Freitag, 3. Januar 2014

Prinzessin Fantaghiró (1991-1996) [Koch Media]

Prinzessin Fantaghiró (1991-1996) [Koch Media]

Zwei Königreiche befinden sich seit vielen Jahren über einen nicht mehr bekannten Grund im Krieg miteinander. Der König des einen Reiches (Mario Adorf) wünscht sich nach seinen beiden Töchtern nichts sehnlicher, als einen männlichen Thronfolger.
Nicht nur wird ihm dieser Wunsch verwehrt, zu allem Überfluss stirbt auch noch seine Frau bei der Geburt seiner dritten Tochter.
So ziehen die Jahre ins Land und aus dem kleinen, frechen Mädchen wird die eigensinnige und freiheitsliebende Fantaghiró (Alessandra Martines), die so ganz anders ist, als ihre Schwestern Caterina und Carolina. Statt sich fürs Nähen, die feinen Künste oder Männer zu interessieren, träumt Fantaghiró von großen Abenteuern und sieht nicht ein, dass der Kampf nur Männern vorbehalten sein soll. Das missfällt ihrem Vater zwar, aber langsam gehen ihm die Ideen aus, wie er seine Tochter noch im Zaum halten soll. Und wäre das nicht schon genug, tobt auch immer noch der Krieg mit dem anderen Königreich, das auch nach dem Tod ihres alten König nun den noch jungen Erben Romualdo als Oberbefehlshaber an dessen Spitze weiß.
Diesem begegnet Fantaghiró auch sogleich und natürlich verliebt der sich Hals über Kopf in sie.  Und das alles ist nur der Beginn der Abenteuer von Fantaghiró.

Ich kann mich noch daran erinnern, dass ich im Jahre 1991, im(relativ) zarten Alter von 6 Jahren, die deutsche Erstausstrahlung  beider Episoden des ersten Teils von Prinzessin Fantaghiró im Fernsehen gesehen hab. Ebenso wie die Wiederholung des Ganzen, sowie den zweiten Teil.
Ich glaube mich auch noch daran erinnern zu können, es später auch mit Teil 3 versucht zu haben, mich dafür dann aber doch irgendwie zu erwachsen gefühlt habe (So erwachsen, wie man sich mit 8 eben fühlen kann).
Und auch an Teil 1 und 2 sind die Erinnerungen über die Jahre verblasst. Einige Bilder und Handlungselemente, sowie die Grundzüge der Handlung hatte ich zwar noch im Kopf und ich weiß auch, dass ich nach dem Anblick von Alessandra Martines in der Rolle der Fantaghrió, Mädchen auf einmal gar nicht mehr so doof fand (vorausgesetzt sie waren gleichzeitig so hübsch und so cool wie Fantaghiró), aber viel mehr war nicht geblieben.
Und aus irgendeinem Grund war ich der Meinung, dass Franco Nero mitgespielt hätte, dessen Namen ich mir gemerkt hatte, weil ich ihn so wahnsinnig cool fand (Den Franco Nero, nicht den Namen). Ich war schon ein wenig enttäuscht, feststellen zu müssen, dass ich da was durcheinander gebracht hatte, da ich Franco Nero in „Der Ring des Drachen“ gesehen hatte, der allerdings einige Parallelen zu „Prinzessin Fantaghiró“ aufweist und ein Versuch war an den Erfolg der Reihe anzuknüpfen. Aber ich Schweife ab.

Da ich aber ganz gerne hin und wieder mir Sachen anschaue, die mir als Kind gefallen haben, um zu sehen, wie ich sie als Erwachsener wahrnehme, war ich natürlich Feuer und Flamme mir die, auf einem alten toskanischen Volkmärchen basierenden Filme, noch mal anzuschauen und gleichzeitig so auch die verpassten Teile nachzuholen.

Ganz so, wie ich mir das Vorgestellt hab, bzw. wie ich es in Erinnerung hatte, sollte es dann doch nicht werden.

Zunächst einmal bekommen wir im ersten Teil eine recht coole Introsequenz geboten. So mit Rittern und Schwertern, viel Nebel und so weiter. Allerdings auch mit viel Weichzeichner versehen, aber ist ja auch n Märchenfilm, geht also klar.
Weichzeichner wieder n bisschen runter geschraubt und dann der erste Schreck. Die Kostüme.
Nicht, dass diese ohne Aufwand hergestellt worden wären, aber Strumpfhosen, alberne Mützen und Hemden mit Puffärmeln, alles in knalligen Farben, ist ein Anblick an den sich Augen (und Magen) erst mal gewöhnen müssen.
Und bevor wir uns hier falsch verstehen: Die Ausstattung des Films sieht nicht billig aus, nur oftmals etwas gewöhnungsbedürftig und mit viel Liebe zum Kitsch gestaltet. Im Verlauf der Reihe bessert sich das meiner Meinung nach ein wenig und es gibt teilweise auch echt tolle Kostüme zu sehen, wie die Feenkönigin in Teil 2. 
Und es ist auch nicht so, dass alles auf einen Schlag düsterer und realistischer wird, aber man bewegt sich etwas weg von einigen ganz gewagten Trikotagen, die selbst Mittelaltermarkt Besuchern und Darstellern zu krass wären.

