Sonntag, 20. Mai 2012

Blindlings (2009) [Koch Media]


Blindlings (2009) [Koch Media]

Im Prinzip ist die Beziehung zwischen Eva (Barbara Romaner) und Max (Mirkus Hahn) beendet. Sie ging. Sie konnte nicht mehr. Nun sitzen beide in Max' Auto – Eva noch leicht betrunken und Max äußerst angespannt. Er hatte sie an der Diskothek abgefangen, ihr versprochen sie nach Hause zu fahren. Doch nun sind sie auf dem Weg zur abgelegenen Hütte eines Freundes. Max möchte ein klärendes Gespräch und so vielleicht die Beziehung retten. Als Eva das mitbekommt, fordert sie ihn auf umzudrehen und reißt das Lenkrad herum. Sie verunglücken, aber nur das Auto nimmt Schaden. Max zieht los, um in dem verschneiten und verlassenen Stück Wald Hilfe zu finden. Ganz allein scheinen sie nicht zu sein...

Blindlings ist ein kleiner deutscher Film, der mit wenig Personal und nur drei Schauspielern realisiert wurde.
Die Geschichte klingt an sich schon recht interessant. Allerdings führt die Ausgangslage dazu, dass es einer der beiden Hauptcharaktere von Anbeginn beim Zuschauer schwer hat. Max entführt Eva, weil er mit seinen Gefühlen und mit der Idee, dass die Beziehung beendet sein könnte, nicht klarkommt. Leider verlieren die sehr langgezogenen Szenen, in denen er durch den verschneiten Wald tappst und nach Hilfe sucht, dadurch an Intensität. Denn die Atmosphäre, die währenddessen erzeugt wird, ist prima und man weiß, wie sie wirken sollte, allerdings nicht tut. Im Grunde spielt Mirkus Hahn den etwas in sich gekehrten Charakter Max gut, nur ist es für den Zuschauer schwer, irgendeine emotionale Bindung zu ihm herzustellen, so dass die mit seinem Weg durch den Wald einhergehende Erschöpfung und langsam steigende Verzweiflung nicht so recht ankommen. Das ändert sich auch nur kaum durch immer wieder eingestreute Erinnerungen der beiden an intime Momente während ihrer Beziehung. Auch hier merkt man, wie die Szenen gedacht sind, doch wirkt gerade Hahn wie ein Fremdkörper in ihnen.

Sieht man mal von den teilweise arg klischeebehafteten Rückblenden ab, gelingt es Barbara Romaner als Eva ihre Szenen schon etwas interessanter zu gestalten. Ihr Charakter wartet im Auto, während Max sich auf die Suche nach Hilfe begibt. Immer wieder mit der Kälte kämpfend, findet sie im Auto Kleinigkeiten, die sie an ihre Gefühle gegenüber Max erinnern. Währenddessen bekommt sie immer wieder mit, dass irgendetwas im Wald vor sich geht bzw. irgendjemand in der Gegend herumschleicht. In Verbindung mit der sich immer weiter verspätenden Wiederkehr Max' wird so ihre Angst und Verzweiflung nachvollziehbar dargestellt. Ihre weiteren Handlungen im Film sind durch diesen guten Aufbau erklärbar. Dahingegen sind Max' Handlungen schlichtweg konstruiert bzw. wurzeln in einem Wahn, der dem Zuschauer befremdlich grundlos erscheint. Sein Verhalten gegenüber dem Thriller- und Actionelement Boris (Klaus Stiglmeier) ist zu Beginn noch verständlich, mündet dann aber in einem Gewaltakt, der das in gewisser Weise poetische Ende erzwingt.

Blindlings ist die Studie einer Beziehung im Gewand eines Thrillers. Die Bilder sind toll, die Stimmung zum größten Teil auch. Was fehlt, ist die Bindung zu den Charakteren und zum Ende hin ein wenig Plausibilität. Ein kleiner netter Film mit Schwierigkeiten.
Die Blu-ray von Koch Media hat leider bei manchen Szenen mit mangelnder Schärfe an den Bildrändern zu kämpfen. Das mag allerdings auch an der Aufnahme liegen. Dafür sind aber ein wirklich interessantes Making-Of und zusätzliche Szenen dabei. Leider ist nach dem Film das Verlangen nach zusätzlichen Szenen gar nicht mal so groß.

5,8 von 10 lieb gemeinte Entführungen