Millennium #1 - Verblendung Buch 1 (Splitter)
Der kapitalismuskritische schwedische Journalist Mikael Blomkvist wurde in eine Falle gelockt. Ihm wurden Informationen über Gaunereien eines großen Geschäftmannes zugespielt, doch der daraus entstandene Artikel für das linksgerichtete Politikmagazin “Millennium” führte nicht zum Fall des Grossaktionärs sondern zu seinem. Blomkvist verliert nämlich einen Gerichtsstreit in dem er wegen Verleumdung angeklagt war. Seine Verurteilung droht nicht nur seine Karriere zu zerstören, sondern auch das Magazin mit in den Abgrund zu ziehen. So kommt es, dass er sich einer Sache annimmt, mit der er sich sonst niemals abgegeben hätte. 1966 ist nämlich Harriet, die Nichte des Großunternehmers Henrik Vanger verschwunden, dem vorsitzenden der in Schweden sehr einflussreichen Vanger Group. Über die vielen Jahre hinweg konnte die Polizei nichts über Harriets verschwinden Herausfinden. Der Einzige Hinweis sind die getrockneten Blumen die ihr Onkel immer noch geschickt bekommt, die sie ihm auch zu Lebzeiten immer an seinem Geburtstag schenkte.
Nachdem Panini nun schon vor einiger Zeit Vertigos Millennium Trilogie begonnen hat, legt man bei Splitter nun das erste frankobelgische Album heraus in dem die erste Hälfte von Verblendung auf 64 Seiten abgefrühstückt wurde. Für die Comicadaption des Romans erklärte sich Sylvain Runberg (Reconquista). Bisher konzentriert sich Runberg sehr stark auf Blomkvist und seine Ermittlungen in der Familie Vanger. Lisbeth hingegen kommt nur recht wenig vor. Trotzdem wird sie als Charakter gut vorgestellt und man bekommt schnell einen guten Eindruck davon wie sie tickt. Trotzdem werden nicht nur die prägnanten und meist traumatischen Teile von Lisbeths Geschiche nacheinander abgehakt. Stattdessen beachtet Runberg auch durchaus kleine Momente, die unwichtig erscheinen, den Leser aber emotional mehr an Lisbeth binden. Beim jetzigen Stand lässt sich aber noch schwer sagen welche der Comicversionen besser ist. Aufregender ist sicherlich die Version von Vertigo, dafür ist diese hier konstant auf höherem Niveau und setzt nicht allzu sehr auf heftige Schockmomente, sondern auf eine durchgängig mitreißende Handlung, die vor allem von den guten Dialogen lebt.
Optisch verliert diese Version auf den ersten Blick zwar, wenn man allerdings genauer hinschaut, wird man feststellen, dass dieses Album zwar weniger auf die sprichwörtliche Kacke haut, dafür aber einige tolle Details vorzuweisen hat. Schon allein die Feinheiten bei Lisbeths Klamotten sind richtig cool. Als Musiknerd hätte ich auch niemals damit gerechnet mal Shirts von Bands wie Skitsystem in einem derartig großen Comic zu sehen. Am besten sind José Homs (Red Sonja) allerdings die Charaktere gelungen. Allein was er mit den Gesichtern der alten Männern macht ist wirklich famos. Er verpasst den Gesichtern durch Falten und anderen markanten Merkmalen sehr viel Tiefe verleiht. Aber auch davon abgesehen achtet er auf Details wie Lisbeths Tatoos, Buttons und auch die Hintergründe sehen fantastisch aus. Dabei ist er in der Lage meist ohne viele Striche viel auf die Seite zu bringen. Er schafft es sogar eine kleine Red Sonja Anspielung unterzubringen. Bravo! Leuten die eher auf US-Comic Ästhetik stehen sollten sich wohl eher die Vertigo Version vernehmen, wer aber etwas sucht, was näher am Roman ist wird an der Splitter Variante mehr gefallen finden.
8,4 von 10 ungewöhnliche Hobbys