Kitsch gibt es auch an einigen Sets in der gesamten Reihe zu sehen, insgesamt wirken die meisten Sets aber mit viel Liebe gestaltet und gerade die Möglichkeit auf echten Schlössern zu drehen erweist sich als sehr positiver Aspekt. Das gilt zumindest für die ersten drei Teile. Teil 4 und besonders Teil 5 sind allerdings in fast allen Belangen  jenseits von Gut und Böse,  so dass ich später noch auf diese zurückkommen werde.

Die Geschichten um  Fantaghiró sind ganz klar Märchen und warten daher mit den dafür typischen Charakteren auf, die meist eindeutig als gut oder böse zu erkennen sind und nur in seltensten Fällen tatsächlich eine Wandlung durchmachen. Schönstes Beispiel dafür ist sicher der Zauberer Tarabas, der als Bösewicht in Teil 3 seinen ersten Auftritt hat und im Verlauf der Geschichte aber zum Mitstreiter und Freund Fantaghirós wird und sich (natürlich) in sie verliebt. Was wiederum ihre Liebe zu Romualdo auf die Probe stellt.
Darüberhinaus sollte man aber auch nicht allzu viel Charakterentwicklung erwarten. Allerdings hält die Reihe immer die Balance, so dass es glücklicherweise in den meisten Fällen nie zu flach gerät. Ausnahmen bestätigen natürlich die Regel, sind aber nicht groß auffällig.
Allerdings hab ich ein paar Probleme mit Romualdo. Der ist an und für sich zwar kein total schlechter Charakter, aber doch recht farblos geraten.  Er hat leider keine Ecken und Kanten und das empfinde ich als ein wenig anstrengend.

Jeden Teil für sich zu besprechen wäre für mich eine zu große Aufgabe, da sich das Reviewmaterial mal wieder stapelt und ich ranklotzen muss, um mein Pensum zu schaffen. Daher werd ich zu jedem Teil nur ein paar Sätze loswerden.

Teil 1 (Episoden 1 + 2):

Der Auftakt. Meiner Meinung nach ein gelungener Start in die Reihe. Trotz anfänglicher Schwierigkeit meinerseits, was den hohen Kitschfaktor betrifft, kann der Teil doch Spaß machen.
Alessandra Martines in der Titelrolle, sowie Mario Adorf sind darstellerisch die Highlights dieses Teils.

weitere Highlights: Fantaghiró beleidigt einige schleimige Königssöhne, die sie und ihre Schwestern heiraten wollen, ein meckernder Stein, der nicht geworfen werden will.

Teil 2 (Episoden 3 + 4):

Die Fortsetzung macht da weiter wo Teil 1 aufgehört hat.  Die große Hochzeit soll stattfinden und Fantaghiró hat geschworen ihr Schwert nicht mehr anzurühren, als sie die Nachricht erreicht, dass ihr Vater von der schwarzen Königin entführt worden ist.

Gute Forstsetzung, trotz einiger Punkte, die mich stören, wie Fantaghirós Schwur nicht mehr Kämpfen zu wollen.

Highlights: Brigitte Nielsen als schwarze Königin, zwar keine herausragende Leistung, aber so Over the Top, dass es einfach Spaß macht; die Königin der Elfen (Hach); mehr vom sprechenden Stein
Und sonst?: Das Pferd kann sprechen und ist creepy as fuck.

Teil 3 (Episoden 5 + 6):

Da ihm prophezeit wurde, dass ein Kind aus königlichem Haus ihm seine Macht nehmen soll, lässt der Zauberer Tarabas alle adeligen Kinder entführen. Im Kampf mit dessen Handlangern, fällt Romualdo in einen verzauberten Fluss, der ihn zu Stein erstarren lässt.

Möglicherweise der beste Teil der Reihe. Zumindest ziemlich weit vorne. Durch die Dreiecksbeziehung zwischen den Hauptcharakteren besonders spannend.

