Samstag, 1. Februar 2014

Come Out and Play - Kinder des Todes (2012) [Maritim Pictures]

Come Out and Play - Kinder des Todes (2012) [Maritim Pictures]

Das junge Paar Beth und Francis zieht es kurz vor Geburt ihres Kindes nochmal in den Urlaub, um noch einige Zeit in Ruhe zu verbringen. Damit sie diese auch vollkommen genießen können, fahren die beiden auf eine entlegene Insel, auf der nur wenige Menschen leben. Dort angekommen müssen sie feststellen, dass die Insel ziemlich leer zu sein scheint. Außer ein paar Kindern finden sie keine Menschenseele auf dem Eiland. Und die Kinder, die sie finden, verhalten sich höchst sonderbar. Bald schon finden sie den Grund für das Verschwinden der erwachsenen Inselbewohner und müssen alles daran setzen von der Insel zu entkommen.

Remakes sind immer so eine Sache. Gerade von Fans des Originals müssen sich die Filmemacher vieles anhören. Den einen ist es nicht nah genug am Original, die anderen bemängeln, dass es sich um eine plumpe Kopie handelt und sowieso überflüssig sei, und so weiter.
Ich kann mich nicht davon freisprechen. Ich mach das, wie die meisten Filmfans, auch.  Ich gehöre dann eher zu der Fraktion die es stört, wenn das Remake zu nah am Original ist. Ich versuch da offener zu sein, aber es gelingt nun mal nicht immer.

So muss ich sagen, dass „Come out and play“ als 1:1 Kopie von Narciso Ibáñez Serradors 1976 entstandenen Schocker „Ein Kind zu töten…“ daherkommt. Und das sogar ziemlich offensichtlich. Das 1976er Original wird nicht zitiert sondern wirklich Szene für Szene nachgestellt.

Damit stellt sich ja schon die oben erwähnte Frage nach der Notwendigkeit eines solchen Remakes. Filme grundsätzlich auf eine Notwendigkeit hin zu prüfen ist meiner Meinung nach aber recht müßig. Über viele der Filme, die mir über die Jahre Freude bereitet haben und mir viel bedeuten, haben sicher wenige Leute gesagt: „Dieser Film war jetzt aber mal notwendig“.
Allerdings darf man auch nicht vergessen, dass es sich hierbei ja nicht um ein wirklich eigenständiges Werk oder eine komplette Neuinterpretation des Stoffes handelt.
Da die Szenen wirklich einfach nur aus dem Original übernommen wurden, nur der Beginn des Films im Vergleich zu 76er Version vielleicht etwas gerafft wurde, ist es wirklich sehr schwer dem Film eine Eigenständigkeit nachzusagen.

Nichtsdestotrotz wird hier eine solide Produktion abgeliefert.
Die Atmosphäre ist sehr stimmig, wenn auch vielleicht nicht ganz so dicht wie im Original und auch die Darsteller können überzeugen.

Und es gibt auch ein paar Momente, in denen Das Remake etwas besser macht, als das Original. Nach der Szene in der Francis (Tom im Original) die Kinder dabei beobachtet, wie sie den alten Mann ermorden, kehrt er zurück zu Beth (Evelyn in der 1976er Version).
In der Fassung von 76 lügt Tom Evelyn an und erfindet eine Geschichte, wie er den verwundeten Mann zurück in sein Haus bringt.
Francis hingegen erzählt frei heraus, dass, als er dem alten Mann helfen wollte, dieser schon von den Kindern verschleppt und ermordet wurde.
Das gefällt mir aus verschiedenen Gründen besser: Im Original will Tom Evelyn wohl einfach nicht beunruhigen und erfindet deshalb diese Geschichte, die er auch nicht besonders glaubhaft rüberbringt.
 In meinen Augen handelt er aber ziemlich dumm, da er die Entscheidung zur Flucht einfach unnötig hinauszögert. Und wenn ich etwas in Horrorfilmen nicht mag, dann sind es Charaktere die sich offensiv dumm verhalten. 
Zwar denke ich auch, dass damit nur ein weiteres hinauszögern bewirkt werden sollte, um die Spannung noch mal ein bisschen zu erhöhen. Da wir aber als Zuschauer (ebenso wie Tom bzw. Francis) alles schon gesehen haben, gibt es keinen Grund für eine weitere Verzögerung.
Im Remake ist es aber so einfach. Francis kommt zurück, sagt, was er gesehen hat und es ist klar, dass sie fliehen müssen. Fertig, kann weitergehen.

