Vor dem neuen Tag (1952) [M.I.G.]
Vor einigen Jahren verlies Mae Doyle (Barbara Stanwyck) den kleinen Fischerort in dem sie aufwuchs um in einer Großstadt ein aufregenderes Leben zu leben. Nun ist sie als ausgelaugte und zynische Frau zurück. Mit Männern kann sie nicht mehr zu viel anfangen und auch abgesehen vom anderen Geschlecht ist sie ziemlich desillusioniert. Sie zieht in ihr Elternhaus, was ihr Bruder Joe (Keith Andes) mit seiner Freundin Peggy (Marilyn Monroe) lebt. Er hat Angst das seine Freundin, die täglich hart in einer Fischkonservenfabrik schuftet, so werden könnte wie seine aufmüpfige Schwester. Doch dann lernt Mae den tapsigen Jerry (Paul Douglas) kennen, der es dann auch irgendwie schafft sie zu erobern. Sie heiraten sogar. Das einzige Problem ist, dass der gemütliche Teddybär unheimlich langweilig ist. Nach ihrer Hochzeit bekommen sie sogar eine gemeinsame Tochter. Doch dann will Mae wieder etwas mehr Aufregung in ihr Leben bringen und setzt damit alles aufs Spiel.
Regisseur Fritz Lang ist vor allem bekannt für seine deutschen Stummfilmproduktionen. Hitlers Machtübernahme bescherte ihm die Möglichkeit Propaganda Regisseur für die Nazis zu werden, eine Stelle die später von Leni Riefenstahl ausgefüllt wurde. Lang allerdings lehnte ab und floh 1934 nach Paris. Von dort aus ging es für ihn weiter nach Amerika wo er 20 Jahre lang bei MGM unter Vertrag stand. Während dieser Zeit entstand auch „Clash by Night“, in dem Marilyn Monroe eine ihrer ersten größeren Rollen spielte. Monroe war zugleich aber auch eines von Langs größten Problemen. Damals auch schon immer gern gesehen, aber schauspielerisch nicht wirklich fit. Immer wieder hatte sie Probleme damit sich ihre Texte zu merken und dann hatte sie auch noch einen Schauspiel Coach am Set, die Lang immer wieder rein redete. Trotzdem macht Lang keine Kompromisse und gestaltete auch Monroes Szenen nicht einfacher oder kürzer. Irgendwie hat es dann ja doch geklappt. Dafür das die Arbeit mit ihr aber so schwer gewesen sein soll, macht sie einen guten Job und schafft es trotz ihrer kleinen Rolle einige Szenen völlig zu vereinnahmen. Außerdem ist sie vermutlich die einzige Frau, die selbst bei einer Tätigkeit wie Fische einzudosen noch ein wenig würde behalten kann.
Der Film beginnt mit einer fabelhaft gefilmten Montage, die das einfache Fischerleben in den Fünfzigern wunderbar Skizziert. In Anlehnung an seine Wurzeln, lässt Lang sich lange Zeit bis er zum ersten mal einen Dialog aufkommen lässt. Bei diesem wird zugleich Barbara Stanwyck eingeführt, eine wirklich talentierte und charismatische Darstellerin, die alle anderen involvierten locker an die Wand spielen kann. Ihre Rolle kommt nach herben Rückschlägen zurück in ihr ödes Heimatdorf und versucht sich wieder einzuleben. Sofort wird sie von allen ledigen Männern umgarnt, doch irgendwie schafft es nur der zurückhaltende und schüchterne Jerry, ihre zynische und feindliche Art zu umgehen und an sie heranzukommen.
Jerry wird von Paul Douglas verkörpert, der durch seine Harmlose Art und sein aussehen, dass wohl perfekt das Mittelständische Amerika der Fünfziger repräsentiert, so gut zu seiner Rolle passt wie es nur geht. Er ist einfach harmlos und wird dadurch sehr sympathisch und man fühlt schnell mit ihm mit wenn seine Ehefrau beginnt ihn zu hintergehen. Dabei wird aber vorher auch nicht ganz klar was die beiden aneinander finden. Sie sucht Abenteuer, ist nie mit etwas zufrieden, kaltherzig, gemein und zynisch, während Jerry immer für alle da ist, versucht allen Ansprüchen gerecht zu werden. Ein bodenständiger verlässlicher Mann eben. Zu keiner Zeit hat man auch nur annähernd das Gefühl die beiden würden sich wirklich mögen. Vermutlich eine der kältesten und mechanischsten Darstellung von Liebe die ich bisher in Filmen gesehen habe. Mag vielleicht auch an der damaligen Zeit liegen, aber in diesem Punkt steht die Charakterisierung der Figuren dem Drama doch erheblich im Weg.
Vielleicht liegt es auch an der Adaption von Alfred Hayes, der die Handlung aus einem Stück von Clifford Odets übernommen hat. In der Vorlage spielt die Handlung nämlich in der Großstadt und endet mit der Rache des betrogenen Ehemanns, während wir uns hier in einem Fischerdorf befinden und uns mit einem extrem erzwungenen halbwegs Happy End abfinden müssen. Dabei wird es sehr auffällig wenn Dialoge direkt aus Odets Version übernommen wurden. Diese sind nämlich unheimlich wendig und haben eine sehr freche, clevere Art an sich. Ich weiß zwar nicht wie das Drama damals ankam, heute wirkt es aber sehr bemüht und der Pathos ist ziemlich süffig und stellenweise körperlich unangenehm. Es wird extrem dick aufgetragen. Teilweise ist wohl einfach noch zu viel des Theaterstücks im Drehbuch geblieben ohne das für solch einen Stoff nötige tragische Ende mit umzusetzen.
Handwerklich ist der Film solide und hat einige sehr schöne Aufnahmen zu bieten. Trotzdem handelt es sich nicht gerade um einen von Langs schönsten Filme. Wie gesagt ist das Intro sehr hübsch und stimmig geworden und auch die meisten Außenaufnahmen sehen gut aus. Die Studioaufnahmen haben oft mit einer nicht wirklich guten Beleuchtung zu kämpfen, die meist unecht hell aussieht. Ebenso sind die Studioszenen voller Rückprojektionen, die wirklich nicht gut aussehen. Da hat man auch damals schon ehr viel organischer aussehende Projektionen gesehen. Die Kameraarbeit ist dafür durchgängig gekonnt und manchmal bekommt man sogar sehr lange Szenen mit verschiedenen Kamerafahrten geboten. Insgesamt kommt Langs Talent nur in wenigen Szenen so richtig durch.
Sicherlich ein interessanter Film, den man mal gesehen haben kann, aber sicherlich nicht der beste Beweis für Langs Qualitäten.
Die DVD hat ein ziemlich gutes Bild, dafür rauscht der Ton aber ein wenig. Der Originalton ist dafür aber sehr sauber. Als Bonus gibt es ein Wendecover, mit einem alten Kinoplakat Motiv, den Originaltrailer und einen Audiokommentar eines Filmhistorikers.
6 von 10 Akkordeon Väter