Darkwing Duck (1991-1995)
Darkwing Duck (Jim Cummings/Gudo Hoegel) ist der, nicht immer sonderlich erfolgreiche, Held der Stadt St. Canard /Sankt Erpelsburg. Eigentlich ist er ein einsamer Rächer, doch bei seinem Kampf gegen Torro Bulba (Tim Curry) kommt es dazu, dass er die kleine Gosalyn Mallard/Kiki Erpel (Christine Cavanaugh/Inez Günther) adoptiert. Sie muss nämlich beschützt werden, da sie einen Geheimcode ihres Großvaters kennt, an dem alle bösen Buben Interesse haben. Gleichzeitig findet er in dem Bruchpiloten Launchpad McQuack (Engelbert von Nordhausen/Terry McGovern) einen verlässlichen Handlanger, der ihm mit seinem Hubschrauber Luftunterstützung geben kann. Gemeinsam meistern die drei nicht nur das tägliche Geschäft der Verbrecherbekämpfung, sondern irgendwie auch ihren Alltag, der immer wieder von den nervigen Nachbarn, die Familie Muddlefoots/Wirrfuß durcheinander gebracht wird.
Darkwing Duck ist wohl gemeinsam mit den Dinos die Disney Serie die am besten gealtert ist und vor allem eine der Serien, die wohl für erwachsene Nerds genauso cool, wenn nicht sogar cooler als für die kleinen Zuschauer ist. Wie toll die Serie eigentlich wirklich ist, habe ich aber erst jetzt verstanden, als ich alle 91 Folgen noch mal auf englisch gesehen habe. Eigentlich hatte ich vor die Serie Episode für Episode zu besprechen, aber schnell nahm ich von der Idee Abstand, da es in jeder Folge einfach zu viele Punkte gibt die man ansprechen kann.
Der Held selbst, nämlich Darkwing Duck, ist sehr offensichtlich eine schillernde Parodie auf Batman, aber auch Anspielungen auf andere Helden vereinen sich in ihm. Zum Beispiel wird er in einer Folge von einer radioaktiv verseuchten Spinne gebissen und wird so zu einem Erpel mit sechs Flügeln. In einer, in der Zukunft spielenden Episode erzählen die Enten von Morgen mit Ehrfurcht seine Origin Geschichte, die eine Kopie der Superman Origin ist und mit Elementen aus der Origin des zweiten Green Arrow, Connor Hawke, angereichert wurde, der damals zeitgleich bei DC seinen ersten Auftritt hatte. Zu Darkwings Freunden gehört das Heldenteam “Justice Ducks”, eine recht offensichtliche Anspielung auf die Justice League und ein recht blöder Name, da von den fünf Mitgliedern nur drei überhaupt Enten sind. Da wäre noch GizmoDuck (Hamilton Camp), der gemeinsam mit Quack der einzige Charakter ist, der vorher schon mal aufgetaucht ist. Ursprünglich kommen die beiden nämlich aus DuckTales, wodurch Darkwing als Spin-Off der Geschichten aus Duckberg anzusehen ist. Dann wäre da noch Morgana McCawber (Kath Soucie). Sie ist nicht nur Darkwings große, sondern auch noch meine erste Cartoon Liebe gewesen und basiert natürlich auf Morticia aus der Addams Family. Eine Mischung aus Aquaman und einer Captain Planet Parodie ist hingegen Neptunia (Susan Silo), die ebenso wie Morgana zuerst als Böswicht aufgetreten ist. Dann aber wieder doch nicht da die Serie in der falschen Reihenfolge ausgestrahlt wurde und es einen Auftritt von beiden innerhalb der Ducks gibt, noch bevor sie zum ersten mal als Schurkinnen auftreten.
