Donnerstag, 13. Februar 2014

Edgar Wallace - Die seltsame Gräfin (Zaubermond)

Edgar Wallace - Die seltsame Gräfin (Zaubermond)

Das Leben der jungen Rechtsanwaltsgehilfin Lois Reddle ändert sich eines Tages schlagartig. Nicht genug damit, dass sie immer wieder einem jungen Mann namens Michael Dorn über den Weg läuft, der zu allem Überfluss noch einen leichten Autounfall verursacht, nein, sie begegnet am selben Tag auch noch in einer Justizvollzugsanstalt einer Frau, die mit Lois‘ früherem Leben etwas zu tun zu haben scheint. Und, um dem Ganzen die Krone aufzusetzen, erhält sie ein verlockendes Arbeitsangebot der exzentrischen Gräfin Moron.
Dass sich in ihrem Leben nun noch einiges mehr ändern wird und dass diese Vorkommnisse alle miteinander zusammen hängen, ahnt die junge Frau zu diesem Zeitpunkt noch nicht.

Das Hamburger Imperial Theater, unter Leitung des Intendanten Frank Thannhäuser, ist seit längerem bekannt für seine Kriminalstücke unter anderem von Agatha Christie oder der Theaterversion zu Jürgen Rolands „Polizeirevier Davidswache“ (fälschlicherweise mit „s“, in der Theaterfassung wieder richtig als „Davidwache“, aber dass nur als Klugscheißerei am Rande).
Zu den Publikumslieblingen gehören aber zweifelsohne die Umsetzungen der Edgar Wallace Krimis (ein lustiger Zufall will es, dass ich mich demnächst in einem weiteren Review mit Edgar Wallace beschäftigen werde. Haltet also die Augen offen).

Da es aber nicht jeder schafft das Theater in der Hansestadt zu besuchen, gibt es nun die Möglichkeit sich die Aufführung in die eigenen vier Wände zu holen. Und nicht etwa als DVD, sondern als Hörspiel.
Allerdings handelt es sich hierbei weder um eine Liveaufnahme vor Publikum, noch wurde überhaupt im Theater aufgenommen. Auch ein normales Tonstudio wurde nicht bemüht.
Nein, man hat das Ensemble kurzerhand in eine angemietete Villa verfrachtet, das Haus mit Mikrofonen versehen und so versucht den größtmöglichen Realismus aus jeder Szene rauszuholen. Was auch schon mal bedeutet, für ne Außenszene auf die Straße zu wechseln.
Der damit verbundene logistische Aufwand ist enorm und das Ensemble, so wie die Crew hatten immer wieder einige kleine Hindernisse zu überwinden.
Seien es nun neugierige Passanten, Bauarbeiten oder der alltägliche Straßenlärm, es war sicher nicht ganz leicht, immer mit möglichst wenig störenden Hintergrundgeräuschen aufzunehmen. Da kann es schon mal passieren, dass man zwischen zwei Sätzen den umgeleiteten Flugverkehr vorbei ziehen lassen muss, bevor es ungestört weitergehen kann.

Den enormen Aufwand mal außer Acht gelassen, muss da jeder Hörer selbst entscheiden, ob ihm diese Art der Produktion zusagt. Und da muss ich leider sagen, dass ich damit so meine Schwierigkeiten hatte.
Zu Beginn ist es ein wenig irritierend, da der räumliche Effekt wirklich sehr stark ausgeprägt ist. Meine Anlage zu Hause ist nicht die Beste, was dazu führte, dass ich Schwierigkeiten hatte die verschiedenen Nuancen der Produktion auszumachen. Also Kopfhörer aufgesetzt und Hörspiel noch mal von Vorn beginnen lassen. Das war schon besser (ist es bei Hörspielen meiner Meinung nach ja eigentlich immer, aber so krass ist mir das noch nicht passiert).
Allerdings immer noch sehr ungewohnt.
Die Eröffnungsszene auf der Straße vor dem Gefängnis klingt auch nach mehrfachem Hören eher nach ARD Vorabendserie, denn nach Hörspiel. Die Innenaufnahmen sind dagegen schon besser geraten und so nach und nach gewöhnt man sich an den Klang. Dennoch hatte ich ständig das Gefühl, dass es „falsch“ klingen würde. Was ja eigentlich Unsinn ist, aber halt meinen sonstigen Hörgewohnheiten widerspricht.

