Donnerstag, 29. August 2013

Die Rocker von der Boston Street (1970) [Paragon Movies]

Die Rocker von der Boston Street (1970) [Paragon Movies]

Eine Gang von Bikern fällt in der Boston Street ein. Dabei wirbeln sie den kleinen Ort mächtig durch. Dabei tun sie eigentlich nichts. Sie gammeln eigentlich nur rum und wenn sie jemand angreift, dann wehren sie sich. Bei einer solchen Aktion wird einer von ihnen verhaftet und die anderen des Ortes verwiesen. Als ihr Kumpel ihnen dann aber folgen möchte, drängt irgendeiner der Dorfbewohner von der Straße und ermordet ihn so. Dieser Umstand bringt die Biker wiederum dazu zurück zukehren in das kleine Städtchen. Dort werden sogleich wieder vom Sheriff und einigen anderen Rednecks angefeindet. Diesmal werden sie aber nicht gehen, bevor sie nicht den Mörder ihres guten Freundes gefunden haben. Währendessen verguckt sich ihr Anführer in die Tochter des Sheriffs, was natürlich noch mehr Probleme gibt. Trotz allem tun die schweren Jungs alles um endlich von den normalen Bürgern akzeptiert zu werden. Unter anderem retten sie sogar einen kleinen Jungen aus einem eingestürzten Stollen.

“Die Rocker von der Boston Street” sind ja von vornherein was besonderes. Schließlich handelte es sich damals dabei um den ersten Film von Roger Cormans (Caged Heat) neugegründeter Produktionsfirma New World Pictures (Galaxy of Terror). Demnach sollte klar sein, wie viel Trash und Exploitation hier zu holen ist. Es kommt dann aber doch anders. Zumindest teilweise. So richtig mag der Streifen nämlich nie aus dem Quark kommen. Allein das Intro dauert 7 Minuten in denen wir nur Leuten beim Motorrad fahren zuschauen. Ich mag es ja wenn Filme Titelsequenzen haben und finde es auch wirklich schade, dass diese Kunstform nur noch selten zum Einsatz kommt, doch hier übertreibt man es extrem. Soundtrack und Caterer müssen wirklich nicht vor dem Titel des Films genannt werden. Skurril sind auch die immens kruden Bild in Bild Montagen. Sieht wirklich schlimm aus.

Im sehr ruhigen Verlauf des Teils habe ich dann doch immer mehr Zugang zu den Charakteren gefunden. Sonst sind die Motorradfahrer ja immer die Bösen und werden richtig fies dargestellt. Die Rocker hier haben aber Gefühle, sind im Grunde ganz lieb und werden ohne Grund von den Spießern gehasst. Wie so oft bei Corman steht auch in diesem Werk von Richard Compton, der ansonsten eher Serien, unter anderem auch eine Folge von “Get Christie Love!”, gefilmt hat, eine positive und unterstützenswerte Botschaft im Mittelpunkt. Auch wenn die Gang sich vom normalen Leben verabschiedet hat und ein Hippie Leben führt, sind sie trotzdem Menschen mit normalen Gefühlen und keine minderwertigen Subjekte.

Soweit so gut, allerdings wird die Botschaft doch an dem Punkt etwas zwiespältig, wenn die Rocker dabei gezeigt werden wenn sie das tun, was unter Fans des Films nur als “Spaghetti Rape Scene” bekannt ist. Auch wenn sie auf der Beerdigung ihres Kumpels kollektiv ins Grab pinkeln, handelt es sich dabei zweifellos um eine tolle Exploitation Szene, aber es untermauert nicht unbedingt ihre Forderung wie normale Menschen behandelt zu werden. Da hilft es auch nicht wenn sie kurz zuvor noch ein antikapitalistisches Gedicht vorgetragen haben.

Wirklich schade, denn wegen der vollkommen bescheuerten Vergewaltigungsszene, die später sogar noch für laue Witzchen herhalten muss, könnte ich den Film sehr viel lockerer hinnehmen und sogar ziemlich gut finden. So bleibt ein gewisses Geschmäckle. Davon abgesehen herrscht zwischen Drama und Komödie aber auch absolut kein Austausch oder eine Balance. Mitten im dramatischsten Punkt der Geschichte nutzt man dann die Beziehung zwischen dem sehr korrekten Bestatter und den Bikern als fruchtbaren Acker für unzählige Slapstick Momente. Kann man vielleicht irgendwie ignorieren, dann unterhält das Ganze auch ziemlich gut. Für sich allein genommen, eine wirklich durchgehende Geschichte gibt es nämlich nicht, dafür sehr viele kleine Episoden, sind viele der Szenen aber unerwartet bewegend oder auch einfach mal richtig lustig. Letztlich hat es aber doch keinen Wert und das Ende ist völlig wirr und ganz klar nicht richtig zu Ende gedreht worden.

Außerdem sind die Actionsequenzen grausig gefilmt. Sehr hektisch und meist kann ich nicht mal sagen, wer eigentlich geradem was genau tut. Letzter Pluspunkt ist wiederum William Smith. Ihn kennt vermutlich so gut wie keiner, aber mit seinen beinahe 300 Filmen ist er seit vielen Jahrzehnten ein hart arbeitender Schauspieler, der schon jeden Mist mitgemacht und unter anderem in Filmen wie “Das Ding mit den 2 Köpfen”, “Grave of the Vampire” und “Hammer” zu sehen war. Egal wie schlecht die Filme teilweise sind an denen er mitgewirkt hat, er selbst gab sich immer Mühe und scheint seine Rollen auch jedes mal aufs neue ernst zu nehmen. Guter Mann.

Kurios, aber nicht wirklich gut. Rocker gegen eine Kleinstadt in einem Kampf der am Ende nur beweist das niemand recht hat und alle ziemliche Arschlöcher sind.


Das New World Pictures Debüt ist nun auch bei Paragon Movies in der großartig betitelten "Hells Angels - Horrortrip mit 100 PS Collection Vol.1" zu sehen. Auf drei DVD's bekommt ihr insgesamt neun Filme. Die anderen Titel wären "Black Angels - Die sich selbst zerfleichschen", "Hells Angels - Verdammt in Vietnam", "Blutnacht der Satansrocker", "Rebel Riders", "Hells Angels on Wheels", "Born to Ride", "Run Angel Run" und "Hells Angels 70 - Motorradrocker schlagen zu". Das Bild ist etwas ausgeblichen und mitunter auch gerne mal richtig dreckig. Passt aber zum inhalt. Entgegengesetzt dazu ist die Synchro aber eigentlich gut, wenn auch ein leises Hintergrundrauschen zu vernehmen ist. Eine sehr coole Box mit einigen tollen Titeln. Leider macht die Box optisch einen sehr öden und mordernen Eindruck und viele werden vermutlich nie mitbekommen was für seltene Titel sie hier verpassen. Box kommt mit Pappüberstülper und Wendecover.

4 von 10 randalierende Bestatter im Anzug