John Sinclair 2000 - SE4 - Hexenküsse (Lübbe Audio)
Der kleinkriminelle Ross Fandon (Uli Krohm) besucht ein abgelegenes Freudenhaus, dass irgendwo versteckt in den Wäldern vor Dover liegt. Kein üblicher Ort für solch einen Edelpuff aber nun gut. Fandon wurde eingeladen von seinen Bankräuberkollegen und da sagt man nicht nein. Schon bald macht er bekanntschaft mit den drei Damen des Hauses. Yvonne (Astrid Breidbach), Tamara (Cathlen Gawlich) und Rachel (Ulrike Möckel) sind aber keine handelsüblichen Nüttchen, sondern um dämonische Hexen, die dabei sind Herzen sündiger Männer zu sammeln um ihre mächtige Herrin (nein keine Domina) Lillith wiederzubeleben. Am nächsten Morgen findet man Fandon verbrannt in seinem Jaguar, den man von einer Klippe rollen ließ. Eigentlich nicht unbedingt ein Fall für einen Geisterjäger wie John Sinclair (Frank Glaubrecht), doch das fehlende Herz ist dann für ein Unfallopfer doch ziemlich ungewöhnlich. Sogleich macht er sich an die Ermittlung in diesem Fall. Die Spuren führen ihn zu einer Gruppe von Bankräubern, einem erfolglosen Privatdetektiv und dessen Mutter und letztlich auch ins Freudenhaus. Von der Lösung des Falls ist er aber dennoch weiter entfernt als gedacht, schließlich scheint plötzlich sogar seine mächtigste Waffe, sein Kreuz, keine Wirkung mehr auf die dämonischen Damen zu haben.
Beinahe dreißig Jahre nach seiner Veröffentlichung wurde nun John Sinclairs erster Paperbackfall “Hexenküsse” vertont. Daraus wurde nun sogar die Sonderedition #4, die mit ihren knapp 100 Minuten zwei CDs füllt. Da sind wir dann schon beim größten Kritikpunkt der Folge angekommen. Sonderedition hin oder her, der Vertonung ist einfach zu langatmig geraten. Viele Szenen sind zu lang geraten oder fühlen sich wie unnötige Handlungsschleifen an. Eine straffere Gangart wäre sehr von Vorteil gewesen. Inhaltlich halte ich die frühen Taschenbücher für die besten Geschichten aus dem Sinclair Universum, aber als Hörspiel sollten auch diese Geschichten nicht viel länger als eine Stunde sein. In einem größeren Rahmen funktionieren diese Geschichten einfach nicht. Dazu fehlt einfach die nötige Substanz. Denn auch eine gute Sinclair Geschichte ist immer noch zu den meisten Teilen leichtfüßiger Trash ohne nennenswerten Tiefgang.
Anders gesagt, es ist einige male etwas öde, abgesehen davon aber eigentlich eine gute Folge. Gruselig wird es zwar leider wieder zu keiner Sekunde, dafür fühlt es sich wieder eher an wie einer der alten Fälle der 2000er Edition. Die Dialoge sind lebendig, die Action rasant und die Sprecher schon allein auf dem Papier eine Ohrenwonne. Teilweise wird dann zwar nicht ganz gehalten was von den “besten Stimmen Hollywoods” versprochen wird, die meisten Sprecher machen ihre Sache aber gut. Problematisch ist da auch weniger das Talent, sondern gerade bei ein paar der langjährigen Akteure die Routine. Wirklich negativ fällt aber niemand auf, selbst dann nicht, wenn kleinere Momente ein wenig an die Tonstudiobraun Hörspiele erinnern. Vor allem Aussagen wie: “Ich schneide dir jetzt das Herz raus!” sind nicht unbedingt galant, für mich aber doch ziemlich unterhaltend.
Die technische Umsetzung ist versiert und gekonnt wie eh und je. Jede Szene kommt prall aus den Boxen gewabert und auf viel Krachbumm aus. Gruselige Stimmung oder überhaupt eine Atmosphäre, die im Übrigen auch hätte helfen können um die langatmigen Szenen spannender zu gestalten, kann so natürlich nicht aufkommen. Eigentlich schade aber bei anhaltendem Erfolg wohl auch nicht anders zu erwarten.
Eine weitere Folge, die sich eigentlich nur durch die stärkere Vorlage punkten kann. Die Adaption ist allerdings nicht die bestmöglichste und hält die gängigen Schwächen der letzten Episoden bereit. Laune gemacht hat sie dann aber doch, schade trotzdem um das Potential das verschenkt wurde.
Die Doppel CD kommt im normalen Jewelcase in einem simplen, aber doch hübschen Schuber.
6,9 von 10 Chinesen, die sich nicht ins Bockshorn jagen lassen