Montag, 21. Mai 2012

Starhawk (PS3)


Starhawk (PS3)

Die Menschheit ist ins All aufgebrochen. Ihr Vorstoß wurde durch die Entdeckung der Rift-Energie vorangetrieben. Diese Energie hat zwar ihre Vorteile, doch den ganz großen Nachteil, dass sie bei Kontakt mit Menschen diese in mies gelaunte Mutanten verwandelt, denen nichts näher liegt als der Schutz der Rift-Quellen. So kämpfen nun die menschlichen Siedler auf sich allein gestellt und mit allem, was sie haben, gegen die „Outcasts“ am Rande der menschlich besiedelten Region im All...

Endlich wieder ein PS3-exklusiver Titel. Da ist die Hoffnung natürlich groß, dass dies ein Titel wird, für den man von den anderen Konsoleros und PC-Gamern beneidet wird.
Starhawk ist zumindest geistig ein Nachfolger vom PS3-Launchtitel Warhawk und ganz entfernt wohl auch vom PSOne-Titel mit dem gleichen Namen von 1995, das netterweise Teil des Online-Codes ist. Die starke Fixierung auf Multiplayer-Matches und das Gameplay eines Third Person Shooters sind geblieben, doch Starhawk stellt eine Platte Köstlichkeiten daneben.
Da wäre zum Beispiel das Science-Fiction-Western-Szenario, das klug gewählt zumindest zu Beginn so manch einen rührselig in Erinnerungen an Firefly schwelgen lässt und somit die Aufmerksamkeit sichert. Zudem verspricht das Build&Battle-System eine durchaus interessante taktische Komponente im Gameplay. Neben dem üblichen Shooter-Erlebnis zu Fuß, wird dem Spieler die Möglichkeit gegeben, Strukturen aus dem Orbit zu ordern und sich so mit Fahrzeugen oder Gebäuden wie Bunker oder Geschütztürmen zu versorgen. Ein heikles Abenteuer, das schnell im Treibsand der furchtbaren Steuerung versinken könnte. Aber schauen wir uns mal die einzelnen Aspekte genauer an.


Das Gameplay ist wohl das, worüber Starhawk definiert wird. Keine opulente Geschichte, keine allzu prägnanten Charaktere und auch gar nicht so viel Draht. Da bleibt letztlich nur noch die Spielmechanik und die ist überraschend gut.
Fühlt man sich als Fußsoldat auf den riesigen Maps teilweise etwas verloren, hat man doch ein ausreichend großes Waffenarsenal zur Verfügung, um sich unterhaltsame Feuergefechte zu liefern. Zu Fuß spielt sich Starhawk wie ein solider Third Person Shooter sich eben spielen sollte. Funktionen wie in Deckung gehen bzw. an Wände lehnen fehlen zwar leider, machen aber ja bei Granatenbeschuss von einem Ox-Panzer sowieso keinen Unterschied mehr.

Und da wären wir bei dem Punkt, der bei Starhawk unheimlich viel Spaß macht. Da beordert man eine Razorback-Garage aus dem Orbit und innerhalb von ein paar Sekunden steht das einsatzbereite Gefährt vor einem. Gegebenenfalls steigen noch Mitspieler ein und man rast los. Während der Fahrt gerät man stark unter Beschuss, man steigt aus, man baut ein Strahlengeschütz, um die Gegner zu beschäftigen, währenddessen baut ein Mitspieler eine Ox-Panzer-Werkstatt, mit dem man dann seine Fahrt wieder aufnimmt. Sollte die feindliche Basis noch zu weit entfernt sein, baut man einen Hawk-Stand, setzt sich in den Mech und verwandelt ihn auf Knopfdruck in einen verdammt wendigen und schnellen Gleiter.
Auch wenn das jetzt übertrieben klingt, spielt sich Starhawk doch genau so. Natürlich ist bei den Bauten die vorhandene Rift-Energie der limitierende Faktor, doch die Übergänge von Fahrzeug zu Fahrzeug sind nahtlos und die Baufähigkeit des Spielers super umgesetzt.


