1984 (1956) [Maritim Pictures]
In der nicht mehr allzu fernen Zukunft des Jahres 1984 ist die Welt unter drei Großmächten aufgeteilt worden, die den Atomkrieg von 1965 überstanden haben. Eine der dreien ist Ozeanien, ein totalitärer Polizeistaat mit seinem Hauptsitz in London, wo auch die Zentrale der “Partei” zu finden ist. Für die Partei und somit auch für den großen Bruder arbeitet auch Winston Smith (Edmond O'Brien). Seine Aufgabe ist es für die Regierung vergangene Geschehnisse aus Zeitungen und Büchern zu revidieren, damit nie der Gedanke aufkommen kann, dass die Partei jemals Unrecht hätte. Er lernt Julia (Jan Sterling) kennen, die Teil der Anti-Sex League ist, doch entgegen allen Regeln ihrer Gesellschaft verlieben die beiden sich ineinander und treffen sich immer wieder heimlich. Doch Niemand kann dem großen Bruder lange entgehen und so werden auch sie bald Opfer des Systems.
In der klassischen schwarzweiß Verfilmung von George Orwells dystopischen Science-Fiction Roman “1984” versuchte sich Michael Anderson (Flucht ins 23. Jahrhundert) an einer recht lockeren Adaption des Buchs. Bei der Übertragung ins filmische Medium ging zwar so manche Charakterentwicklung verloren, aber der zentralen Aussage des Ganzen hat es nicht geschadet. Leider gehen trotzdem die meisten politischen und auch philosophischen Feinheiten total verloren. Für eine Verfilmung wird der Grundton der Geschichte aber ganz gut getroffen. Gerade für seine Entstehungszeit ist der Film ziemlich mutig und scheut sich auch nicht davor ein hartes Ende zu zeigen, was damals noch unpopulärer war als heute.
Zu sehen sind unter anderem Donald Pleasence (Das Labor des Grauens) in einer seiner ersten Rollen, Michael Redgrave und in den Hauptrollen Edmond O'Brien und Jan Sterling. Alle spielen ziemlich gut, wobei es nicht gerade leicht ist diese Figuren glaubhaft darzustellen. Das Problem ist dabei, dass die Figuren aus 1984 durch ihr Leben in dem totalitären System extrem gefühlskalt und fremd gesteuert aufgezogen wurden, was wiederum bedeutet das ihre Emotionen oftmals etwas kindliches haben. Etwas, was man bei einer heutigen Verfilmung sicherlich nicht berücksichtigen würde. Es ist wichtig, dass die Figuren unsicher sind in ihrem Umgang miteinander. Klappt hier eigentlich ganz gut, jedenfalls zweifelt man nie an der Stärke des schrecklichen Systems. Gerade die finalen Momente bei der Gedankenpolizei sind, auch heute noch, nur schwer zu ertragen. Jedenfalls habe ich auch beim Schauen genauso wie auch beim Lesen des Romans Probleme damit zu ertragen wie Winston gebrochen wird. Auch nach so vielen Jahren ist die Geschichte noch genauso aktuell und die Botschaft verliert nichts an ihrem Gewicht.
Nur minimalistisch setzt man die Zukunftsvision optisch um. Uniformen die gerne mal ans dritte Reich erinnern und karge, kalte Bürokomplexe reichen eigentlich schon um zu zeigen in was für einer Welt wir uns befinden. Hinzu kommen noch die Kameras die zu jederzeit jeden überwachen und fertig ist die Zukunft. Man hält sich also zurück und zeigt eine nüchterne Vision der orwellschen Welt. Und gute und richtige Entscheidung, denn zu schnell könnte man zu offensichtliche Symbole der Unterdrückung einbauen. Aber auch mit diesen wenigen Mitteln konnte man sofort zeigen wie schrecklich das Regime ist ohne dem Zuschauer alles zu sehr vorzukauen und ihm vorzugeben was er denken soll. Gerade bei solch einem Werk ein wichtiger Punkt.
Bei der DVD von Maritim Pictures bekommt ihr das etwas hoffnungsvollere aber auch nicht weniger tragische Ende mit der deutschen Version, als auch die englische Originalfassung mit dem noch dunkleren Ende. In der Originalversion bekommt ihr darüber hinaus auch noch die originalen Texteinblendungen und Tafeln zu sehen. Qualitativ hat die deutsche Version ein etwas besseres Bild als die englische Variante, wirklich gut sehen aber beide Versionen leider nicht aus. Bei der deutschen Synchronisation stört ein starkes Rauschen, das aber auch den O-Ton befallen hat, wenn auch nicht ganz so schlimm. Durch das Wendecover habt er noch die Wahl zwischen zwei verschiedenen deutschen Kinopostern als Covermotiv. Technisch ist die DVD also nicht einwandfrei, aber bei dem Alter des Films ist es zu verschmerzen, wobei ich gegen eine restaurierte Fassung auch nichts einzuwenden hätte.
8 von 10 Ängste