Dienstag, 19. Juli 2011

Earth Reborn (Asmodee)

Earth Reborn (Asmodee)

Earth Reborn ist ein taktisches Kampf-Spiel mit Rollenspielelementen. In verschiedenen Szenarien wird der Kampf zwischen den NORADs und den Salemites auf der vor 500 Jahren durch einen verheerenden Konflikt verwüsteten Erde ausgefochten.



Ausstattung

12 Miniaturen der Charaktere
1 doppelseitiger Spielfeldrahmen
91 doppelseitige Spielfeldkacheln
12 doppelseitige Charakterkarten (gesund / verwundet)
31 doppelseitige Ausrüstungskarten
36 Auftragskarten
48 Befehlsplättchen
6 Kampfwürfel
6 Suchwürfel
179 Spielmarken
4 Sichtschirme
1 Stoffbeutel
1 Regelbuch (Englisch)
1 Hintergrund & Szenarienbuch (Englisch)

Das Spiel kommt mit wirklich Unmengen an Spielmaterial daher. Im ersten Moment etwas überwältigend, findet alles seinen Platz und erlangt durch den weiteren Spielverlauf Sinn. Die Miniaturen sind sehr detailreich und wie das restliche Material ebenfalls von hoher Qualität.
Die Möglichkeit mit 3 - 4 Spielern zu spielen wird auf der Verpackung erwähnt. Die dazu notwendigen Szenarien fehlen allerdings. Sie können nachträglich von der Herstellerseite als PDF in Englisch oder Französisch heruntergeladen werden.


Hintergrundgeschichte

Die Hintergrundgeschichte wird chronologisch ab dem Jahr 2010 erzählt. Die Ölreserven werden knapp, woraufhin die Nationen anfangen, sich gegenseitig ganz offen wegen ihrer Ressourcen anzugreifen. Währenddessen bildet sich aus den beiden Organisationen Coogle und Greenpiece ein Konzern, der sich mit immensen Geldreserven und Verfügbarkeit von Wissen der Rettung der Welt verpflichtet. China findet eine neue chemische Verbindung, die seine Energieprobleme löst, allerdings mit dem Nachteil, dass es 1800% umweltschädlicher ist als die Ölverbrennung. Es kommt zu immer mehr Konflikten zwischen den verschiedensten Parteien, bis eines Tages der erste Angriff erfolgt und nur die wenigen Menschen überleben, die sich in unterirdische Städte zurückgezogen haben.

Das Spiel dreht sich um die Nachkommen einer Stadt, die auf Befehl der US-Armee mit Elitesoldaten bevölkert wurde (NORADs), und die einer Stadt, die von Wissenschaftlern mit Hang zum Okkultismus und Superreichen erbaut wurde (Salemites). Die NORADs begnügten sich damit, ihr Leben dem Erhalt der menschlichen Rasse zu widmen und sich Generation für Generation auf einen Neubeginn auf der Erdoberfläche vorzubereiten. Die Salemites hatten hingegen zu Beginn relativ große Probleme, da sich ein tödlicher Virus in die Kolonie eingeschlichen hatte. Nachdem die Schulmedizin scheiterte, wurde sich langsam dem Okkultismus zugewandt, bis es zur Erschaffung mehrerer Arten Zombies kam.

Die Geschichte ist ausführlich und vor allem nachvollziehbar erklärt. Durch die Einbeziehung heutiger Organisationen, wenn auch minimal verfremdet, wirkt sie dicht und kann die entsprechende apokalyptische Atmosphäre erzeugen. Leider bleibt ein wenig offen, warum es nur die beiden erwähnten Fraktionen gibt.


Spielablauf

Jeder Spieler bekommt am Beginn eines Szenarios Charaktere zugewiesen. Bei Szenarien für 3 - 4 Spieler kann es so schon vorkommen, dass ein Spieler mehrere Salemite-Charaktere spielt und die übrigen drei sich um 3 verschiedene NORADs balgen müssen. Im Normalfall sollte das friedlich ablaufen – steht zwar nicht in den Regeln, aber ich bitte Euch!
Nachdem jeder seine Charaktere versammelt hat, werden diese an die festgelegten Positionen auf dem Spielfeld gesetzt. Die Spielfelder gestalten sich nach den Vorgaben für das jeweilige Szenario, so dass letztlich jedes Spielfeld anders aussieht. Die beiden Fraktionen bekommen ihre Gewinnkonditionen verlesen. Das bedeutet, dass z.B. die NORADs gewinnen, sobald ein bestimmter Charakter eine speziellen Ort erreicht. Die Konditionen und auch der Spielverlauf werden Szenario für Szenario komplexer, da die Spielregeln gleich einem Tutorial langsam aufgestockt werden und die Spieler so an das Spiel herangeführt werden.
Das Grundgerüst bleibt jedoch immer gleich. Eine Runde besteht aus mehreren Phasen:

Die Initiativphase umfasst das Verteilen der Befehlsplättchen und der Befehlspunkte. Hierüber wird festgelegt, wie viele und welche Aktionen die Spieler in der nachfolgenden Aktivphase vollziehen können. Sollte es während einer Runde zu weiteren Initiativphasen kommen, werden weitere Ereignisse getriggert, wie z.B. ganz banal Schiebetüren wieder geschlossen.

