Freitag, 29. Juli 2011

Und wir träumten von der Zukunft (Knesebeck)

Und wir träumten von der Zukunft (Knesebeck)

Es ist 1939 und der kleine Buddy freut sich darauf mit seinem Vater die Weltausstellung in New York zu besuchen. Dort erwarten ihn jede Menge erstaunlicher Neuheiten, wie ein Zigaretten rauchender Roboter oder Fernseher. Voller Vertrauen und Vorfreude schaut Buddy in die Zukunft, während sein Vater sich nicht sicher ist, ob er in der Lage ist, sich in dieser Zukunft zurecht zu finden.
Brian Fies hat mit „Und wir träumten von der Zukunft“ einen Comic geschaffen, dessen Ziel es ist, dem Leser wieder mehr Optimismus in Bezug auf den Blick in die Zukunft zu vermitteln. So erklärt er in der Einleitung, dass er seinen Comic auch als „...Streitschrift für eine zunehmend seltenere Form des Denkens, Erschaffens, Arbeitens und Lebens, die ihren eigenen Wert hat.“ angelegt hat, die den düsteren, zynischen und dystopischen Zukunftsvisionen, die sich über die Jahre hinweg etabliert haben, gegenüber steht. Dies alles wird eingebettet in eine Vater-Sohn Geschichte, die ihren eigenen Raum- und Zeitgesetzen folgt, soll heißen, dass die beiden Charaktere nur in dem Tempo altern, das der Geschichte dienlich ist. Diese Vorgehensweise ist zumindest im Verlauf eines Einzelbandes recht ungewöhnlich, allerdings fällt es nicht schwer diese Gegebenheit zu akzeptieren.Und auch gerade ist dieser Aspekt das, was den Comic so interessant macht.

Die Geschichte springt von 1939 zu 1945 und von da an in Zehn-Jahres Schritten bis 1975, wobei die Protagonisten wie gesagt in ihrem ganz eigenen Tempo altern, so dass Buddy 1975 kurz davor steht ins College zu gehen. Und so erleben wir, wie über die Jahre seine Begeisterung für alles, was mit Zukunft und vor allem Raumfahrt zusammenhängt, langsam aber sicher nachlässt und er sich zunehmend mit gesellschaftlichen und politischen Themen auseinandersetzt, wobei es natürlich zu Reibereien zwischen ihm und seinem Vater kommt. Diese Wandlung seiner Person, sowie der Gesellschaft werden in den „Space Age Adventure“ Comics um „Commander Cap Carter“ widergespiegelt. Denn nicht umsonst sieht der Held dieser Comicserie aus wie Buddys Vater und der Gehilfe des Commanders wie Buddy selbst. Am Ende dieser Comics im Comic, steht ein Held, der an alten Werten festhält und nicht mit den gesellschaftlichen Veränderungen zurechtkommt und seine Heldenrolle aufgibt. Ähnlich wie Buddy anfängt sich seine eigenen Meinungen zu bilden und seinen Vater nicht mehr als Helden ansieht, der alles richtig macht. Wieder ein sehr interessanter Aspekt, wie ich finde.
Das Problem, dass ich jedoch mit diesem Comic hatte, war die schier unendliche Flut an Informationen, bezüglich technischer Innovationen und der Raumfahrt. Nicht das diese nicht interessant wären, mich persönlich hatten diese Infos aber ein ums andere Mal aus der Geschichte gerissen, was sehr schade ist, merkt man gerade an diesen Stellen die Begeisterung von Fies, seine Botschaft nach vorne zu bringen. Vielleicht hätte eine behutsamere Einbettung in die Geschichte hier gut getan.

Ein weiteres Problem für mich ist der Zeichenstil. Dieser wirkt mir ein wenig zu simpel. Nicht, dass simple Zeichnungen schlecht wären, solange sie einen gewissen Charme haben. Die Zeichnungen hier wirken allerdings eher zu steril, wobei die „Space Age Adventures“ Teile wirklich gelungen sind und auch sehr schön die visuelle Entwicklung in Comicheften in diesem Zeitraum widerspiegeln.

Alles in Allem ne gute Idee mit ziemlich interessanten Ansätzen, die leider nicht auf ganzer Linie überzeugen kann.

7,4 von 10 rauchenden Robotern