Die Steuerung dabei ist zu Fuß recht klassisch. Nur das Ringmenü, das über Dreieck aufgerufen werden kann, birgt die Besonderheit. In diesem Ringmenü wählt man mit dem linken Stick die entsprechende Struktur aus und bestätigt mit Kreuz, wählt mit dem rechten Stick den Bauort und bestätigt nochmals mit Kreuz. Hört sich erstmal hakelig an und ist es anfangs auch. Doch nach kurzer Lernphase geht das in Fleisch und Blut über und es hagelt nur noch Strukturen. Geiler Satz.
Die Bedienung der Bodenfahrzeuge und Geschütztürme ist sehr intuitiv. Anders schaut es bei den Vultures (Jetpacks) und dem Hawk aus, der zum einen als Mech äußerst schwerfällig über die Landschaft krakselt und auf R3 auch ordentlich stampft, zum anderen als Gleiter äußerst schnell und wendig ist. Als Gleiter hat man noch Boost, Ausweichmanöver, Flares und die Möglichkeit, auf der Stelle zu wenden, zur Verfügung, was die Luft- und Weltraumkämpfe für den Orientierungssinn fordernd aber dennoch sehr spaßig macht.


Die Solo-Kampagne erzählt die Geschichte des Söldners Emmett Graves. Emmett war zuvor ein einfacher Rifter, der zusammen mit seinem Bruder endlich eine eigene Rift-Quelle ergattert und somit eine halbwegs sichere Lebensgrundlage hatte. Just als die beiden begonnen, die Quelle anzuzapfen, wurden sie von Outcasts angegriffen. Als die Quelle beschädigt wurde, bekam Emmett eine Ladung Rift-Energie ab, wurde jedoch nicht verwandelt. Bevor er bewusstlos wurde, meinte er den Tod seines Bruders miterleben zu müssen.
Dem eigenen Tode nahe wird er vom Rifter Cutter gefunden und zusammengeflickt (hihihi). Zusammen mit Cutter als Unterstützung aus dem Orbit beginnt er ein neues Leben als Söldner. Eine Mission führt ihn nach White Sands auf seinem Heimatplaneten Dust. Seine Heimkehr wird nicht von allen gern gesehen, war er doch der Rift-Energie ausgesetzt und wird als Hybrid geächtet. Aber die Mission steht im Vordergrund.

Die ersten Missionen sind hauptsächlich Tutorials, die den Spieler langsam mit dem Gameplay vertraut machen. Dabei wird nicht lange rumgehühnert, sondern recht fix zur Sache gekommen. Die Besonderheiten beim Bau und der Steuerung der einzelnen Fahrzeuge ist gut und kurz erklärt, sodass man trotz Tutorial ordentlich Action geliefert bekommt.
Die Geschichte, die währenddessen in sehr coolen Zwischensequenzen und über Funksprüche erzählt wird, ist ungefähr so geistreich wie dieser Vergleich mit einem Sandkasten in der Wüste. Die Charaktere bleiben flach, die Storyline vorhersehbar. Aber konnte man da viel erwarten? Warhawk hatte ja noch nicht mal eine Einzelspieler-Kampagne. Allerdings hätte man Dialoge erwarten können, die Sinn ergeben. Auf die Frage „Ist er tot?“ mit „Tun sie das nicht alle?“ zu antworten, ergibt zumindest in meinem Köpfchen nicht allzu viel Sinn.
Während man also nicht überrascht wird, muss man Städte verteidigen, im All Frachtschiffe befreien oder Outcastbasen stürmen. Das ist auf normaler Schwierigkeitsstufe teilweise fordernd und bis auf ein paar Ausnahmen auch sehr temporeich. In etwa 5 Stunden kann man sich die Credits anschauen und ist eigentlich ganz gut für die Multiplayer-Matches vorbereitet.


Der Multiplayer ist das Herzstück Starhawks und bietet verschiedene Modi. Wirklich gelungen dabei ist, dass, sollte man z.B. gerade ein Online-Match spielen, ein weiterer Spieler lokal am PS3-System angemeldet werden kann, ohne das Spiel zu unter- oder gänzlich abzubrechen. Die Einbindung funktioniert fließend. Großartig.
So kann man im Koop mit einem weiteren lokalen Spieler an Orte der Kampagne zurückkehren und dort eine Rift-Quelle gegen mehrstufige Gegnerwellen verteidigen. Das ist zu Beginn noch chaotisch und man sieht häufig die Übersichtskarte, um seinen Charakter erneut mit einer Landungskapsel auf die Map zu schießen. Absprache und schnelle Anpassung sind gefragt, da die Gegnerwellen per Zufall zusammengestellt werden und die Ressourcen knapp sind.

