Doctor Who - Die kompletten Specials
(2008) [Polyband]
Nachdem
ich mich bei der vierten Staffel aufgeregt habe, dass die Specials
nicht mitgeliefert werden und damit eine recht beachtliche Lücke
zwischen der vierten und der fünften Staffel entsteht, gibt es
nunmehr seit November letzten Jahres eine entsprechende
Veröffentlichung Polybands, um die Lücke zu schließen und damit
den langen Abschied des zehnten Doctors zu zelebrieren.
Mit einer Laufzeit von ca. 305 Minuten zuzüglich ca. 425 Minuten
Bonusmaterial kann sich das Paket sehen lassen.
Das ganze wird auf
eine DVD und vier Blu-rays verteilt. Bei der DVD handelt es sich um
das Weihnachtsspecial "The Next Doctor" von 2008, welches
noch nicht in HD gefilmt wurde und auch nicht unnötigerweise einer
Blu-ray aufgezwungen wurde.
Die weiteren
Folgen sind "Planet of the Dead", "The Waters of Mars"
und der Zweiteiler "The End of Time", welche allesamt in HD
vorliegen.
"The Next
Doctor" ist wohl auch das schwächste Glied dieser Kette. Der
Doctor begegnet im London des Jahres 1851 einer möglichen
Regeneration seiner selbst, die versucht, mysteriöse Morde
aufzuklären. Die Vokabeln sitzen, es ist die Rede von einer TARDIS,
es gibt einen Companion und der Sonic Screwdriver ist auch in der
Jackentasche. Doch leider wird allzu früh auf eine Auflösung des
Rätsels gedeutet, so dass der Folge schnell das wirklich spannende
Element abhanden kommt. Auch wenn vereinzelt emotionale und packende
Momente auftauchen, wandelt sich dieses Weihnachtsspecial in eine
sogar für Doctor Who-Verhältnisse alberne und planlose
Cybermen-Geschichte. Da wäre mehr drin gewesen.
Das Osterspecial
"Planet of the Dead" macht es deutlich besser. Der Doctor
wird mit einem Doppeldeckerbus inklusive Fahrgästen auf einen
Wüstenplaneten versetzt. Zusammen mit seinem starken Gegenpart in
diesem Special, Meisterdiebin Christina (Michelle Ryan), findet er
schnell heraus, was den Planeten zur Wüste machte und wie sie
eventuell davon fliehen können. Doch die Zeit tickt und, wenn sie
nicht schnell genug handeln, könnte dies das Ende der Erde bedeuten.
Die Geschichte
wird straff und mit viel Witz erzählt. Hier kann man gerne darüber
hinwegsehen, dass die Story nicht unter die einfallsreichsten fällt.
Grundsätzlich
schon mal gehört hat man auch die Geschichte, die dem Herbstspecial
"The Waters of Mars" zugrunde liegt. Die Crew der
allerersten planetaren Marsstation der Menschen wird von einem
merkwürdigen Virus befallen. Als der Doctor ankommt und Zeit und Ort
seines Aufenthalts herausfindet, möchte er am liebsten gleich wieder
Reißaus nehmen. Es handelt sich um einen Fixpunkt in der Zeit. Alles
was hier passiert, muss so passieren. Doch die Art des Virus lässt
den Doctor neugierig werden. Die Befallenen laufen sozusagen aus. Aus
ihren Poren quillt ununterbrochen Wasser. Zudem scheinen sie von
einem Bewusstsein beherrscht zu werden, das schon seit Urzeiten im
Wasser des Mars vorhanden ist.
Die Folge endet
mit einem der wohl grausamsten Momenten, die Doctor Who seit 2005 so
zu bieten hat. Der Doctor verfängt sich in Allmachtsfantasien,
nachdem er sich über die Gesetzmäßigkeiten der Zeit hinwegsetzt
und zumindest nach eigener Einschätzung ungeschoren davonkommt. Dass
dies ein Irrglaube ist, macht ihm die super geschriebene und klasse
gespielte Adelaide Brooke (Lindsay Duncan) klar, indem sie mit dem
größten Opfer, das sie zu erbringen möglich ist, den Eingriff des
Doctors korrigiert.
Die Folge endet
mit dem Wiedersehen mit einem alten Bekannten, der bekannt gibt, dass
das Lied des Doctors bald enden wird.
Und das kommt in
Form der beiden Specials "The End of Time". Der Master
(John Simm) wird von verrückten Anhängern wiederbelebt und er ist
wahnsinniger als zuvor. Getrieben vom Klang der Trommeln strebt er
erneut nach der Macht über die Erde und ist doch nur ein Teil eines
viel größeren Plans. Von den Ood wird der Doctor darüber
aufgeklärt, dass die Bestrebungen des Masters unweigerlich zum Ende
der Zeit führen werden, sollte er nicht gestoppt werden. Das Ende
des Doctors sei jedoch unausweichlich.
Überraschenderweise,
aber eigenartig zielsicher, treffen der Doctor und Wilfred Mott
(Bernard Cribbins) wieder aufeinander. Zur Freude der Zuschauer
bekommt Wilfred ordentlich Screentime, was eine Menge goldiger
Momente garantiert.
Die Geschichte
hält ein paar herrlich fertige Szenen bereit. So verwandelt der
Master fast die gesamte Bevölkerung der Erde in ein Abbild seiner
selbst, was John Simm einige Kostümwechsel beschert und mit dem
bitter nötigen Witz umgesetzt wird.
Auch wenn alles
auf episch gekämmt ist - immerhin soll Gallifrey einfach mal
wiedererweckt werden - kommt nie ein Gefühl der Größe oder
Relevanz auf. Das konnte das Finale der vierten Staffel besser,
welches insgesamt etwas runder wirkte, was aber auch an den immens
vielen Wiedersehen und Abschieden zu tun haben könnte.
Da erscheint es
nur logisch, dass das Ende dieses Specials doch ruhiger ausfällt.
Nachdem der Doctor in dem Maße verwundet wurde, dass eine
Regeneration nicht mehr zu verhindern ist, verabschiedet er sich im
Stillen von den wenigen Personen, die er noch erreichen kann. Der Tod
des zehnten Doctors wird so zu einem einsamen und bis zu einem
gewissen Grad verzweifelten Moment in der TARDIS.
Der lange Tod des
zehnten Doctors ist über die vielen Specials und im Prinzip ja schon
seit Anfang der vierten Staffel gut ausgearbeitet worden. Die vielen
Andeutungen und die gut platzierten und umgesetzten emotionalen
Momente und Entwicklungen machen das Ganze zu einem sehr gut
erzählten Handlungsstrang. Auch, wenn die Einzelgeschichten oft nur
im mittleren Bereich der Doctor Who-Qualitätsskala anzusiedeln sind,
lohnen sie sich dennoch allemal.
Technisch ist die
Veröffentlichung erneut über jeglichen Zweifel erhaben. Bild und
Ton sind super, wobei die DVD natürlich etwas hinter den Blu-rays
hinterherhinkt. Wie gewohnt lungern die Doctor Who Confidentials,
Videotagebücher und allerhand Zusatzmaterial auf den Discs herum.
Gerade die Videotagebücher sind in diesem Fall etwas interessanter,
da Tennant oft seine Arbeit bei Doctor Who reflektiert und seine
Gefühle über das baldige Ende dokumentiert.
Doctor Who - Die
kompletten Specials schließt die klaffende Lücke zwischen der
vierten und fünften Staffel mit einer sehr guten Veröffentlichung.
Inhaltlich ist allerdings "nur" Mittelmaß zu erwarten.
7 von 10 Menschen
als Nachtisch