Mittwoch, 2. Mai 2012

Wollita - Vom Wollknäuel zum Superstar (Martin Schmitz Verlag)

Wollita - Vom Wollknäuel zum Superstar (Martin Schmitz Verlag)

Eigentlich hätte Wollita nur ein kleines Kunstwerk sein sollen. Eine knapp 1,80m große, im Topflappenstil gehäkelte Puppe die in der Kunstausstellung „When Love turns to Poison“ im Kunstraum Kreuzberg/Bethanien ausgestellt wurde. Viel Aufmerksamkeit hätte diese recht einfallsreiche, aber im Grunde doch nicht sehr spektakuläre Wollpuppe, wohl eigentlich gar nicht bekommen. Doch B.Z., BILD und andere eklige Meinungsmanipulatoren macht aus ihr einen Star. Die Springer Presse sah in der Häkelkunst von Françoise Cactus nämlich keinen Protest gegen die Objektifizierung von Frauen, sondern Werbung für Pornografie und Pädophilie macht. Wie genau diese Puppe das macht und was es eigentlich gegen Pornografie auszusetzen gibt wissen die Journalisten zwar selbst nicht so ganz genau aber nun gut. Immer wieder forderten die Schreiber die Schließung der Ausstellung, verbreiteten Falschinformationen und inszenierten Protestaktionen. Doch all das diente nur dazu Wollita berühmter zu machen na ja und ein paar Nazis glaubten auch gegen „Entartete Kunst“ protestieren zu müssen. Wollita musste also schon vieles durch machen, daher ist es an der Zeit das sie mal selbst erzählt wie ihr Leben bisher verlaufen ist.

Françoise Cactus und Wolfgang Müller erzählen hier die ganze Geschichte von Wollita. Angefangen mit dem Erwerb einiger Wollknäuel in einem Kreuzberger Wolladen, über die fiese Springer Hetze, bis einschließlich der Verleihung des B.Z.-Kulturpreises, den sie leider nicht bekam, trotz kämpferischer Demonstrationen. Den Abschluss und bisherigen Höhepunkt ihrer Karriere, bildet die beiliegende Mini-CD, auf der Wollita mit der Punband Stereo Total 5 Songs performed.

Die knapp 80 Seiten dieses Buches gehen wie im Flug vorbei. Wollita erzählt frei von der wolligen Leber was ihr bisher so widerfahren ist und schämt sich dabei auch nicht über unangenehme Situationen zu berichten. Ihr Ego konnten die Hetzblätter jedenfalls nicht brechen. Selbstsicher berichtigt sie alle Lügner die sie denunzieren wollen und räumt mit einigen Unwahrheiten und Vorurteilen auf. Das ist recht aufschlussreich, oft absurd, aber immer wieder sehr erhellend.

Als Bonus gibt es wie gesagt noch eine Stereo Total EP oben drauf, auf der die Band wie gewohnt gute Songs abliefert also ein spannendes Gesamtwerk.

7,4 von 10 wolllüstige BILD Schreiber