Freitag, 28. Februar 2014

Plush (2013) [Koch Media]

Plush (2013) [Koch Media]

Düsterpop Sängerin Hayle (Emily Browning) schreibt mit ihrem Bruder Jack (Thomas Dekker) einen Hit nach dem anderen für ihre gemeinsame Band “Plush”. Nach einem ihrer Konzerte finde die frisch verheiratete junge Frau ihren Bruder verstorben im Backstage vor. Ursache war eine Überdosis. Aufgrund dieses schrecklichen Vorfalls zieht sie sich zurück und konzentriert sich auf die Zwillinge, die sie mit dem Journalisten Carter (Cam Gigandet) gezeugt hat. Ein paar Jahre später (in denen sie allerdings nicht gealtert ist) schreibt sie ein neues Album und geht mit dem neuen Gitarristen Enzo (Xavier Samuel) auf Tour. Die Konzerte sind zwar ausverkauft, trotzdem verkauft sich das Album ziemlich schlecht. Keiner will die locker melancholischen Schmachtfetzen über Jacks Tod hören. Die Fans wollen wieder kantigere (pffff) Mukke mit aufmüpfigen Texten (haha). Um richtig los zu rocken, setzt Hayle sich mit ihrem neuen Gitarristen zusammen um ein paar richtig knackige Songs zu schreiben. Stattdessen vögeln sie allerdings. Gleichzeitig fühlt sie sich durch einen Stalker bedroht und dann wird sie auch noch schwanger. Dabei hatte Carter doch eine Vasektomie. Vielleicht könnte ihre Affäre jetzt auffallen, dabei hat Enzo doch gesagt er würde verhüten. Und damit fängt der Horror für sie erst an.

“Ich dachte du würdest verhüten.” Ein Satz, den sicherlich schon mal gehört hat. Vor allem wer früher Talkshows verfolgt hat wird so manchen Vaterschaftstest gesehen haben, in deren Verlauf dieser Spruch viel. Eigentlich hört man so was aber nur von Männern. Kein Wunder, schließlich sollte die Dame es schon mitbekommen ob ihr Stecher sich einen Schafsdarm über den Lümmel gestülpt hat oder eben nicht. Aber wir verlieren uns jetzt schon im Blödsinn dieses Films. Dabei habe ich doch noch gar nicht angefangen.

Frustrierte Hausfrauen mit einer Sehnsucht nach wilden Abenteuern mit schmuddeligen Rocker-Schönlingen und junge, etwas doofe Scenester Girlies die gerade ihre Sexualität entdecken sind die Einzigen, die irgendwie Freude an diesem Rotzfleck im Gesicht der Kunst haben können. Ich würde aber auch jedem Fan schlechter Filme zu Plush raten. Wenn ich allein in meinem Zimmerchen Sitze, dann kommt es nur selten vor das ich für mich alleine für mich hin kicher. Plush ist allerdings solch eine unfassbare Katastrophe und filmische Entgleisung, dass ich nicht selten laut lachen musste. Regisseurin und Autorin des Films ist Catherine Hardwicke. Sie hat unter anderem auch bei Twilight den Regiestuhl besetzt und das sieht man dem Film sofort an. Egal wie viel ich meckere und Superlative benutzen möchte um zu beschreiben wie schrecklich ich den Film fand, muss man anerkennen, dass sie eine Nische und vor allem einen für sie funktionierenden optischen Stil gefunden hat. Man erkennt ihre Filme sofort an ihrer Kameraarbeit und daran wie der Film aufgebaut ist. Eine klar erkennbare Handschrift ist zu erkennen. Eine Sache, die oftmals einen guten, von einem wirklich talentierten Künstler unterscheidet. Daher ist jedenfalls am Look von dem, was sie erschafft wenig zu kritisieren. Mir gefällt der Look zwar nicht und er wirkt zu jeder Sekunde bemüht und gezwungen, aber da bekommen ihre Fans halt was sie wollen. Genauso wie bei einem gewissen Herrn Bay ist daran aber nichts verwerfliches zu finden. Denn auch der ist rein vom Look den er erschafft kein schlechter Typ.

Problematisch wird es erst, wenn der Inhalt dazu gemengt werden soll. Das fängt bei solch blöden Dialogen, wie dem oben angedeuteten an, geht über so Sachen wie einen Wassersprinkler, der insgesamt vier mal als Jumpscare herhalten muss, bis hin zu schmerzhaft gewollten Sexszenen. Schon allein das Emily Browning (Sucker Punch) scheinbar keinen Bock hatte blankzuziehen, außer in ein zwei Szenen, in denen man nichts erkennen konnte, reichen vermutlich aus um klar zu machen wie grottig das ganze ist. Nicht das ich mehr Nudity gebraucht hätte, allerdings sollte man als Filmemacher doch überlegen ob es richtig ist einen Erotikthriller zu drehen, wenn die Hauptdarstellerin sich nicht ausziehen möchte. Unverzichtbar ist heutzutage ein bisschen was für die “50 Shades of Grey” Leserinnen einzubauen. Heißt so viel wie eine handvoll BDSM Szenen einzubauen, die wirken als hätte sie jemanden erdacht, der nicht annähernd weiß was diese vier Buchstaben bedeuten. Man kann es gar nicht richtig beschreiben, es ist aber auf fantastische Weise unfreiwillig komisch.

Die Darsteller sind allesamt entweder total gelangweilt oder übertreiben aufs Extremste. Thomas Dekker (All about Evil) zum Beispiel spielt den peinlichen Emorocker so wie FDP Wähler sich so was vorstellen würden. Wer bei seinem Auftritt nicht lachen muss hat wirklich kein Herz. Ach, da wäre auch noch der Symbolismus, der unfassbar platt ist und ganz oft lauthals angekündigt wird. Das garnieren wir dann noch mit herrlich vielen Plotholes (Wer hat die Polizei gerufen? Warum ruft das Krankenhaus bei Rockstars an, wenn deren Managerin verstorben ist? Die Kinder quälen den Nachbarshund? Warum taucht die Stieftochter plötzlich nicht mehr auf?) und toppen kann man die Geschichte dann nur noch mit einem Twist der eigentlich keiner ist, weil man es von Anfang an wusste und Charakteren, die von der ersten bis zur letzten Sekunde keine Entwicklung durchmachen und selbst wenn Leute sterben und man durch eine Affäre schwanger wird ändert das nichts. Am Ende ist das ungewollte Baby sogar so nett zu verschwinden. Um dann ein lupenreines, Konsequenzen loses Happy End zu bekommen verschwindet sogar die Schwangerschaft einfach mal ganz spontan. Lustig ist auch noch, wie nichts passiert ohne das es ausgesprochen wird. So verstehen die Zuschauer wenigstens alles. Herrlich.

Bisher der schlechteste Release des Jahres, trotzdem einen Blick wert, wenn auch nur für die ganz schmerzfreien Cineasten.

Die DVD von Koch Media hat gute Bildqualität und die deutsche Synchro ist nicht schlecht. Als Bonus gibt es ein Musikvideo, ein paar Blooper und den Trailer, sowie den Teaser zum Film.

2 von 10 theatralisch umfallende zwei Meter hohe Bäume