MindNapping - 14 - Blutstern (Audionarchie)
In New York häufen sich brutale Morde an jungen Frauen. Scheinbar steckt dahinter immer der selbe Killer, der okkulte Male auf den Körpern seiner hübschen Opfer hinterlässt. Da die Lokale Polizei und selbst das FBI in der Sache nicht weiterkommt, lässt man sich Hilfe aus Deutschland einfliegen. Mittlerweile im vorzeitigen Ruhestand und einst äußerst erfolgreicher Ermittler des BKA ist Leon Kramer (Fabian Harloff) für seine amerikanischen Kollegen genau der richtige Mann für diesen Fall. Der erste Verdacht fällt da sogleich auf den Frontman einer lokalen Black Metal Band. Doch Leon Kramers Ruf entbehrt nicht jeglicher Grundlage und kommt er einigen Ungereimtheiten auf die Schliche. Vielleicht ist der auf finster machende Musiker doch nicht unbedingt in der Lage dazu eine geschickt arrangierte Mordserie zu begehen.
Leon Kramer ist nun also auch ein Gast in der Welt von MindNapping oder von mir aus auch andersherum. Dazu muss ich sagen, ich bin zwar auch stolzer Besitzer der ziemlich kurzlebigen Kramer Reihe, aber ein wirklich großer Fan von ihm bin ich nie geworden. Qualitativ gibt es an Kramer nur wenig auszusetzen, ich bin jedoch nie wirklich warm geworden mit seinem Charakter. Als dann die Ankündigung kam, dass es in MindNapping vierzehn wieder ein Crossover geben wird und zwar mit eben diesem Leon Kramer, war ich mir nicht unbedingt sicher was ich davon halten sollte. Einerseits finde ich die Idee ganz amüsant einer eher leichtverdaulichen Reihe wie Leon Kramer einen anspruchsvolleren MindNapping Anstrich zu verpassen, andererseits sah ich dafür nicht unbedingt das Potential.
So betrachte ich diese Folge nun aus zweierlei Blickrichtungen. Einmal als großer MindNapping Fan und einmal als Leon Kramer okay Finder. Im direkten Vergleich zu den anderen Leon Kramer Hörspielen gefällt mir dieses hier ein wenig besser. Der übernatürliche Teil und die Loge spielen hier gar keine Rolle, was auch nicht so recht im Sinne der MindNapping Marschrichtung wäre und wir bekommen keinen Spektakulären, aber durchaus soliden Thriller geboten, der den Hörer miträtseln lässt und mit einem schlüssigen Twist auftischen kann. Die Finale Wendung ist sicherlich kein Geniestreich, macht aber Sinn und ist mir vorher nicht klar gewesen. Irgendwas in der Richtung hatte ich auch im Kopf, aber ich würde nicht sagen gewusst zu haben, wer der wirkliche Initiator ist.
Da kommen wir aber zum Vergleich mit anderen MindNapping Folgen. Und in diesem erscheint mir die Episode nicht so nachhaltig zu wirken wie andere. “Dopamin” brach mit gängigen Hörspieltabus; “Das Geschwür” bot eine, in den letzten Jahren im Medium nur selten erlangte, Atmosphäre; “Montana oder Eine seltsame Schleife” führte den versprochen Gehirnfick famos aus; “Die letzte Wahrheit” beschenkte uns mit einer grandiosen Mischung aus mysteriöser Science-Fiction mit polithistorischen Hintergrund und “Der Traumtänzer” zeigte wie man in diesem Rahmen ein Crossover zu gestalten hat. Auf diese Weise lässt sich zu so gut wie jeder bisherigen MindNapping Folge ein herausragendes Alleinstellungsmerkmal finden. Was hier meiner Meinung Nacht nicht der Fall ist.