In der Aktivphase können die Spieler Befehlsplättchen und -punkte auf einen ihrer Charaktere anwenden. Die Plättchen stellen immer vier zufällige Aktionen wie z.B. Bewegen oder Nahkampf zur Verfügung. Diese sind in unterschiedlichen Stärken möglich, so dass man genau überlegen muss, welches Plättchen man auf welchen Charakter anwendet. Hier ist Taktik angesagt! Ein netter Nebeneffekt ist, dass so jede Situation anders verläuft – Routine kann nicht aufkommen. Weiterhin können Spieler die Charaktere mit Ausrüstung aufwerten oder ihre Waffen nachladen usw.. Die Aktivphase dreht so lange die Runde, bis alle Spieler einmal gepasst haben oder nichts mehr tun können, da ihre Befehlspunkte aufgebraucht sind. Die Runde geht somit in die Finale Phase über.

Die Spieler prüfen in der Finalen Phase, ob ihre Gewinnkonditionen eingetreten sind. Ist dies der Fall, ist das Spiel beendet und der entsprechende Spieler / das Team hat gewonnen. Sollten keine der Konditionen erfüllt sein, fängt eine neue Runde an.

So in etwa sieht der herunter gebrochene Spielablauf aus. Das Spiel ist sehr komplex. Ein vollständiges Erklären würde glaube ich unseren Rahmen sprengen.


Ickes Meinung zum Spiel

Nachdem ich etwas vom Umfang dieses Spiels überrumpelt war, habe ich mich ganz in Ruhe mal mit den beiden Büchern zurückgezogen. Ein erster naiver Versuch, das Spiel mal so aus der Hüfte zu spielen, ist nämlich glatt in die Hose gegangen. Man sollte sich ein bisschen mehr Zeit nehmen, sich Earth Reborn zu nähern, so spart man sich Frust und kann die ersten Szenarien auch halbwegs flüssig spielen. Das Regelbuch ist im ersten Moment etwas konfus, weil immer wieder Dinge angesprochen werden, die erst später erklärt werden – zwar immer mit dem Hinweis, dass man darauf nicht so acht geben soll, aber dennoch ist es ja da und man möchte versuchen, sich das zu merken. Erst nach längerem Lesen erschließt sich, wie das Spiel eigentlich ablaufen soll. Dabei ist es nicht für Jedermann hilfreich, dass das Regelwerk komplett im Englischen verfasst ist. Es werden keine derartig komplizierten Erklärungen verwendet, trotzdem muss man ja erstmal das Gelesene umsetzen.
Die Geschichte des Spiels macht echt Laune. Liest man sie sich vor dem Spielen nochmal durch, kommt eine recht dichte und stimmige Atmosphäre auf.
Das Spielsystem finde ich sehr spannend. Das sukzessive Hinzufügen von neuen Regeln macht einen neugierig, wie die Regeln dann im Spiel so funktionieren und ob sie einem irgendwelche Vorteile bringen könnten. Vor allem war es erstaunlich, wie flüssig und ausgewogen die Regelungen im Spiel dann funktioniert haben.
Was mich wirklich sehr stört, ist, dass keine Szenarios für 3 - 4 Spieler im Lieferumfang inbegriffen sind. Es ist, soweit ich es gesehen habe, noch nicht einmal ein Hinweis vorhanden, wo und ob es eben diese Szenarios überhaupt gibt. Nachdem ich auf der Herstellerseite nachgeschaut habe, fand ich dort die entsprechenden Szenarios. Das ist einerseits natürlich sehr löblich, dass sie dort zum freien Download bereitstehen, andererseits aber in meinen Augen ein großes Manko. Die Szenarien kommen jedes mal mit einem Bild, nach dem man das Spielfeld aufbauen soll. Da der Aufbau teilweise recht lange dauert (bisweilen etwas nervt...) muss man sich entweder entscheiden, die PDFs auszudrucken oder die ganze Zeit ein Notebook o.Ä. neben dem Spiel stehen zu haben. Das schränkt den Spielspaß dann doch ein wenig ein.

Alles in allem hat mir Earth Reborn jedoch gefallen und ich glaube auch nicht, dass ich das Spiel zum letzten Mal gespielt habe.

7 von 10 salzige Nüsse meinerseits


El Tofus Meinung

Eigentlich hat Icke ja schon alles gesagt, aber ich versuche nicht allzu viel zu wiederholen. Auch mir hat das Spielen von Earth Reborn ziemlich viel Spaß gebracht. Der größte Kritikpunkt ist wohl die lange Vorbereitungszeit. Das Spielfeld will ja schließlich erst einmal aufgebaut werden und bei 91 Doppelseitigen Bodenplättchen kann es schon mal etwas länger dauern, bis man alle Teile gefunden hat, die man für das aktuelle Szenario brauch. Der Ablauf der Szenarios ist total gelungen besonders dadurch, dass man nach und nach alle Regeln näher gebracht bekommt. Ein weiteres Plus ist, dass zwar Würfel zum Kämpfen und für andere Aktionen benutzt werden, aber trotzdem der Faktor Zufall nicht allzu mächtig ist. Der Erfolg hängt zu einem ziemlich großen Teil von der besseren Taktik ab. Auch total super ist die hochwertige Verarbeitung der Platten und Miniaturen, ebenso sagt mir das Design sehr zu, genauso wie das durchdachte postapokalyptische Setting. Also abgesehen vom mühsamen aufbauen und dem Punkt das die 4 Spieler Szenarios nur Online verfügbar sind, gibt es nichts zu meckern.

7,5 von 10 Zombiezwillinge die Werbung für die Pharmaindustrie machen