Die offizielle Marvel-Comic-Sammlung #1 - Iron Man - Dämon aus der Flasche (Hachette)
Dieser Sammelband von Hachette enthält The Invincible Iron Man #120-#128.
Dem US-Großunternehmer Tony Stark steht das Wasser mal wieder bis zum Hals. S.H.I.E.L.D. sitzen ihm im Nacken und wollen seine Technologie haben. Im Privaten läuft einiges nicht ganz so wie er will, er hat nämlich Frauenprobleme und Stress mit Rhodey. Außerdem spinnt seine Iron Man Rüstung seit einiger Zeit. Auch an der Superheldenfront gibt’s nur Stress. Immer mehr negative Schlagzeilen über ihn machen die Runde und Captain America und seine Kollegen überlegen daher sogar ihn als Team Captain der Avengers abzusägen. Auch mit dem Submariner und sogar dem US-Militär legt er sich an. Nicht zu vergessen ist Justin Hammer, ein superreicher Geschäftsmann, der Iron Man mit einem großen Superschurkenteam bestehend aus Beetle, Blacklash, Blizzard und einigen anderen zusetzen will. Selbst ein gestandener Held wie Tony Stark kann an so viel Stress schnell zerbrechen.
Tony Stark ist reich, ein Playboy und in seiner Freizeit führendes Mitglied der Avengers und der Superheld Iron Man. Einer der weiteren Charakterzüge, der sich über die Jahre seit seinem ersten Auftritt 1963 eingebrannt haben ist seine Alkoholsucht. Selbst die aktuellen Verfilmungen machen dies zum Thema. Zwar führte der Held in der rot-goldenen Rüstung von Beginn an das Lotterleben eines Playboys und war dem Alkohol nie abgeneigt, zur Problematik erklärten die damaligen Autoren David Michelinie und Bob Layton dessen Trinkerei erst wenige Ausgaben nachdem Michelinie das Ruder 1978 übernommen hatte.
Nur langsam begann er Tonys Sucht in seinem, neun Hefte umfassenden, Story Arc anzusprechen. Die ersten Hefte sind ganz normale einzelne Iron Man Geschichten, die gut für sich alleine stehen können. Subtil wird aber auch schon hier angedeutet, dass Tony ein Problem hat. In den weiteren Episoden baut Michelinie einen, immer größer werdenden, Turm von Problemen auf. Diese lassen den Eisernen immer mehr verzweifeln, bis sein normaler Alkoholkonsum letztlich völlig aus dem Ruder läuft. Erst in #128, dem Finale gesteht er sich ein, das er ein Problem hat. Gerade für damals ein unfassbar mutiger Schritt der Autoren um Iron Man zu einem dreidimensionaleren Charakter werden zu lassen. Vor allem wurde durch diesen mutigen Schritt ein wichtiger Teil der Comicfigur geschaffen, der sie bis heute prägte und vor allem Formte. Der Dämon “Alkohol” ist immer noch eine von Tonys größten Schwächen und ohne dieses Problem kann sich die Figur eigentlich nicht mehr vorstellen.
Obwohl die Geschichte nun schon beinahe 40 Jahre auf dem Buckel hat, ist sie sehr unverkrampft geschrieben worden und ist ziemlich gut gealtert. Billige Klischees und melodramatische Zusammenbrüche hat man sich gespart, was dafür sorgt, dass gerade die dramatischen Momente ihre volle Tragweite offenlegen können. Vor allem gefällt mir wie viel Zeit man sich mit dem Thema lässt. Andere und gerade viele Mainstream Comicautoren der heutigen Zeit wären einfach mit der Tür ins Haus gefallen. Hier bereitet man langsam alles vor, baut einige Handlungsstraßen auf und erst dann kommt das dicke Ende, das damals wohl für viele Leser ein Schock gewesen sein muss. Letztlich war die Szene in der Tony sich eingesteht er habe ein Problem, einer der ersten Momente, die den Lesern klar machten, dass selbst Helden nicht vor ihrer Menschlichkeit gefeit sind. Und selbst eine unbesiegbare Kampfrüstung kann einen nicht retten, falls ihr Träger mit psychisch mit seinen alltäglichen Problemen nicht mehr klar kommt. Der Held wird somit zum Menschen, die Leser fühlen sich ihm näher und finden neue Verbindungspunkte. Einer der Arcs, die nicht nur einen Charakter sondern auch das, was man als Autor eines Superhelden machen darf maßgeblich beeinflusste.
Unvorstellbar also, wie solch eine so wichtige Story bis jetzt noch keinen deutschen Release bekommen konnte. Dank der Marvel Collection von Hachette gibt es den “Dämon aus der Flasche” nun auch auf deutsch. Hat viel zu lange gedauert und daher sollte jeder Iron Man Fan den chronologisch ersten Band dieser Reihe in seiner Sammlung stehen haben. Allerdings nicht nur wegen der sehr guten Geschichte, sondern auch wegen den Zeichnungen. Für diese konnte man nämlich John Romita Jr. (Der mächtige Thor - Auf der Suche nach Göttern) und Carmine Infantino (Howard the Duck) gewinnen. Das Ergebnis ist vielleicht nicht so wegweisend wie der Inhalt, trotzdem befinden wir uns mit dem Artwort im obersten Bereich seiner Zeit. Zu meckern gibt es jedenfalls auch optisch nichts.
Der Hardcover Band ist dank der enthaltenen 9 Hefte schon recht dick, dazu kommt in diesem Fall noch ein Vorwort, Hintergründe zu Iron Man und der Entstehung dieses Arcs. Auch zum Autor David Michelinie gibt es einiges zu erfahren. Zu guter letzt ist im Bonusteil auch noch eine kleine, aber interessante Triviabox über einen Brief innerhalb der Geschichte.
8 von 10 Überforderte Rächer