Golden Boy (1995)
Kintaro Oe ist ein japanischer Jura Student, der mit seinem Fahrrad durchs Land fährt um sich etwas Erfahrung in der Schule des Lebens anzueignen. Dazu nimmt er jeden Job an egal wie hart, schmutzig oder schlecht sie auch bezahlt sein mag. Hauptsache er lernt dabei etwas und wenn er dadurch noch in die Nähe einer hübschen jungen Dame gelangen kann, umso besser. Leider hat er sich selbst nicht sonderlich stark unter Kontrolle und zeichnet die angebeteten Mädchen auch schon mal recht auffällig in reizenden Posen in sein kleines heiliges Notizbuch. Schlimmer wird’s aber wenn er sich vor lauter Geilheit unheimlich blamiert. Dies geschieht zum Beispiel wenn er aus versehen seine Erektion im Schwimmbad präsentiert oder ihn seine Traumfrauen dabei erwischen wie er die Klobrille abschleckt, nachdem sie drauf gesessen haben. Alles endet meistens damit das er heftig verprügelt wird. Gerade weil er sich zudem auch noch mit Yakuzas, strengen Vätern und eifersüchtigen Freunden anlegt.
1995 versuchte sich Regisseur Hiroyuki Kitakubo (Roujin Z) in Zusammenarbeit mit dem Mangaka Tatsuya Egawa seine Mangareihe Golden Boy als OVA umzusetzen. Mehr als sechs Episoden, die allesamt Kapiteln des ersten Bands entstammen sind es dann aber nicht geworden, da alles andere eh so schmuddelig geworden wäre, dass es niemals ausgestrahlt worden wäre. Wer als den wirklich kaputten kram sehen möchte muss sich an die 10 Mangabände im Überformat halten, die seiner Zeit bei Carlsen erschienen sind. Zurückhaltend ist man aber auch innerhalb dieser sechs Folgen nicht. Teilweise werden die Grenzen von nur “Ecchi” schon mal dezent in Richtung Hentai überschritten. Allerdings wird der Schmuddelkram durch Kintaros einfach gestrickte Art und seinen liebenswürdigen und herzlichen Charakter recht verharmlost. Die Serie bekommt durch ihren Protagonisten jedenfalls einen sehr harmlosen Touch. Vorteilhaft ist ebenso das ziemlich gute Writing. Jede Folge läuft zwar nach dem selben Muster ab und ist vollgepackt mit dümmlichen Pointen, aber letztlich gibt es immer wieder einen kleinen Kniff, durch den man bemerkt das alles sehr berechnend gemacht wurde und das in Wirklichkeit doch ein wenig mehr Verstand und Philosophie hinter dem Ganzen steckt.
Höhepunkte sind ohne Frage Kintaros Abenteuer in einer Software Firma, in einem Animationsstudio, als Schwimmlehrer (der nicht schwimmen kann) und mit der Motorradbraut (obwohl dabei nur das Finale richtig gut geworden ist). Qualitativ aus den Rahmen fallen da sein Abenteuer in einer Nudelküche und als Nachhilfelehrer für die Tochter eines Gangsterbosses. Diese beiden Episoden haben nicht genug witzige Momente, die Herzlichkeit der übrigen Episoden wird zudem auch schmerzlich vermisst und auch unterhalten können sie nicht so gut.
Die Animationen sind meist auf recht hohem Niveau, obwohl der Stil schon sehr schwankt, allein dadurch, dass man immer wieder verschiedene Animestile parodiert und ihre Eigenheiten auf die Spitze treibt. Ein wenig ruckelig sind ein paar der Animationen doch, man muss aber auch bedenken das es sich um eine kleinere Produktion aus der Mitte der Neunziger handelt und dafür ist die OVA in allen technischen belangen gut geworden. Sogar die deutsche Synchro lässt eigentlich keine Wünsche offen und schafft es die übertrieben hysterische Art des O-Tons zu übertragen ohne aufgesetzt oder nervig zu klingen.
Golden Boy hat den Zeittest bisher ganz gut bestanden und kann mir auch nach dem zigsten Durchlauf immer noch so gefallen wie beim ersten mal. Ein feiner Anime für Leute mit absonderlichen Humor.
7,4 von 10 abgeschaltete Server