Klar, ist das nur ne Kleinigkeit, die den Film auch nicht vollständig rehabilitiert oder das Original in seine Schranken weisen würde. Aber es zeigt mir doch, dass nicht einfach alles stumpf übernommen wurde und jemand sich auch Mühe gibt, den Film nicht Gefahr laufen zu lassen, vielleicht doch zu langweilig zu werden.

Das Finale ist dann in seiner Konsequenz leider nicht mehr ganz so schockierend, wie es das Original war, was aber daran liegt, dass ich den 76er Film schon gesehen hab. Und auch wenn man das Original nicht kennt, aber ahnt, wie es denn ausgeht, glaube ich nicht, dass es so ganz die Wirkung haben dürfte, wie Serradors Film.
Es ist immer noch konsequent und wirft sicher einige philosophische/soziologische Fragen auf, aber nicht mit der gleichen Intensität wie es das Original vermochte. Das ist aber möglicherweise auch meiner Sichtweise geschuldet, als jemand der weiß, wie das Ganze im Originalfilm ausgeht. Dazu sei gesagt, dass das Remake auch da dem Original treu bleibt.
 
Zur DVD ist folgendes zu sagen: Bild und Ton sind von der Qualität her absolut in Ordnung. Nervig ist jedoch dass sich die englischen Untertitel, der in Spanisch gehaltenen Szenen, nicht wegdrücken lassen. Was ziemlich nervig ist, da die deutsche Fassung einfach alles deutsch synchronisiert hat.
Und das auch leider nicht ganz so perfekt. Zwar gibt es weitaus schlimmere Synchros und diese hier ist in nem okayen Mittelfeld anzusiedeln, allerdings wirken die Sprecher zum Großteil oft etwas hölzern, was pures Gift für die Atmosphäre ist. Daher lieber die englische Fassung gucken.
Als Bonus enthält die „Come out and play“ nur den Originaltrailer und ein Wendecover ohne hässlichen FSK Flatschen. Wer also echte Extras will, mus zur Blu-ray des Films greifen.

Schwieriger Film. Sowohl in seinem Denkanstoß, als auch in seiner Position als Remake.
Als Denkanstoß funktioniert das sicher heute immer noch gut. Vor allem bei Leuten, die das Original nicht kennen.
Für Leute die „Ein Kind zu töten…“ kennen bietet der Film nichts Neues. Lediglich die Gewaltdarstellung wurde etwas angehoben, aber glücklicherweise ohne krass blutig zu werden. Nur im Vergleich zum doch recht unblutigen Original fällt es ein wenig auf.

Leider versäumt es „Come out and play“ der Geschichte eine weitere Dimension zu verleihen. Daher darf man wohl davon ausgehen, dass der Film eher als eine Art Hommage oder vielleicht auch als Cash Grab gedacht war, wobei er für letzteres dann doch zu liebevoll daherkommt.

Eigentlich kann ich diesen Film nur denjenigen empfehlen, die „Ein Kind zu töten…“ nicht gesehen haben und vielleicht ein Problem mit „alten Filmen“ haben (Ja sowas gibt’s scheinbar, find ich zwar n bisschen bescheuert und engstirnig, aber was soll‘s.). Alle anderen sollten lieber zur „Ein Kind zu töten…“- DVD von Bildstörung greifen. Die ist im Übrigen auch für weniger Geld zu haben, sofern man zur Budget Variante greift.

5,5 von 10 Ohrenketten