Highlights: Romualdo ist versteinert und die meiste Zeit nicht zu sehen, was den Hackfressen und Milchbubi Anteil auf ein erträgliches Maß senkt; Tarabas ist ziemlich cool; Brigitte Nielsen ist auch wieder am Start.
Ansonsten: Das Pferd ist immer noch unheimlich.

Teil 4 (Episoden 7 + 8):

Diesmal wird gleich Fantaghirós Schloss mitsamt ihren Lieben entführt. Mit Hilfe des jungen Prinz Parsel macht sie sich auf, um den fiesen Darken zur Herausgabe zu bewegen.

Hier fängt es an abwärts zu gehen. Die Story wird nerviger und wirrer und es fließen immer mehr Nebenhandlungen ein, um das Ganze zu strecken. Das gab es in den anderen Teilen zwar auch, aber nicht so extrem wie hier. Eher was für Fans

Highlights: Wieder wenig Romualdo, dafür mehr Tarabas; Horst Buchholz als Darken.

Ansonsten: Die Sets schwanken zwischen „Nett“ und „Okay, das ist nun so eindeutig ein Studio, dass es nicht mal einen 4 Jährigen überzeugen würde“; Brigitte Nielesen mal wieder dabei und fängt so langsam an zu nerven, Prinz Parsel wirkt wie ein uninspirierter Atreyu Abklatsch

Teil 5 (Episoden 9 – 10):

Durch einen Zauber gerät Fantaghiró in eine andere Welt in der sie darum gebeten wird, dem Namenlosen Bösen den Garaus zu machen.

An diesem Teil wird niemand seine Freude haben. Neueinsteiger bekommen ein völlig falsches Bild der Reihe und werden eher abgeschreckt und für Fans ist es ein totaler Schlag ins Gesicht. Hier passt wirklich gar nichts und vieles was mühsam in den anderen Teilen aufgebaut und etabliert wurde, wie Fantaghirós und Romualdos alles überstehende, unendliche Liebe, gilt hier einfach nicht mehr. Kein Wunder, dass nach diesem Desaster Schluss war.

Highlight: Der Moment in dem ich den BluRay Player ausgemacht hab.

Ansonsten: Finger weg!

Alle Teile sind nun in einer BluRay Box bei Koch Media erschienen.
Die ersten drei Teile sehen nach der erneuten Abtastung der 35mm Rollen wirklich sehr gut aus. Dagegen können Teil 4 und 5 nicht mithalten. Die sehen zwar nicht total furchtbar aus, aber weisen doch einen krassen Unterschied zu den Vorgängern auf.
Der Ton ist übrigens bei allen Teilen gut, wobei es zu bemängeln ist, dass sich lediglich eine deutsche Tonspur auf den Disks befindet.

Außer dem Originalton fehlen auch Extras auf den BluRays. Da gibt’s nämlich nichts zu sehen, außer den Filmen selbst. Schade eigentlich. Kein Audiokommentar, kein Making Of, Keine Fans die zu Wort kommen, nicht mal TV Spots oder was vergleichbares.
Wer die Serie immer schon mal haben wollte, bis jetzt aber noch gewartet hat und wem Extras nicht so wichtig sind kann dennoch ruhig zuschlagen.

Insgesamt war die erneute Sichtung der Filme (bzw. teilweise Erstsichtung) eine zwiespältige Sache. Nach nun gut 20 Jahren nach dem ich das letzte Mal einen Teil gesehen hab,  hat sich doch einiges geändert. Anfangs war es eine kleine Überwindung weiter zu schauen, da der Kitschfaktor doch recht hoch ist und einige Kostümierungen eher zur Fremdscham einladen. Nichtsdestotrotz konnte ich mich wieder ein Stück weit darauf einlassen und ab dem Moment hatte ich auch Spaß. Bis auf Teil 4 und besonders Teil 5 eben.
Letztlich muss ich mir nur immer wieder in Gedächtnis rufen, dass ich mittlerweile definitiv aus der Zielgruppe raus bin und wohl auch damals schon eher die Ausnahme in meinem Freundeskreis gewesen sein dürfte.
Wer mal ein wenig in Nostalgie schwelgen möchte, kann das mit dieser Reihe sicher ganz gut tun und auch vor allem kleineren Zuschauern kann man die Reihe ans Herz legen. Die dürften damit sicher Freude haben auch, wenn das Tempo nicht so hoch ist.   
Wer allgemein auf Märchen mit leichtem Fantasy Einschlag steht, sollte auch mal einen Blick riskieren. 
Aber bitte tut mir alle den gefallen und spart euch den 5. Teil. Der ist die Hölle.

6,5 von 10 Zurückkehr-Steinen