Ist “Blutstern” ein gutes Hörspiel? Ja, ohne Frage. Doch wird es meinen Anspruch an MindNapping gerecht? Nicht unbedingt. Es liegt daher auch ausschließlich daran, dass es sich um MindNapping handelt, denn ansonsten wäre die Rezi sehr viel schneller durchgewesen. Solider Krimi mit Thriller Anteilen, solider Plot, ein paar merkwürdige Passagen um den Black Metal Plot, ansonsten aber gut geschrieben, packendes Finale, durchgängig gute Sprecher, Untermalung auch gut. Es spricht also nichts gegen dieses Hörspiel, außer mein Anspruch an die Reihe. Denn ich werde die Folge sicherlich noch mal hören, dann aber eher zum Einschlafen, wie eben auch den Großteil meiner restlichen Sammlung. So was würde den anderen Folgen der Reihe aber nicht passieren. Montana zum Beispiel hole ich immer noch gerne aus dem Regal und höre sie erneut. Schließlich gibt es auch nach mehrmaligen hören weiterhin Details die sich mir nicht vollends geöffnet haben und die es noch zu verstehen gilt (ohne Flachs, kauft euch unbedingt die seltsame Schleife, einen höheren Mehrwert hat sicherlich keines meiner Hörspiele der letzten Jahre). Wird mir mit der #14 nicht passieren. Ein zweiter durchlauf war noch ganz interessant um von Beginn an den Blick auf das Ergebnis der finalen Wendung zu legen. Mehr ist hier nicht mehr zu holen, was ja aber auch nicht immer sein muss.
Ich kann mir daher vorstellen, dass es sich um den Release handeln könnte, der die meisten eigentlich nicht MindNapping Fans ranholen könnte, während Fans der Audionarchie sich nicht genug gefordert sehen werden. Jedenfalls erging es mir so. Der Fall ist wie gesagt gut gemacht und mir stoßen nur ein paar Details sauer auf. Im besonderen handelt es sich dabei zumeist um Sachen die Bezug zur Black Metal Szene stehen. Einige Sachen kann man darauf schieben, dass bewusst mit Klischees gespielt wird, was sich auch mit der Wendung erklärt. Aber trotzdem gibt es Sachen die Merkwürdige Punkte, wie zum Beispiel die Black Metal Band die in den Charts war und das auch noch in Amerika. Überhaupt die Rede von der Black Metal Szene in New York wirkt einfach unrealistisch. Jedenfalls gibt es diese Art der okkulten Black Metal Szene in New York einfach nicht in der Form wie sie hier beschrieben wird. Hätte man Leon Kramer stattdessen in ein skandinavisches Land beordert oder auch einfach in Deutschland gelassen wäre es glaubwürdiger gewesen. Wird die meisten Hörer aber nicht weiter stören und wie gesagt lässt es sich schon mit der Auflösung der Geschichte bis zu einem gewissen Punkt erklären.
Die Sprecherriege ist diesmal ziemlich umfangreich, aber trotzdem durchgängig gut besetzt. Fabian Harloff nimmt nach dem Ruhestand seiner Figur die Stimme des Leon Kramers wieder auf und wird dabei von Marie Bierstedt, Angela Quast, Jürgen Holdorf und einigen anderen Unterstützt. Bis auf ein paar kleine Momente geben auch alle Beteiligten eine gute Figur ab. Negativ fällt dabei keiner auf. Auch ansonsten gibt es handwerklich nichts zu meckern. Wenn es dröhnen soll, dann dröhnt es ordentlich aus den Boxen, wenn ruhigere Momente angesagt sind, kommen auch eben jene beim Ohr an und trotzdem wirken die Szenen noch lebendig. Leon Kramer Fans greifen vollkommen bedenkenlos zu, auch ansonsten sind Hörer mit der Vorliebe für Thriller orientierte Krimis an der richtigen Stelle, nur wer den typischen Anspruch sucht sollte sich erstmal an die anderen Gassenhauer der Reihe wagen, wenn er oder sie die nicht sowieso im Regal stehen hat.
6,7 von 10 Karriereträume