Freitag, 23. August 2013

Stille Tage in Clichy (1970) [3L]

Stille Tage in Clichy (1970) [3L]

Die beiden Freigeister, der Amerikaner Joey (Paul Valjean) und sein Mitbewohner Carl (Wayne Rodda) versuchen beide als Autoren über die Runden zu kommen. Gelingt den beiden eher schlecht als recht. Doch obwohl die beiden verhinderten Künstler oftmals sogar ohne Nahrung in ihrem melancholisch romantischen Pariser Stadtteil Clichy verweilen, fehlt es ihnen letztendlich doch an rein gar nichts. Schließlich ist es die Zeit in der die Möse in der Luft lag und wenn es eins immerzu gab, dann waren es junge willige Damen.

In “Stille Tage in Clichy” verarbeitete Henry Miller seine Zeit, die in den Dreizigern in Paris verbrachte. In der dänischen Verfilmung seines Autobiographischen Werks, wird der Autor von Paul Valjean gespielt, der leider eine absolute Fehlbesetzung ist und absolut nicht zu Miller passt. Davon abgesehen ist der Film auch ansonsten als Film nicht unbedingt eine Wucht, als mutiges Kunstwerk allerdings, sind die Stillen Tage etwas ganz besonderes.

Ohne eine durchgängige oder sich entwickelnde Geschichte, schreitet der Film nur durch lose aneinandergereihte Episoden voran. Dabei werden in nüchternen Schwarzweiß Aufnahmen einzelne Sexeskapaden, Orgien und Völlerei gezeigt. Außer Sex, Essen und Trinken gibt es hier nämlich keine anderen Inhalte. Neben teilweise relativ normal gefilmten Episoden gibt es im Zeitraffer gefilmte Szenen, Standbilder und gerne werden auch mal Sprechblasen eingeblendet um die Gedanken der Charaktere zu verdeutlichen.

Dabei ist der Film immer irgendwo zwischen sozialkritischer Reflektion, hartem Drama, trashigem Humor und Erotik anzusiedeln. Die Verbindung aus allem, gerade mit dem kultigen Soundtrack vom Woodstock Star Country Joe McDonald, ist auch heute noch stellenweise ein wenig gewagt, weshalb der Film bis vor kurzem in einigen Ländern immer noch verboten war. Letztendlich ist der Streifen heute relativ harmlos, jedenfalls wenn man vom provozierenden Chauvinismus absieht. Mittlerweile ist der Film auch ungeschnitten schon ab 16 Jahren freigegeben.



Als Kunstfilm ist das Ding eine dicke Empfehlung wert und auch als mutiges Zeitwerk allemal. Darüber hinaus wird der Film nach heutigen Schaugewohnheiten nicht mehr annähernd die selbe Wirkung wie einst entfalten. Besonders die Darsteller sind zumeist viel zu schwach ausgefallen. Ich fühlte mich trotzdem unterhalten, ich mag aber auch so abstruses Zeug.

Die Blu-ray von 3L sieht super aus und enthält die ungeschnittene englische Variante, die teilweise nur deutsch untertitelt wurde. In SD liegt allerdings auch die deutsche Kinofassung vor. Außerdem gibt es noch ein Interview mit Millers damaligen Herausgeber Barney Rosset und eines mit Country Joe McDonald in dem es um die musikalische Untermalung geht. Dazu gibt es noch eine Bildergalerie und eine Trailershow. Insgesamt sind das neben den beiden Schnittfassungen noch beinahe 30 Minuten Bonusmaterial. Wer sich also für Henry Millers Schaffen interessiert, sollte sich die Blu-ray nicht entgehen lassen.

6 von 10 voll gepullerte Badewannen