Game Time (2011) [Schröder Media]
Vance Halden (Phil Haus) und seine Mutter fliehen vor dem gewalttätigen Oberhaupt der Familie aus Wisconsin nach New York wo sie in einem der dortigen Elendsviertel unterkommen. An der neuen Schule hat der junge Erwachsene es gerade als weißes Landei ziemlich schwer. Als dann während des Sportunterrichts herauskommt, dass er ein Basketball Ass ist, erregt er die Aufmerksamkeit von Jules (Jason Hurt). Der brauch nämlich noch einen Partner für die B-Ball Duells in Brooklyn, eine harte Basketball 2 vs. 2 Spielart in der es oftmals um viel Kohle geht. Nach ein paar Spielen wird er in der Schule angesehener und erweckt dadurch die Aufmerksamkeit der hübschen Lena (Noelle Mihalinec). Doch an ihr ist auch der Straßenbrutalo Maurice (Antoine Harris) interessiert.
Erinnert ihr euch noch an „White Men Can't Jump“ mit Wesley Snipes und Woody Harrelson? War, als ich noch ein Kind war mit abstand meine liebste Sportkomödie überhaupt. Diego Hallivis versucht hier genau den selben Film zu drehen, nur mit weniger Geld, einem schlechteren Skript, weniger talentierten Darstellern und eben als rasant inszeniertes Drama. Sollte eigentlich nicht funktionieren. Tut es letztlich auch nicht und trotzdem fand ich es nicht total doof.
Schuld daran ist dann doch das Drehbuch. Was Alberto Veloso das zusammengeschrieben hat, ist wirklich nicht gerade originell, nur wenig überzeugend, sehr platt und vorausschaubar und dennoch erschafft er Charaktere, die doch irgendwie sympathisch wirken. Wenn ich so drüber nachdenke ist eigentlich nicht eine einzige Figur hier sympathisch und fast alle sind sogar recht schlimme Menschen, während des Schauens ist es mir aber nicht so vorgekommen. Jules zum Beispiel hängt nur mit dem „neuen Weißen“ rum, um einen guten Spielpartner zu haben. Vance ist ein brutaler Typ, der seine Freundin durchgehend belügt und Lena macht Schluss weil Vance einmal zu spät zum Date kommt. Im Eifer des Gefechts kam es mir aber nicht so vor. Die Manipulation des Zuschauers gelingt zum Teil also nicht schlecht.
Man wird aber auch unfassbar platt manipuliert. Wir sollen Maurice und seinen Partner hassen, schließlich sind sie ja die Antagonisten. Da man aber fürchtete es würde nicht reichen sie von der ersten bis zur letzten Szene als fiese Schweine darzustellen, lässt man die beiden noch beinahe Jules kleinen Bruder töten und sie danach auch noch ohne Reue dafür dastehen. Schlimmer wird’s nicht mehr. Am Ende wirkt dann alles extrem aufgebauscht und übertrieben. Noch alberner wird es nur noch durch das extrem aufgesetzte Bilderbuch Happy End. Zuerst besiegt unser Held seinen brutalen alkoholsüchtigen Vater beim Basketballspielen. Übrigens eine große Leistung einen alten betrunkenen Mann beim Sport zu schlagen. Dadurch werden sofort alle seine familiären Probleme gelöst. Danach gewinnt er mit Jules das große Turnier, wodurch sein kleiner Bruder aus dem Koma erwacht, er wieder mit seiner Freundin zusammenkommt, unser Held kommt wieder mit Lena zusammen und mit dem Geld können beide aus dem Ghetto raus. Hurra! Alles ist toll.
Alles was vorher passierte hat keine Bedeutung mehr und war ja eigentlich auch vorher total egal. Die Schauspieler sind großteils halbe oder auch noch ganze Amateure, geben sich aber schon Mühe. So richtig schlecht ist eigentlich keiner. Die meisten haben nur eine Emotion im Repertoire, die können sie aber wenigstens. Aber auch wenn ich relativ kurzweilig unterhalten wurde, ist der Film dumm und dramaturgisch ernsthaft betrachtet eine Katastrophe.
Was man den Machern aber lassen muss, sind die fabelhaft eingefangenen Straßenbasketballspiele. Die Ballkämpfe sind hart inszeniert, die Spieler allesamt fitte Typen. Dabei kommt ordentlich Tempo auf und die harte Gangart des ganzen macht einen richtig wuchtigen Eindruck. Wenn man diese Szenen in einen Film gepackt mit Figuren die wie aus dem Leben gegriffen wirken und sie weniger konstruierte Dramen erleben lassen, ohne Scheiß so ein Ghettoleben hat wirklich schlimmere Sachen zu bieten als kindische Beziehungsprobleme oder nicht cool zu sein, dann könnte der Film um einiges besser sein können.
Kein totaler Schrott aber auch nichts was man einfach so empfehlen kann. Für eine kleine eingeschworene Gemeinde von Basketballnerds werden die gekonnt gefilmten Spielszenen sicherlich was zu bieten haben. Alle anderen werden aber von dem schlecht konstruierten Drama und zu flachen Charakteren enttäuscht sein.
Gutes Bild, guter Ton, die Synchro ist auch in Ordnung, auf Extras müsst ihr bei der Schröder DVD allerdings gänzlich verzichten. Dafür gibt es ein Wendecover und Trailer zu:
“Kentucky Fried Zombies”, “Spezialeinheit Ostfront”, “Border Psycho”, “Nate und der Colonel” und “Gute Reise, Kuro”.