Die neue X-Force #8: Der Schlussstrich #2 (Panini)
Dieser Sammelband von Panini enthält die US-Hefte Uncanny X-Force #30-#35.
Nicht nur bei den Hulks geht ein Abenteuer zu Ende, sondern auch die Uncanny X-Force ist mitten in ihrem letzten Auftrag. Dieser hat Verbindungen bis ganz zum Anfang des Teams. Damals traten sie gegen den wiedergeborenen Apocalypse an, mussten aber feststellen, dass es sich bei ihm um einen kleinen Jungen handelte. Fantomex lud große Schuld auf sich und erklärte sich bereit dazu, das kleine Kind zu töten. Heimlich erzeugte er vor seinem Ableben allerdings einen weiteren Apocalypse Sprössling, den er unter Verschluss in einer virtuellen Realität aufzog. Um die, mal wieder in Gefahr gekommene Mutantenschaft zu retten holte Fantomex den kleinen zu sich um ihn in die Jean Grey Schule zu stecken, wo er ohne den Einfluss seiner bösen Sippschaft zu einem Helden heranwachsen sollte. Wie das grausame Schicksal es aber will, kam es natürlich anders.
Die neue X-Force Truppe wurde von der neuen Bruderschaft der Mutanten in die Luft gejagt. Angeführt von Wolverines tot geglaubten Sohn Daken schaffte die Truppe bestehend aus den neuen Omegas, Mystique, Skinless Man, dem Blob und Sabretooth nicht nur Fantomex zu töten, sondern auch den kleinen Evan zu entführen. Nun wird der kleine mit dem großen Potential mit Lügen gefüttert die ihn zum neuen Bringer der Apocalypse machen sollen. Doch seine Freunde wie Deadpool, Wolverine und die anderen geben ihn nicht auf.
Klingt soweit schon mal so albern wie jeder überladene Comicplot. Hier zeigt sich mal wieder wie nahe Comics eigentlich an Dailysoaps sind. Man muss ja eigentlich nur Wörter wie “Despot aus einer anderen Dimension” durch “Ölmagnat” und “Selbstheilungskräfte” durch “Flirtagent” ersetzen und schon merkt man keinen Unterschied mehr. Dabei lässt meine Zusammenfassung nicht annähernd klar werden wie albern Rick Remender (The Last Days of American Crime) hier zugange geht. Zum Ende will er es noch mal so richtig krachen lassen. Tiefpunkt oder Höhepunkt des ganzen ist folgende Szene. Nightcrawler wird durch die Scheibe eines riesigen Aquariums geworfen. Sofort schnappt er sich einen dicken Hai. Damit beamt er sich dann IN den Körper vom Blob lässt den Hai IN ihm frei und Beamt sich wieder raus. Gleichzeitig der Beste und der schlechteste Comicmoment aller Zeiten.
Der beste, weil es einfach nicht mehr maßloser werden kann und dies nur einer von vielen total frei drehenden Momenten die Remender hier eingebaut hat. Der schlechteste aber, wenn man ernsthaft Interesse an der Story hatte. Denn was Remender damals in den ersten Arcs so gekonnt und wirklich gut aufgebaut hat verkommt im Vergleich zur Farce. Die Handlung ist hier einfach extrem weit entfernt von allem was man noch ernst nehmen kann. Sogar im Vergleich zu anderen Comics. Das Medium bietet sicherlich genug Platz für solche Storys, die Uncanny X-Force ist jedenfalls nicht der richtige Spielplatz für so was. So steht der finale Arc nämlich im krassen Kontrast zu dem wirklich toll geschriebenen Start. Jetzt müssen wir damit leben wie Remender seine Saga zu Ende führt und da gibt es neben der teilweise sehr absurden Handlung einige starke aber auch schwache Momente. Sehr gefallen haben mir zum Beispiel die leisen Momente. Pillow Talkt zwischen Sabretooth und Mystique zum Beispiel ist gelungen. Zum anderen ist da noch ein überraschend herzlicher und emotionaler Moment zwischen Wade und Evan. Hier sieht man mal wieder den Deadpool von früher, der nicht einfach nur wahnsinnig ist, sondern gleichzeitig beweist, dass er jemand ist auf den seine Freunde sich irgendwie doch verlassen können. Erinnert jedenfalls an Momente, die man aus den guten Zeiten von Deadpool & Cable kennt.
Andere Dialoge wirken dafür aber schrecklich Plump. Die meisten Momente mit Wolverine zum Beispiel. Die Omegas, Blob und ganz besonders Daken wirken auch sehr schwach. Daken ist hier echt ein ziemlicher Windbeutel. Toll hingegen sind auch noch die Dialoge zwischen Mystique und Nightcrawler. Mutter und Sohn aus verschiedenen Dimensionen, die beide nicht die Person sein können, die der andere braucht und sucht. Meine Gefühle zum Finale sind daher genauso diffus wie alles was ich bisher dazu geschrieben habe. Vieles ist irgendwie gut, vieles aber auch grausam. Für beides gibt es viele verschiedene Gründe, zusammenpassen will hier schon allein vom Ton der Geschichte nichts so richtig. Ich weiß ja nicht. Wenn dieser Arc eine eigenständige Mini wäre könnte man ihn einfach als merkwürdig abtun und nur wenige Gedanken daran verschwenden innerhalb einer Reihe die so stark anfing und über längere Zeit die stärkste Mutantenreihe des Markts war stößt dieser Abschluss schon recht sauer auf.
Für die Optik war Phil Noto (World's Finest) zuständig für den ich eigentlich immer nur gute Worte finde. Die Welten die durch seine Hände entstehen wirken immer warm, organisch und lebendig. Ist auch hier der Fall. Passt aber nur manchmal. Teilweise verlangt die Handlung ein dreckigeres Herangehen, was Noto nur Szenenweise rüberbringen kann. Trotzdem was schönes wie die Guckäuglein. Zum Abschluss der Serie muss ich sagen, dass der erste Arc für mich wirklich schon ein Klassiker der X-Men Saga. Was danach passierte war noch länger sehr stark wurde dann langsam aber sicher immer schwächer schade drum. Die ersten beiden Sammelbände sollten aber trotzdem für jeden X-Men Fan Pflichtlektüre sein.
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