Samstag, 3. August 2013

Doctor Who - Die komplette Staffel 4 (2007) [Polyband]

Doctor Who - Die komplette Staffel 4 (2007) [Polyband]

Martha (Freema Agyeman) hat sich dazu entschieden, den Doctor (David Tennant) ziehen zu lassen. Ihre Reise mit ihm würde nie die Form annehmen, nach der sie sich sehnt, und die Gefahr, die bereits für ihre Familie aus ihrem Tun erwuchs, ist einfach zu groß.
Wieder ein Abschied, doch nicht mit der Endgültigkeit wie so oft zuvor. Allein mit seinen Gedanken startet der Doctor ziellos die TARDIS...und bekommt Besuch vom Bug der Titanic. Dabei handelt es sich weder um das Schiff, das 1912 sank, noch um jenes, das selbiges 2012 tat, sondern um einen außerirdischen Raumkreuzer, der den feinen Passagieren einen kleinen Urlaub auf einer Umlaufbahn über der Erde ermöglicht. Natürlich findet der Doctor das interessant und kann eine gewisse Besorgnis bezüglich der Namenswahl nicht leugnen. Er begegnet der Kellnerin Astrid Peth (Kylie Minogue). Doch für lange Schnacks ist kaum Zeit, denn kleinere Fehlfunktionen des Schiffs, die eigenartigen Serviceroboter und die Situation auf der Erde lassen ein ungutes Gefühl aufkommen. Es ist Weihnachten und die Straßen sind wie leer gefegt...

Obacht! Ich werde leider ein bisschen spoilern müssen!

Das Weihnachtsspezial knüpft nahtlos an die letzte Folge der dritten Staffel an. Als Gaststar hat man sich diesmal Kylie Minogue angeln können, die ich ehrlich gesagt beim ersten Mal schauen gar nicht erkannt habe. Als Kurzzeitbegleiterin des Doctors macht sie ihre Sache aber eigentlich ganz ok. Der Charakter bietet nicht viel Tiefe und ist recht vorhersehbar. Das gilt letztlich für "Reise der Verdammten" in seiner Gänze. Viel Action, coole Effekte und nette Nebencharaktere wie z.B. Bannakaffalatta (Jimmy Vee). Mit letzterem wird auch ein Thema behandelt, das aktuell sogar für etwas Diskussion sorgt - nämlich die rechtliche Stellung von Cyborgs.
Auch wenn es sich bei heutigen Cyborgs "nur" um Menschen mit Cochleaimplantat handelt, ist einerseits begrüßenswert, dass sich darüber Gedanken gemacht werden, aber andererseits auch irgendwo etwas gruselig, wie wir langsam einstige Fiktion Realität werden lassen...Ich drifte ab.

Neben dem 2007er Weihnachtsspezial gibt es in dieser Box noch die komplette vierte Staffel. Uiuiuiui.
Ich deutete es ja bereits bei der Besprechung der dritten Staffel an, dass Donna Noble (Catherine Tate) irgendwann erneut auf den Doctor treffen wird. Diesmal passiert das aber nicht ganz so zufällig wie beim ersten Mal. Donna hatte sich damals dagegen entschieden, den Doctor zu begleiten, da sie sich für die Abenteuer des Timelords nur wenig begeistern konnte und sie eigentlich ihr unspektakuläres Leben so wie es ist ganz ok fand. Aber irgendetwas in ihr wurde nach der Abreise des Doctors unruhig und so hielt sie Ausschau nach ungewöhnlichen Ereignissen - immer in der Hoffnung, dass dieser Hungerhaken erneut auftaucht.
Als sie sich ein wenig in der Zentrale eines Pharmaunternehmens herumstöbert, das eine äußerst effektive Abnehmpille auf den Markt brachte, soll ihr Wunsch in Erfüllung gehen. Allerdings ist der Rahmen dieser Wiedervereinigung weniger entspannt, als man sich das erhoffen könnte. Der Titel der Folge ist nicht umsonst "Es lebe das Fett"...


