Unbekanntes Afrika (2013) [Polyband]
Aufgrund
einer Finte dachte ich letztens schon einmal, ich würde den
afrikanischen Kontinent in einer Dokumentation erleben dürfen. Die
Safari stellte sich dann doch nur als netter Besuch in England
heraus. Die BBC will aber
nun mit Unbekanntes Afrika
innerhalb von fünf
Episoden die stark bereisten
und seit jeher von Dokumentarfilmern geliebten Landschaften und
Tiere Afrikas in völlig
neuem Lichte erscheinen lassen.
Groß
ist der Kontinent. Und vielfältig. Das lernt man früh und das
klingt auch logisch.
Vielleicht macht das - sieht man mal von Unterdrückungsfantasien ab
- soviel an der Faszination der Europäer für
Afrika aus. Eine zusammenhängende Landmasse, die kaum von einem
Menschen in ihrer Größe und Vielfalt gänzlich zu erfassen ist. Und
hinter jedem Busch lauert etwas, was zuvor noch nie ein Mensch zu
Sehen bekam. Ein Gefühl von Urtümlichkeit. Frei der belastenden
Berührung des Menschen.
Dass
solch eine Vorstellung nur noch schwer zu halten ist, wird jedem
klar, der Nachrichten liest. Eine
derartige Auseinandersetzung möchte diese Dokumentation jedoch nicht
von dannen brechen. Vielmehr werden die alten Bilder der Kalahari,
der Savanne, des Kongos, des
Kaps der guten Hoffnung und der Sahara auf frischer Leinwand mit
neuen Farben gemalt. Bei den
vierjährigen Arbeiten zur Dokumentation fanden sich glücklicherweise
Momente, die in kleinformatigen, aber wirkungsvollen und gänzlich
neuen Bildern festgehalten wurden.
So
darf man zum Beispiel einen Kampf zwischen Giraffenbullen in Zeitlupe
betrachten, so dass man eine Ahnung der Kraft dieser Tiere bekommt.
Oder man sieht Nachtaufnahmen von Nashörnern, die sich entgegen des
sonst recht aggressiven Verhaltens ganz friedlich zum Plausch an einer
Wasserstelle treffen. Die Serie hält viele solcher besonderen
Momente parat und kann sich so ganz vorne bei den
Afrika-Dokumentationen positionieren.
Bedauerlich
ist, dass die Veröffentlichung Polybands nur fünf der sechs Folgen
beinhaltet. Die sechste Folge ("The Future") liefert eben
die Auseinandersetzung mit dem menschlichen Eingreifen in die Natur.
Sowohl die Zerstörung der in den vorigen fünf Folgen gezeigten
Ökosysteme als auch die Bemühungen zum Erhalt werden hier von David
Attenborough thematisiert. Warum die Folge fehlt,
bleibt fraglich.
Auch
wenn eine eigentlich wichtige Episode bei dieser Veröffentlichung
weggelassen wurde, gibt es allerhand Bonusmaterial. Da wären zum
einen Making-Ofs zu jeder Episode, entfallene Szenen und mehrere
Interviews u.a. mit Dokumentarfilm-Guru Attenborough, der ja auch den
englischen Sprecher mimt.
Die
Qualität des großen Pakets ist fast durchweg erstklassig. Sowohl
Bild als auch Ton können absolut überzeugen.
Unbekanntes
Afrika ist eine visuelle Huldigung der Flora, Fauna und Landschaften
des Kontinents. Die enthaltenen Folgen können trotz einer
vermeintlichen Übersättigung an Afrika-Dokumentationen begeistern.
Gerügt werden muss allerdings die Tatsache, dass der Serie genau die
Folge fehlt, die das Gezeigte in einen größeren Kontext bringt.
8,1
von 10 Great
Bonanzas