Donnerstag, 7. April 2011

Scott Pilgrim #4: Scott Pilgrim hat's voll drauf (Panini)

Scott Pilgrim #4: Scott Pilgrim hat's voll drauf (Panini)

Scott Pilgrim hat bereits drei der bösen Ex-Freunde von Ramona besiegt und genießt mit ihr und seinen Freunden einen schönen Sommer. Naja zumindest teilweise. Schließlich warten noch vier weitere Ex-Lover darauf Scott das Leben zur Hölle zu machen. Außerdem setzt sein Vermieter ihm und Wallace die Pistole auf die Brust und verlangt von ihnen entweder ihren Mietvertrag zu verlängern oder sich eine neue Unterkunft zu suchen. Für Scott bedeutet das, dass er sich einer weiteren neuen Herausforderung stellen muss: einem Job. Auweia!
Meiner Begeisterung über die Scott Pilgrim Reihe habe ich ja schon so manches mal auf diesem Blog Raum gegeben. Nun liegt mir der 4. Band in deutscher Übersetzung vor und ich war sehr gespannt ob und inwiefern die Übersetzung dem kanadischen Original gerecht werden kann.
Nun, zunächst einmal fällt mir eine Übersetzung ins Auge, die mich nicht gerade begeistern konnte. So wurde in der deutschen Ausgabe aus „Young Neil“ mal eben „der kleine Neil Young“. Auch auf die Gefahr hin von jetzt an als Erbsenzähler abgestempelt zu werden, muss ich meinem Unmut über diese Wahl mal Luft machen. Ich verstehe einfach nicht warum man den Namen eines Charakters so verändern muss. Wird dem deutschen Leser nicht zugetraut das Wortspiel im Namen „Young Neil“ zu verstehen? Dann hätte man darauf verzichten können und ihn einfach „kleiner Neil“ oder „junger Neil“ nennen können. Aber „kleiner Neil Young“ macht nun gar keinen Sinn mehr, da das Wort Young ja darauf anspielt, dass er der jüngste in der Truppe ist ebenso, wie auf den Musiker Neil Young. In der deutschen Version hat man also versucht beide Aspekte zusammenzubringen und am Ende kam dann dieser Name heraus. Generell halte ich gar nichts davon Namen von Charakteren oder Schauplätzen zu ändern und dies ist nur ein weiteres Beispiel dafür, warum ich es für absolut sinnlos halte so etwas zu tun. So, nachdem wir das also aus dem Weg haben: Wie ist denn der Rest der Übersetzung? Ich würde sagen „okay“. Es gelingt der deutschen Ausgabe den Gedanken des Originals gut einzufangen. An die Originalausgabe kommt es aber für mich nicht heran, was aber auch ganz natürlich ist, gerade wenn Humor ein wichtiges Merkmal des Originals ist. In der Regel sind ja auch Komödien im Original lustiger als in der Übersetzung, was an Wortspielen oder popkulturellen Anspielungen liegt, die sich nicht von einem Land auf andere übertragen lassen. Insofern leistet Übersetzerin Sandra Kentopf einen guten, soliden Job. Bis auf eben diesen Ausrutscher mit dem Namen, aber auch das ist sicherlich Geschmackssache.

Der Comic selbst ist einfach wundervoll. Spiegelt er doch bis ins Detail viele Aspekte der Generation der zwischen 20 und 30 Jährigen wieder. Die manchmal beinahe lächerlich wirkenden Aufgaben, wie beispielsweise einem Job nachzugehen oder einfach nur Termine einzuhalten werden zu überlebensgroßen Aufgaben, die man am liebsten immer vor sich herschieben würde. Scott ist als Protagonist dafür perfekt, da er hinter allen Aufgaben das große Scheitern vermutet. Eine Einstellung, die ich nur zu gut kenne und sicherlich auch der ein oder andere Leser.
Das Einzige, was Scott den benötigten Mut gibt ist die Beziehung zu Ramona, die allerdings auch mit allerhand Schwierigkeiten gespickt ist und damit meine ich nicht nur den Kampf gegen ihre Ex-Freunde. In diesem Band in Gestalt von Roxanne, die Ramona aus einer Phase kennt, in der sie auch mal versuchte eine lesbische Beziehung zu führen. Das wiederum schockt Scott zwar zunächst ein wenig, ist für ihn aber nicht so schwer, wie der Versuch seine Beziehung zu Ramona ernster zu gestalten, indem er ihr sagt, dass er sie liebt. Hinzu kommt noch die Rückkehr von Scotts und Kims ehemaliger Mitschülerin Lisa, die viel von Scott hält, was natürlich zu einigen Schwierigkeiten führt und nur gelöst werden können, wenn Scott endlich ernst macht.

Wie oben bereits erwähnt würde ich dem englischsprachigen Original immer den Vorzug geben, allerdings kann ich jedem, der des Englischen nicht mächtig ist die deutsche Ausgabe ans Herz legen, da der Comic nicht an seiner Aussagekraft verliert und lediglich beim Humor hin und wieder nicht ganz ans Original heranreicht (meiner Meinung nach).

9,5 von 10 abgefahrenen Träumen