Los últimos días (2013) [Fantasy Filmfest]
Ein unbekannter und vermutlich durch einen Vulkanbausbruch freigesetzer Virus verändert urplötzlich die gesamte Welt. Menschen können aufgrund abstrakter Ängste vor der Außenwelt ihr Zuhause nicht mehr verlassen. Ein Teengager tötet sich in seiner Verzweiflung selbst und im Betrieb von Marc (Quim Gutiérrez), kommt es zu merkwürdigen Ereignissen. So stellt sich heraus, einer seiner Kollegen wohnt seit Wochen im Büro und geht nicht mehr nach Hause. Als er gefeuert wird und vor die Tür gesetzt wird, kommt heraus, dass auch er unter der neuartigen Form der Agoraphobie leidet. Plötzlich bekommt er einen Anfall und stirbt. So ergeht es allen Menschen auf der Erde und bald ist jeder gefangen in den Räumen, in denen er oder sie sich befinden als sie krank wurden. Wenige, noch kämpferische Menschen versuchen sich durch die Kanalisation und U-Bahnschächte der Großstädte fortzubewegen. So auch Marc, der gemeinsam mit seinem ehemaligen Vorgesetzten Enrique (José Coronado) ein GPS Gerät ergaunern konnte um sich damit im Untergrund zurecht zu finden. Gemeinsam wollen sie die Unterwelt von Barcelona durchkreuzen und Marcs Freundin Julia (Marta Etura) wieder zu finden. Doch ihre Reise wird begleitet von einigen großen Gefahren.
Nach ihrem mäßig gelungenen Weltuntergangs/Pandemiethriller “Carriers”, sind die Pastor Brüder Àlex und David mit einem neuen Film zurück. Auch diesmal geht es wieder um ein, durch einen Virus ausgelösten Untergang unserer Zivilisation. Wenn man bedenkt, dass die Brüder nur fünf Millionen Dollar zur Verfügung hatten, hadelt es sich hierbei um ein mehr als mutiges Projekt. Schließlich mussten viele Sets gebaut werden und auch ansonsten musste der Eindruck eines postapokalyptischen Barcelonas erweckt werden. Muss schon sagen, der Film sieht letzten Endes locker nach einem vielfach höheren Budget aus. Man kann den beiden also durchaus ein Talent attestieren, ihr Geld so einzusetzen, dass jeder Cent seinen weg auf die Leinwand findet.
Die Prämisse ist von Anfang an sehr interessant und endlich mal was anderes als nur stumpfe Zombiehetze. Eine globale Agoraphobie, wird zur Reaktion auf eine Gesellschaftsform in der die Menschen in die Vereinsamung getrieben werden, immer mehr von der Natur, dem natürlichen Leben und der Außenwelt getrennt werden. Zusätzlich wird stupides Konsumverhalten und die Betrachtung des Menschen als Ressource kritisiert. Anfänglich ist in der Symbolik einiges zu finden, was interessant und durchdacht wirkt. In den ersten 20 Minuten stellen sich Marc und Enrique als spannende Hauptfiguren heraus mit denen man recht schnell sympathisiert. Auch die Art wie alles gefilmt wurde sieht klasse aus und bietet eigentlich ständig was fürs Auge. Durch geschickt eingebrachte Rückblenden erfahren wir nur langsam und stückweise wie es soweit kam, wie es jetzt gekommen ist.
Nachdem wird den ersten Akt aber hinter uns gebracht haben, rutscht der Film leider völlig in die Belanglosigkeit ab. Die Charaktere verhalten sich teilweise blöder als in großen Horrorproduktionen für Teenager, sie werden immer unsympathischer, wobei Julia von Anfang an nicht gerade meine Lieblingsfigur war. Erschwerend kommt noch dazu, dass der Film zusehends langweiliger wird. Dies führte wiederum dazu das ich noch weniger in der Geschichte involviert war, was mir die Gelegenheit gab alle kleinen Logikfehler auseinander zu friemeln und jedes Plothole offensichtlich machte. Normalerweise ist mir so was egal. Solange ich so gut unterhalten werde, das ich mir über so was keine Gedanken machen kann, kann der Film ruhig viele Fehler haben. Wenn nicht, dann reißt mich so was aber noch mehr aus der Geschichte.
Von der guten Prämisse bleibt spätestens ab der Halbzeitmarke nicht mehr viel übrig und wir sehen nur einen weiteren apokalyptischen Thriller, der visuell extreme Überschneidungen mit dem PS3 Game “The Last of Us” hat. Ansonsten werden sehr viele Klischees bedient die man aus solchen Filmen kennt und jede Szene wird zunehmend voraussehbar. Das Finale ist dann unendlich schnulzig, nicht unbedingt logisch, antiklimatisch und auch obwohl man es von weiter ferne aus schon sehen kann immer noch zum Fremdschämen vorprogrammiert. Die ersten 20 Minuten funktionieren toll als Kurzfilm, danach mutiert das Ganze immer mehr zu einem Videospiel, bei dem die Protagonisten immer nur von A nach B, von B nach C und wieder zurück latschen müssen. Dazwischen noch ein paar Cutscenes und Quick Time Events und fertig ist die Laube. Wirklich sehr schade um das vorhandene Potential das nach den ersten Minuten nicht mehr ausgeschöpft wird, nur um dann etwas poppig harmloses mit Happy End zu erzählen was letztlich doch nirgendwo hinführt und langweilt. Optisch aber trotzdem ein großer Schuss und daher immer noch:
5 von 10 magersüchtige Bären