Humanemy - 2 - Der Fahrer (Lindenblatt Records)
Nachdem sein letzter Fall nicht wie geplant ablief wurde Regierungsagent Lennart “das Chamäleon” (Thomas Lindner) vom Staat im Stich gelassen. Jetzt steht er auf der anderen Seite und versucht mit einem Fahrzeugspezialisten, einem Hacker und einem Waffenexperten wichtige Regierungsinformationen zu stehlen. Dabei kommt es aber nicht nur innerhalb der Gruppe immer wieder zu Stunk, sondern auch die Informationen zu bekommen macht mächtig Probleme. Schließlich sind sie nur in einem isolierten Computer der Staatsanwaltschaft zu finden. Sie schaffen es aber Maurice (Patrick Borlé), den Fahrer, einer Dame näher zu bringen, die sie vielleicht zu diesem Computer führen kann. Es läuft aber wieder nicht alles so richtig glatt.
Das Chamäleon ist diesmal nur eine Nebenfigur und wir begleiten dafür Maurice. Während ich es in der ersten Folge noch recht schwer fand mich für die Hauptrolle zu begeistern, ist Maurice schon eine spannendere Figur. Denn auch er wurde von der Regierung verraten, da er sich während seiner Zeit beim Militär eines Befehls verweigert hatte, der ihn viele Zivilisten hätte töten lassen. Diese Eröffnungsszene wurde äußerst packend und intensiv vertont. Vermutlich die bisher atmosphärisch dichteste Szene aus dem Hause Lindenblatt. Aber auch danach bleibt es unterhaltend. Es ist sehr schön, dass die Lindner Brüder beim schreiben keine Angst davor haben auch mal derbere Dialoge einzubauen. Des weiteren ist die dunkle Cyberpunk Welt äußerst spannend und ziemlich gut aufgebaut. Jedenfalls habe ich schon jetzt den Eindruck, dass da noch mehr Potenzial als nur vier für Folgen wäre.
Beim Sprechercast gibt es wieder eine gesunde Mischung aus Laiensprechern, Halbprofessionellen und anerkannten Sprechern. Den Löwenanteil spricht hier Patrick Borlé, der seine Sache wirklich sehr gut macht. Er verleiht seiner Figur eine recht schroffe, coole, aber nicht unsympathische Erscheinung. Auch Cathy Schneider und die Lindner Brüder sind wieder gut. Hinzu kommen noch kleine Gastauftritte von unter anderem Falk T. Puschmann und dem Musiker Holly Loose (Letzte Instanz). Insgesamt ist aber nicht jeder Beteiligte wirklich auch ein fitter Sprecher, aber die eher schwachen und die guten Sprecher halten sich so ziemlich die Waage.
Genauso kann auch die Untermalung abgesegnet werden. Von den Sounds her ist das Hörspiel sicherlich nicht bombastisch, was aber auch nicht passen würde. Stattdessen gibt es ein dichtes Geflecht aus passenden Sunds. Die Szenen wirken allesamt lebendig und lassen die düstere Zukunftsvision sehr plastisch werden. Auch musikalisch schöpft man wieder aus den vollen. Die meisten der Musiken stammen erneut von VorTex, deren harte und kühle Sounds perfekt passen. Sehr gefreut habe ich mich aber auch über “Munich after Midnight” von der Psychobilly Band “Grave Stompers” der während der Szenen im Trübsaal im Hintergrund läuft. Genauso cool ist “Mallory Knox” von “Van Drunen”. Bei denen spielt übrigens auch der Emil Bulls Basser Roland. Kommt ja wirklich selten vor, dass man so ein Geknüppel in einem Hörspiel serviert bekommt, passt aber.
Lindenblatt Records beweisen sich wieder als löbliche Hörspielproduzenten. Wer also irgendwie eine Ader für düstere Zukunftswelten oder Cyberpunk hat sollte unbedingt mal reinhören. Die CD kommt wieder im Digipack und es gibt sogar ein Sammelrückenmotiv, finde ich ja immer klasse.
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