Das Labor des Grauens (1974) [Maritim Pictures]
Professor Nolter (Donald Pleasence) ist das Unfassbare gelungen. Er forscht seit geraumer Zeit an einem Projekt, bei dem er pflanzliche und menschliche DNA miteinander verbindet. Dabei ist es ihm gelungen Mutanten zu kreieren, die halb Mensch halb Pflanze sind. Sein Assistent Lynch (Tom Baker) ist ein schrecklich entstellter Mann, der sich ein heilmittel gegen sein monströses Gesicht von dem Professor erhofft. Dafür ist er bereit ihm immer wieder neue unfreiwillige Probanten zu besorgen und diese dann in seiner eigenen Freakshow auszustellen. Doch bald wollen die fleischfressenden Pflanzen sich nicht mehr quälen lassen und erheben sich gegen ihren Erschaffer.
Ohne Frage ist “The Freakmaker” ein Horrorfilm, der es einem sehr leicht macht sich über ihn lustig zu machen. Gerade wenn der Streifen versucht nach seriöser Science-Fiction zu klingen wird es schon sehr albern. Andererseits kann man diese albernen Momente auch als charmant, im Stile von Science-Fiction Filmen aus den Sechzigern sehen. Neben dem Pseudowissenschaftlichen Anspruch wird dem Zuschauer vor allem die Freakshow ins Auge fallen. Diese besteht größtenteils aus echten Freaks, was nicht nur zufällig an den Kultexploiter “Freaks” von Tod Browning erinnert, sondern auch wirklich diverse male darauf anspielt. Genauso wie auch in dem Klassiker 1932 kann man auch hier geteilter Meinung sein, inwiefern es okay ist Menschen mit echten körperlichen Anomalien für so einen Film zu casten. Kombiniert man diese Show mit dem Plot über genetisch manipulierte Pflanzen, die bald zu menschenähnlichen Wesen werden, bekommen wir ein ziemliches krudes Gemisch aus “Freaks”, “The Island of Dr. Moreau” und “The Little Shop of Horrors”. Mag zwar auf den ersten Blick nicht richtig passen ist dann aber doch irgendwie faszinierend. Durch das sehr packende Ende wird die teilweise doch sehr hanebüchene Handlung noch gerettet und bekommt einen interessanten Drall. Denn am Ende sind es wieder mal nicht die vermeintlichen Monster, sondern die normalen, die die waren Bestien sind und aufgehalten werden müssen.
In der Hauptrolle bekommen wir Donald Pleasence (Halloween II) als fanatischen Wissenschaftler zu sehen. Wieder mal wird Pleasence zum unumstößlichen Höhepunkt eines eher suboptimalen Films. Neben ihm kann auch Brad Harris (Spezialkommando Feuervogel) gefallen, der mal nicht, wie auch in seinen zig Sandalenfilmen den Muskelprotz spielt, sondern nur einen Studenten. Mal was neues für ihn. Nebenher hat er auch noch die Actionsequenzen betreut und sich mit Blumenmonstern gehauen. Ansonsten sind natürlich vor allem die Leute aus der Freakshow bemerkenswert. Bei ihnen gefällt vor allem, dass sie es schaffen dem Zuschauer zu vermitteln, wie dicht sie zusammenstehen und dass sie immer für die anderen aus ihrer Truppe da sind. Die versammelten Damen hingegen wurden wohl nur wegen ihrem Aussehen rangeholt und sogar Jill Hayworth die schon in sehr jungen Jahren für den Newcomer Golden Globe für ihre Leistungen in “Exodus” nominiert wurde spielt meist übertrieben und sonst eher hölzern.
Der Look des Ganzen ist insgesamt eigentlich ganz cool. Es gibt sogar echt eklige Effekte mit blutenden Pflanzen und vielen Mutanten. Teilweise sehen die Effekte ziemlich cool aus, manchmal aber auch sehr cheesy wie in den alten Corman Produktionen. Am besten ist eigentlich das Intro gelungen, darin sehen wir nämlich Pflanzen im Zeitraffer aufwachsen, während im Hintergrund unheimliche Geräusche und Sounds von autistischen Kindern rückwärts abgespielt werden. Alles richtig Strange und wenn man es so sieht wirkt sogar ein wachsender Pilz unheimlich aus. Überhaupt ist die musikalische Untermalung etwas sehr besonderes. Insgesamt sehr stimmungsvoll und düster, aber mit kleineren Jazzeinflüssen. Mir gefällt der Freakmaker also ziemlich gut, auch wenn es eher ein räudiges Stück Trash ist. Trotzdem passieren hier so viele merkwürdige Dinge, dass der Film irgendwie immer unterhalten kann. Sicherlich werden da nur wenige meine Meinung teilen. Aber ein spezielles Publikum sollte seinen Spaß haben.
Nicht ganz sauber, aber ansonsten nicht schlecht ist die Qualität des Bilds geworden, dafür ist der deutschte Ton der Maritim Pictures DVD störend verrauscht. Der englische O-Ton ist allerdings okay und dafür hat die DVD noch cooles Bonusmaterial. Da wären zu erst einmal zwei Audiokommentare. Beide mit dem Herausgeber der englischen DVD. Bei dem einem Kommentar führt er ein Gespräch mit dem Produzenten Robert D. Weinbach (Jackie Brown) und mit Brad Harris. Während der mit Weinbach sehr interessant ist, langweilt das sehr sporadische Interview mit dem Regisseur Jack Cardiff (Conan der Zerstörer) schon ziemlich schnell. Des weiteren ist noch der Originaltrailer enthalten, sowie eine Bildergalerie und eine 25-minütige Dokumentation über den Freakmaker. Bin immer sehr erfreut wenn auch solche merkwürdigen Produktionen derartig viel Bonusmaterial bekommen. Daher eine topp DVD. Wer auf merkwürdigen Kram steht, sollte mal reinschauen.
6,5 von 10 verputzte Hasen