Noch viel besser wird es allerdings bei den Villains. Da wären nämlich die Fearsome Five (ich erklär jetzt nicht worauf dieser Name anspielt). Dieses Team von Schurken wird von Negaduck angeführt, der ebenso wie Darkwing von Jim Cummings gesprochen wird, der von Adventure Time, über Marsupilami, bis hin zu zur Woody Woodpecker Show eigentlich in jeder wichtigen Cartoon Serie der letzten zwei Jahrzehnte eine Sprechrolle bekommen hat. Negaduck ist eine recht lose Anspielung auf Venom. Auch weitere Spider-Man Feinde werden hier auf die Schippe genommen. So ist der Liquidator (Jack Angel) natürlich Hydro-Man und Megavolt (Dan Castellaneta) ist eigentlich Electro. Quackerjack (Michael Bell) hingegen basiert auf den Joker und den Toyman aus dem DC Universum. Es gibt aber noch viele andere tolle und etwas versteckter Parodien, wie zum Beispiel die beiden Alien Hüte (ja Hüte) Barada und Niktu, die auf die Zeile “Klaatu barada nikto!” aus “The Day the Earth Stood Still” hinweisen. Übrigens ist Barada ein Cowboy Hut Alien, während Niktu eine außerirdische Zeitungsjungenmütze darstellt, während ihr Anführer ein Bowlerhut ist. Toll ist aber auch noch Professor Moliarty. Eine Mischung aus dem Sherlock Holmes Bösewicht und dem Moleman der immer wieder bei Marvel gegen die Fantastic Four kämpft.
Neben den bösen Superschurken gibt es auch noch eine böse Agenten Vereinigung namens F.O.W.L., eine alberne Version von James Bonds Feinden der S.P.E.C.T.R.E. Vereinigung. Mit dabei ist unter anderem die Jaws Veralberung Steelbeak. Aber auch die guten haben eine Vereinigung mit einer lustigen Abkürzung. Die nennt S.H.U.S.H., was wiederum Marvels S.H.I.E.L.D. entspricht. Manchmal werden auch Gosylyn und ihr Nerd Freund Honker zu Quiverwing Quack und Arrow Kid, einem Green Arrow / Red Arrow Team-Up.
Aber auch die einzelnen Episoden parodieren gerne mal Filmklassiker. So gibt es eine “Invasion of the Bodysnatchers” Episode, genauso wie eine kindgerechte Versionen von “Night of the Living Dead” und vielem anderen nerdigen Kram. Der Humor ist dabei gerade im O-Ton fantastisch pointiert und verfehlt sein Ziel nur selten. Auf englisch sind die Dialoge wirklich fantastisch dynamisch und unheimlich spritzig gehalten. Die Synchronstimmen sind allesamt wirklich gut gewählt. Nur Jim Cummings hätte ruhig eine Handvoll weniger Rollen bekommen, auch wenn er einer der besten englischen Cartoonsprecher ist. Bei der deutschen Version muss man aber leider ein bis zwei Punkte abziehen, da einfach zu viele Jokes bei der Übersetzung verloren gegangen sind.
Die Storys haben einfach alles was man sich wünschen kann. Da sind popkulturelle Anspielungen, die zudem meist auch noch clever sind, die Macher kennen sich bei den parodierten Comics gut aus, was den Gags gut tut und auch Genretechnisch setzt man sich keine Grenzen. Es gibt Abenteuer Episoden, welche die ganz einfache Superhelden Storys sind, Science-Fiction, Geheimagenten, Romance, es gibt eine Sitcom Folge, musikalische und auch welche die von Videospielen handeln. Auch 4th Wall Breaks werden zum Teil genutzt und durch Zeitreisen und Alternativwelten schöpft man dann wirklich alles aus. Obwohl es gibt sogar Folgen die in berühmten Gemälden spielen, wobei D Double W zu Picassos Guernica wird und so weiter. Es ist wirklich keine Folge wie die andere und bei über 90 Episoden kommen wir nicht mal auf eine ganze Handvoll von schlechten Folgen. Ich find’s einfach nur toll.
Die Charakterdesings haben den DuckTales Look beigehalten, kombinieren diesen aber eben mit einer sehr deutlichen Comic Ästhetik. Meistens sind die Serie auch super aus, nur in den späteren Episoden schleichen sich vermehrt Flüchtigkeitsfehler ein und recycelte Animationen tauchen auf. Wer also irgendwie die Möglichkeit bekommen sollte an die US-DVDs zu kommen sollte sich diese Kindheitserinnerung unbedingt zurückholen.
7-9 von 10 Hundeblumen