow mit kleineren artistischen und teilweise provokanten Showeinlagen. Unter den 12 verwursteten Musiknummern sind nur Hits und Ohrwürmer. Einiges davon ist zuerst etwas gewöhnungsbedürftig, wird einige auch schnell nerven, mich faszinieren diese herrlichen musikalischen Ergüsse vielmehr.
Aber nicht nur die Musik ist cool, schräg und lustig, sondern auch die ganze Story. Dannys Bruder Richard Elfman hat hier als Regisseur und Drehbuchautor einige fantastische Dinge erschaffen. Da ist ein hektischer Frosch im Butleraufzug, ein kleinwüchsiger König, ein jüdischer Opi, der einen Zwölfjährigen spielt, ein alter dicker jüdischer Wrestler, der einen Gorilla zu Marmelade verarbeitet, Sexklavinnnen, sexgeile SklavenInnen, ein Dimensionsarschloch und ach noch so viele andere schöne Dinge. Der Humor ist natürlich immer schön daneben, beleidigt aber alle Minder- und Mehrheiten gleichmäßig. Respekt darf man von so einem abgedrehten Stück Kunst nicht erwarten. Es handelt sich wohl um einen Film von Freaks für Freaks. Die Aussätzigen der Welt werden sich also freuen, mir geht es jedenfalls so. Da muss der Sperrbezirk sich also nicht hinter Kultklassikern wie “Rocky Horror Picture Show” oder den John Waters Klassikern wie “Pink Flamingos” verstecken.
Der Cast kann abgesehen von Danny Elfman zwar nicht mit den größten Namen von sich Reden machen, dafür sind trotzdem ein paar echt famose Leute dabei. Hervé Villechaize (Fantasy Island) gibt einen charismatischen und ehrwürdigen König ab, während die Oscar nominierte Susan Tyrrell (Fat City) als dessen herrschsüchtige Mutter mit vollem Körpereinsatz zur Sache geht. Genauso wie Tyrrell eigentlich zu gut für solchen Schund war Viva (Paris, Texas), schließlich tummelte sich der Andy Warhol Schützling und Woody Allan Darstellerin eher in anspruchsvolleren Indieproduktionen. Besser passt da schon Joe Spinell (Maniac), der leider nur einen kurzen Gastauftritt beisteuert. Nicht sonderlich bekannt, aber dennoch zu erwähnen sind Matthew Bright, der sehr viele Rollen, meistens in Drag, aber auch Teile des Drehbuchs verbrochen hat. Insgesamt sind also doch einige talentierte Schauspieler dabei, die die meiste Zeit aber etwas verschrobener Spielen um sich dem Niveau der involvierten Amateure anzugleichen. Dann ist da noch Frenchy. Gespielt von Marie-Pascale Elfman, Richard Elfmans damaliger Ehefrau, die zugleich auch noch viele der zweidimensionalen Sets im Stile des deutschen Expressionismus gebastelt hat. Übrigens ist ihr falscher französischer Akzent ihr echter französischer Akzent. Merkwürdig, aber wahr.
Allerdings sorgen nicht nur Musik, Darsteller und die abgefahrenen Sets für den einmaligen Style, sondern auch die Spezialeffekte sind ziemlich cool. Schon in der Musik von Oingo Boingo huldigt man auch den Soundtracks der alten Max Fleischer Cartoons. Cab Calloways “Minnie the Moocher”, bekannt geworden durch den Betty Boop Cartoon Snow-White aus dem Jahre 1933, wird sogar recht unverändert gecovert. Bei den animierten Spezialeffekten ist auch der Einfluss der Fleischer zu sehen, genauso wie etwas Robert Crumb, aber allem voran wird Terry Gilliams Arbeit imitiert, die er für Monty Python gemacht hat. Der Film ist übrigens in der schwarzweißen Kinoversion auf der DVD zu finden, genauso wie in der Farbvariante, die irgendwie auch cool ist, dem ganzen aber doch etwas Charme nimmt.
So kommen wir bei der deutschen DVD von cmv an. Dabei handelt es sich um den 103. Teil der Trash Collection. Kommt natürlich als hübsche Buchbox mit verschiedenen Covermotiven und einer ganzen Reihe an Extras. Neben den beiden verschiedenen Versionen, beide übrigens in einer ordentlichen Bildqualität, bekommt ihr einen amüsanten Audiokommentar, den Original Trailer, die 35 Minuten lange Doku “A Look Into 'The Forbidden Zone'“, die 2004 für die US-DVD angefertigt wurde, Szenen aus “The Hercules Family”, Outtakes, entfallene und geschnittene Szenen, Oingo Boingos Musikvideo zu dem Song “Private Life” und ein japanischer Promotion Clip. Zu guter Letzt muss ich noch was zur deutschen Synchro sagen, denn durch die bekommt ihr noch mal einen komplett anderen Film. Wer das Musical will sollte sich den O-Ton geben, ist sehr viel punkiger und mitunter auch beißender, sowie kritischer. Durch die deutsche Blödelsynchro, deren Dialogbuch verblüffend dem von “Söldnerkommando” ähnelt, bekommt der Streifen einen schabernackigeren Anstrich. Neben unzähligen kessen Sprüchen, die gerne was mit Käseschnitten, Bratenbengeln und leckenden Waschstraßen zu tun haben, ist da vor allem der hinzugefügte Erzähler. Durch ihn ist die deutsche Fassung fast schon eine Rifftrack Variation des Films. Schließlich zieht er alles in den Dreck, macht sich über alles lustig und hält auch während der Musik nie sein Maul. Nicht gerade respektvoll der Kunst gegenüber, aber total drollig. Man sollte also beide Versionen sehen, da beide ein völlig anderes Erlebnis darstellen, sich aber gleichermaßen lohnen. Ich kann diesen Release der Collection also nur jedem Fan der schlechten Unterhaltung empfehlen
8 von 10 turkmenische Volksweisen