Donna ist mir nicht die liebste Begleiterin des Doctors, was für mich einen zünftigen inneren Konflikt erzeugt. Ähnlich wie Rose kommt Donna aus einem eher durchschnittlichen bis "schwächeren" sozialen Milieu. Ihre Situation ist relativ stabil, auch wenn sie jobtechnisch nicht die besten Karten hat. Zumindest hat sie ihre Mutter (Jacqueline King) und ihren Großvater, der schön kauzig und wunderbar liebenswert von Bernard Cribbins gespielt wird. Der Unterschied zu Rose ist nun, dass sie sich ihre Situation zumindest bisher schönreden konnte und aus ihrer gemütlichen Position heraus alles kommentiert und an allem irgendetwas auszusetzen hat. Nervig, keifend und im Grunde todunglücklich. Frau Noble wird von Catherine Tate oft herrlich bodenständig dargestellt, wodurch sie den absurden Geschehnissen der Serie immer wieder noch eine extra Portion Witz entlocken kann. Da reicht es teilweise einfach das Offensichtliche zu bemerken, wie z.B. ihre Verabschiedung von kleinen Wesen aus menschlichem Fett.
Ihrer Funktion als des Doctors Gewissen wurde sie ja bereits in "Die aufgelöste Braut" gerecht und in den meisten der 13 Episoden ändert sich das gute Zusammenspiel der beiden auch kaum. Der Charakter entwickelt sich während der Staffel von einem unzufriedenen Menschen mit sehr kleinem Blickfeld durch wachsendes Verständnis der Wunder des Universums zu einer Person von immenser Tragik. Dass diese Entwicklung gut geschrieben und dargestellt ist, kann ich auch mit dieser undefinierten Abneigung gegen Donna nicht leugnen, sondern einfach nur lobend hervorheben.

Die Geschichten der Staffel sind wieder vielfältig ausgefallen. Ob Krimi ("Das Einhorn und die Wespe"), Thriller ("Die Stimme aka Geisterstunde") oder eine Art Sozialdrama ("Immer zu Diensten"). Es ist im Prinzip für jeden was dabei und natürlich immer mit dem üblichen Charme und Feeling vorgebracht.
Ich möchte jetzt nicht jede Folge besprechen, sondern nur auf ein paar hinweisen, wie z.B. "Immer zu Diensten". Die Ood bekommen wieder einmal Aufmerksamkeit. Ihre Versklavung durch die Menschen wird auf wirklich unangenehme Weise gezeigt und es wird direkter Bezug zu den heutigen Opfern westlichen Wohlstands genommen. Was in der Folge ein physischer Eingriff ist, der zur Verstümmelung und somit zur Fügsamkeit der Ood führt, ist heute Verweigerung von Bildung, mangelhafte medizinische Versorgung, künstlich erzeugte Armut und letztlich der Tod. Vielleicht etwas viel Interpretation. Auch ohne die bietet die Episode aber eine hässliche Vision menschlicher Grausamkeit.
Für Donna und den Doctor wird hier bereits ein Grundstein für das Finale gelegt und ihr beiderseitiges Verständnis gestärkt. Gerade dem Doctor wird wieder eine Szene geschenkt, die nur erahnen lässt, wie viel Leid er in seinen bisher 900 Jahren erleben musste, und was für ein trauriger Charakter er im Grunde ist. Stark.

Die Folge "Der Doktorvater" ist ein etwas lieblos geratenes Plädoyer gegen Krieg. Die Sinnlosigkeit vieler kriegerischer Konflikte liegt auf der Hand und es bleibt wichtig darauf hinzuweisen. In der Episode gibt's viel Action und coole Alienmaske, aber sonst gibt's wenig zu erzählen. Außer dass Tennant hier seine spätere Ehefrau und Mutter seiner Kinder trifft.

River Song hat in "Tödliche Stille" / "Wald der Toten" ihren ersten Auftritt und beginnt somit einen neuen Handlungsstrang, der uns auch später noch Freude bereiten könnte. Die Story an sich ist ein nettes Spiel mit verschiedenen Ebenen der Realität.

Das Finale, dass sich über "Reise Rückwärts", "Die gestohlene Erde" und "Das Ende der Reise" erstreckt, führt verschiedene Handlungsstränge der ersten vier Staffeln zusammen. Das Wiedersehen mit vielen liebgewonnenen, aber verloren geglaubten Gesichtern ist per se großartig und - wie es sich für ein Finale gehört - vollkommen maßlos. Die Handlung läuft darauf hinaus, dass wieder alles auf dem Spiel steht. Es ist dabei super zu sehen, wie die Verantwortlichen einfach frei gedreht haben. Das macht Spaß.