Die Online-Matches werden in vier Modi angeboten: Capture-the-Flag, Zonen, Deathmatch und Team-Deathmatch. Alles nichts Neues, doch gerade bei CTF und Zonen wird durch Build&Battle etwas Eigenes draus. Es ist schon verdammt witzig, wenn neben einem selbst 15 weitere Teammitglieder in ihren Landungskapseln auf die Map stürzen und gleich danach anfangen, Gebäude aus dem Orbit fallen zu lassen. Ein herrliches Chaos – zumindest bei der ersten Betrachtung. Die Positionierung von Geschütztürmen oder ein massiver Einsatz von Ox-Panzern kann kampfentscheidend sein.
Gerade, wenn man sich einem Clan anschließt, wird hier eine Absprache sicherlich anzuraten sein. Dafür stellt Starhawk ein ähnliches System wie Twisted Metal zur Verfügung, wodurch die Clanverwaltung und die Spielerkommunikation sehr vereinfacht wird. Es wird spielintern auch ein Eventkalender angeboten, in den z.B. wichtige Clanspiele eingetragen werden können.

Toll ist, dass zumindest im Testzeitraum öfter mal Spiele zustande gekommen sind, bei denen sich wirklich 32 Spieler beteiligt haben. Eine so hohe Spielerzahl macht die Matches rasant und dynamisch. Gerade bei so gut gefüllten Spielen bleibt man gerne eine Weile dabei. Zumal das Starhawk zugrunde liegende System anscheinend recht robust ist. Ruckler gab's nur wenige und die Verbindung wurde immer schnell hergestellt. Da gibt es nichts zu meckern, nur zu loben!

In allen Mehrspielervarianten sammeln die Spieler Erfahrungs- und Fähigkeitspunkte. Über die Erfahrungspunkte wird der Level des Spielers ermittelt und in den Online-Rankings aufgeführt. Die Erfahrungspunkte erhält der Spieler für Siege oder bestimmte Aktionen im Spiel wie z.B. dadurch, dass er einen gegnerischen Spieler mit seiner Landungskapsel erwischt. Mit den Fähigkeitspunkten kann er bestimmte Fähigkeiten freischalten und ggfs. aktiv setzen. Zu den Fähigkeiten gehören z.B. erhöhte Rift-Energieabsorption oder bessere Zielfähigkeiten.


Die Grafik ist für eine derartige Materialschlacht richtig gut. Man sollte gerade bei den Charakteren zwar keine großartige Mimik erwarten, aber sieht man sich die Models genauer an, sind diese detailreich und die Bewegungen flüssig. Gleiches gilt für die Fahrzeuge. Gerade bei einem Spiel, das oft ein hohes Tempo erreicht, ist die Performance wohl ausschlaggebender als der Detailreichtum. Starhawk verbindet beides jedoch mit Bravour.

Der Sound lässt eine relativ passende Geräuschkulisse entstehen. Leider werden in Online-Matches gerne mal Gewehrfeuer und andere Geräusche verschluckt. Ebenso setzt der klassische Soundtrack ab und zu mal für längere Zeit aus, um dann irgendwann doch mal wieder seinen Weg ins Spiel zu finden.
Nichts kann mir jedoch meine Freude am Geräusch eines Hawkabschusses nehmen, dass mich zwar an Transmorphers...ähm...Bays Transformers erinnert, aber dennoch mein Herz erquickt.


Der Stil erinnert wie schon erwähnt zu Beginn auf Dust sehr an Firefly, was wohl als Referenz für die Verbindung von Science Fiction und Western herangezogen werden kann. (Tolle Serie...)
Die Zwischensequenzen in der Solo-Kampagne zeichnen allerdings ein weitaus düstereres Bild. In dunklen comicartigen Bildern wird Emmetts Geschichte erzählt. Genauso düster bzw. infernalisch wirken die Outcastbasen. Die Weltraummissionen sind hingegen äußerst bunt geraten. Allen Orten gemein ist das grüne Glimmen der Rift-Energie.
Die Charaktere und Fahrzeuge sind sehr realistisch gehalten, was sich zu einem sehr stimmigen Gesamtbild zusammenfügt.

überrascht mit einem unglaublich gut funktionierendem Gameplay - große Begeisterung meinerseits. Da ich bei Spielen auch immer gerne eine gute Geschichte erzählt bekommen möchte, ist die Solo-Kampagne da natürlich ein kleiner Dämpfer. Nichtsdestotrotz ein überzeugendes Spiel, das noch beweisen muss, ob es über lange Zeit begeistern kann, aber zumindest den ein oder anderen PC- oder Xbox360-Puristen wirklich etwas neidisch werden lassen könnte.

7,9 von 10 Stunden, die man damit verbringt, einen Hawk immer und immer wieder zu transformieren

P.S.: Dieses Spiel ist übrigens ein Preis unseres Gewinnspiels, das noch bis 18.06.2012 läuft. Also. Husch, husch!