Nun, den Kampf zwischen persönlichen Hörgewohnheiten und den Ansprüchen der Hörspielmacher, konnte ich nach einiger Zeit zur Seite legen, mit dem Ergebnis, dass ich die Idee immer noch gut finde und die Mühe und den Aufwand anerkennen kann, aber wohl kein Fan dieser Aufnahmetechnik werde. Und ich kann jeden verstehen, dem es ähnlich ging und dem aufgrund dieser Technik der Hörgenuss abhanden gekommen ist.
Zu bemängeln wäre aber, dass aufgrund dieser Technik und des erhofften Effekts, die Abmischung an einigen Stellen zu leise war, was schon mal sehr störend geraten kann.

Das Hörspiel selbst ist ganz gut geraten. Das Skript ist zwar ein wenig verworren und man sollte, wenn man alles mitkriegen will, schon sehr genau zuhören, was bei einer Spielzeit von über 150 Minuten schon mal anstrengend sein kann( Ich muss auch hier wieder zugeben, dass ich anfangs meine Schwierigkeiten hatte. Nach und nach habe ich mich aber auch daran gewöhnt), insgesamt ist es aber eine schöne und mitunter auch humorvolle Verbeugung vor Wallace Werk, allerdings hätte ihm ein wenig Kürzung gut getan.

Die Sprecher sind Größtenteils auch wirklich gut bis sehr gut. Besonders gut weiß Elga Schütz in der Rolle der Lady Moron zu gefallen. Aber auch Eva Wagner als Lois kann überzeugen.
Die männlichen Ensemblemitglieder machen zwar auch alle einen akzeptablen Job, wirken gegen das Duo Schütz/Wagner aber etwas blasser. Aber dennoch weit von einem Totalausfall entfernt.
Sehr gefreut habe ich mich auch die Tatsache, dass es sich bei dem hinzugefügten Erzähler um Jürgen Thormann, dessen knarzige Stimme perfekt zur Atmosphäre passt und dem man den Spaß auch anzuhören glaubt.

Sehr lobenswert ist im Übrigen auch die Aufmachung. Zwar steh ich nicht besonders auf Digipacks, aber das Cover, das vom Original Imperial Theater Plakat übernommen wurde, ist einfach zu schön, als dass ich jetzt noch darüber herummeckern wollen würde.

Unterm Strich muss ich zwar sagen, dass mir eine herkömmliche Hörspielproduktion, mit demselben Ensemble und dem Skript eher zugesagt hätte, allerdings würde es mir widerstreben das Hörspiel in nur aufgrund persönlicher Vorlieben schlechter zu bewerten. (Und ich hab da lange mit mir gerungen, das könnt ihr mir glauben).
 Lediglich in Bezug auf die Tatsache, dass ich es stellenweise ein wenig anstrengend fand muss ich ein n paar Punkte abziehen. Da hätte ein wenig gekürzt werden können und ich wäre wohl zufriedener gewesen.

Ich wäre jedenfalls offen für weitere Hörspieladaptionen mit dem Imperial Theater Ensemble, wenn man die Schwierigkeiten die ich mit diesem Hörspiel hatte, ausbessern würde, wäre ich sogar noch empfänglicher dafür. Ich wäre, neben weiteren Wallace Adaptionen, für eine Hörspielfasssung von „Polizeirevier Davidwache“ das wäre wirklich etwas ganz Besonderes.

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