Taxidermia - Friss oder stirb (2006)
Taxidermia ist ein Film, erzählt in drei Episoden, wobei jede der Episoden eine andere Generation der gleichen ungarischen Familie zeigt. Es beginnt in den 40‘ern. Vendel (Csaba Czene) ist ein sexuell frustrierter Soldat der auf dem Bauernhof seines Generals lebt. Verzweifelt sucht er immer nach neuen Arten sich selbst zu befriedigen, eigentlich sehnt er sich aber nach der Frau des Generals und seinen Töchtern.
Weiter geht es mit seinem Sohn Kálmán (Gergo Trócsányi). Kálmán tritt in den 70‘ern für sein Land an und zwar in Fresswettbewerben. Über diese Wettfressen lernt er Gizella (Adél Stanczel) kennen, mit der er schließlich Lajos (Marc Bischoff) zeugt.
Als Tierausstopfer verdient der junge, dürre Mann sein Geld, der rein gar nichts mit seinem Vater gemein hat. Soziale Kontakte hat der verzweifelte Mann keine, abgesehen davon das er seinen verfetteten Vater pflegen muss. Doch er hat einen Plan wie er dieses Elend beenden kann.
Okay, ich gestehe jetzt einfach mal das ich Taxidermia nun öfter gesehen habe und mir immer noch nicht ganz sicher bin ob ich alles richtig verstanden habe. Von dem was ausgesprochen und direkt gezeigt wird ist Taxidermia beeindruckend. Keine großen Bilder aber fantastische Szenenarrangements, unendlich viele sehr gewagte Szenen die man so wohl noch nirgendwo anders gesehen hat und eine oft schonungslose Härte. Dabei werden sich sehr viele Zuschauer vollkommen vor den Kopf gestoßen fühlen, andere werden es einfach gut finden weil György Pálfis Film auch immer wieder versucht ein gewisses versnobtes Filmkenner Publikum anzulocken. Der Regisseur spielt auch gerne damit das manche Leute Filme toll finden weil sie eine überhebliche künstlerische Erzählart benutzen, auch wenn sie den Inhalt nicht verstehen. Schon das allein ist irgendwie sehr lustig. Im der Endsequenz macht sich Pálfi sogar ein wenig über Kunstkritiker lustig, oder hält ihnen zumindest einen Spiegel vor.
Neben all den schockierenden Bildern kann man die Botschaft auch gerne mal aus den Augen verlieren. Bei meinen ersten Berührungen mit dem Film war ich auch ehrlich gesagt von der Wucht der Bilder derart abgelenkt, das ich mir keine wirklichen Gedanken darüber gemacht habe was der Regisseur uns sagen möchte. Oder ich konnte es zu diesem Zeitpunkt auch gar nicht.
Oberflächlich betrachtet würde ich sagen das der Film davon handelt das merkwürdige Menschen ihre merkwürdige Art immer weitergeben. Spinner sterben nicht aus. Freaks are breeding Freaks. Auch das grundlegende Triebe wie Essen und Fortpflanzung im Vordergrund stehen ist offensichtlich. Letztendlich verlieren diese Bedürfnisse sich in Zügelosigkeit. Vendels Sexpraktiken, Kálmáns Sport und Lajos Maßlosigkeit kann ich nicht erwähnen ohne alles zu verraten.
Dahinter steckt, wenn ich den Film nicht falsch verstehe eine Abhandlung der ungarischen Geschichte. Die erste Episode spielt während des Faschismus, danach stirbt dieser und gebärt den Kommunismus und die dritte Generation lebt schließlich im Kapitalismus, während der fette Vater als unbewegliches Überbleibsel des Kommunismus vor sich hin vegetiert. Der Sohn der dritten Generation und seine Depression stellt die ausweglose Situation Ungarns im Kapitalismus dar, was besonders das Ende eindrucksvoll zeigt.
Egal ob ich recht habe oder nicht, es ist schön das der Film so durchdacht ist das er Platz für so viele Gedanken lässt und selbst ohne diese Gedanken ein unvergessliches und einzigartiges Erlebnis darstellt.
8,7 von 10 Sülzen mit unverträglichen Zutaten