Aber es ist leider nicht alles super.

Martha ist ja bereits in der vierten Episode wieder zugegen und mit ihr habe ich so meine Probleme. Ihre Arbeit bei UNIT passt irgendwie weder zu Martha noch Freema Agyeman, auch wenn diese wieder sichtlich Spaß an ihrer Rolle hatte. Ganz eigenartig.
Dass Rose ein letztes Mal die einst heimische Dimension besuchen wird, kündigte sich bereits immer wieder an, und ist im Grunde auch ein Grund zum frohlocken. Aber der Fülle an Geschehnissen und Charaktere, die zum Schluss aufeinandertreffen, bleibt sie etwas sehr eindimensional. Traurig und verzweifelt schaut sie die meiste Zeit aus der Wäsche und es fehlt an Szenen, in denen sie weitere Charakterzüge ausspielen könnte.

Ist die Krise erstmal überstanden, kommt es zu einem reinen Abschiedstsunami. Den größten Raum bekommen Donna und Rose. Bei Donna fällt der Abschied, wie schon angedeutet, einfach nur tragisch aus und ist für den Zuschauer eine wirklich harte Nummer. Emotional verwirrend läuft's bei Rose ab. In der Theorie eine Situation, in der alle gewinnen. In der Praxis allerdings weitaus schwieriger, da Rose sich dazwischen entscheiden muss, ob sie den Doctor für immer verlieren will oder ihre Liebe für ihn einer exakten, aber menschlichen Kopie schenken will. Leider hat letzterer gerade einen grausamen Genozid begangen. Nicht cool! Also einerseits nicht cool für Rose, dass sie in diese Lage verfrachtet wurde, aber andererseits auch nicht cool, dass die Schreiber der Folge überhaupt Rose in ihrer Denkweise die Möglichkeit einräumen, sich für einen Völkermörder zu entscheiden.
Da ist zumindest für mich sogar im Doctor Who-Universum eine Grenze überschritten. Natürlich kann man da romantisch herangehen und sagen, dass die Liebe nunmal blind sei, aber man darf nie vergessen, dass Liebende auch vernunftbegabte Wesen sind - egal wie irrational sie sich für den Moment vielleicht verhalten mögen.
Auf jeden Fall hat mir das meine Freude bzw. mein Leid mit dem erneuten Abschied in Bad Wolf Bay dann doch etwas vermiest.

Unglücklicherweise finden sich bei dieser Veröffentlichung nicht die Specials, die den Abschied des zehnten Doctors vorbereiten bzw. zeigen, so dass beim Kauf der vierten und der fünften Staffel von Polyband kein fließender Übergang und somit auch kein Grund für die Regeneration gegeben wird. Das ist sehr schade und ich hoffe Polyband liefert die Specials noch nach.

Neben dem schon Besprochenen gibt's auf den sechs DVDs noch über fünf Stunden Bonusmaterial, dass aus den Confidentials, Videotagebüchern, Audiokommentaren, entfallenen Szenen, Trailern und dem ein oder anderen besonderen Schmankerl besteht. Die Confidentials sind ja generell interessant, da einzelne Aspekte der Episoden etwas genauer betrachtet werden. Es ist immer wieder angenehm zu bemerken, dass Doctor Who heutzutage so gut dokumentiert wird und bei der Auswahl für die DVDs zwar viel, aber nicht, nur um mit Massen zu protzen, so etwas Uninteressantes wie Toilettengänge der Catering-Leute verwendet wird.

Doctor Who - Die komplette Staffel 4 ist wieder ein Rund-um-sorglos-Paket für Doctor Who-Fans und alle, die dieser Art von etwas verschrobener, unterhaltsamer Science Fiction etwas abgewinnen können. Auch wenn Donna als Begleiterin etwas besser konzipiert ist als Martha und die Staffel einige großartige Episoden bereit hält, erreicht die Box nicht die Punktzahl der dritten Staffel. Die Tennant-Ära wird leider nicht zufriedenstellend zu Ende geführt und die Probleme im Finale führen zu minimalem Punktabzug.

7,3 von 10 vergessene Einzelheiten