Frankreich Privat: Die sexuellen Abenteuer eines verheirateten Mannes (2011) [Neue Pierrot Le Fou]
Die beiden zwanzigjährigen, hübschen, französischen Frauen Juliette und Juliette strudeln so durchs Leben und sind auf der Suche nach einem Sinn, einem Ziel oder auch nur der richtigen Richtung. Eine Zwischenetappe ist dabei der nicht mehr ganz taufrische Etienne. Dem kommen die außerehelichen Sexeskapaden genau richtig, denn das Sexleben mit seiner Ehefrau Christine, die so alt wie die beiden Mädchen zusammen ist, schert ihn eh nicht mehr allzu sehr. So wird wild und leidenschaftlich gevögelt, einen Sinn in seinem Leben gewinnt dadurch aber keiner von ihnen.
Der neueste Teil der “Frankreich Privat” Reihe zeigt uns also die sexuellen Abenteuer des verheirateten Etiennes. Im Mittelpunkt steht daher auch das Rumgeficke, das auch recht schonungslos, wenig sinnlich und recht dreckig inszeniert wurde. Sinnlich sind jedenfalls nur wenige Szenen, da über Allem der dumpfe und Stumpfsinnige Schleier der hedonistischen Leere liegt. Denn auch Etiennes beiden Affären bringen weder ihn, noch die beiden Mädchen irgendwie weiter. Also doch keine wirkliche Leidenschaft, sondern doch eher unerfülltes, mechanisches Rumgerödel.
Zwischen dem Sex ist eigentlich nicht so viel Zeit für mehr. Derweil haben sich die Künstler aber entschlossen die Sinnleere des Ganzen etwas überdeutlich zu machen, manchmal soll es auch ein wenig dramatisch oder symbolträchtig werden. Letztlich wirkt aber jedes Element des Films irgendwie albern und entweder nicht gekonnt umgesetzt oder von der Idee her zu Ende gedacht. Das Drama funktioniert nicht, weil mir die Charaktere total egal und ausschließlich unsympathisch sind, angedeutete Gesellschaftskritik und philosophischer Anspruch wird im gewollten Arthouse Chic ertränkt und dabei unschädlich gemacht. Am schlimmsten finde ich aber diesen Klischee “Amelie” Müll. Scheinbar soll es bedeutungsschwanger, süß und oft auch romantisch wirken wenn eine junge Frau sich nicht einfach nur extrem infantil, sondern total grenzdebil verhält. Wenn sie also Tanzt und nach dem tanzen wie ein kleines Kind beleidigt umherstampft ist das klasse. Besonders wenn sie sich dann ein Kopfkissen an den Kopf hält und immer wieder gegen die Wand dopst. Wenn sie dann noch einen Besen nimmt und sich beim Sex den Bauch kehrt, dann ist das nicht nur total deep, sondern vor allem Kunst. Letzteres stimmt natürlich, aber nur weil es Kunst ist muss mans nicht machen und nicht toll finden. Hinzu kommt etwas unpassender Humor und die Sexszenen sind eigentlich durchgängig eher unangenehm, was okay wäre, wenn ich das Gefühl hätte es sollte so sein. Die meiste Zeit lang ist der Film aber eher kindisch verspielt, dann wieder gewollt dramatisch, gepaart mit eher abstoßenden Sexszenen, die aber nur teilweise wirklich so schlimm wirken sollen wie sie es tun.
Handwerklich ist der Film leider auch nichts dolles, eher plump mit der Handkamera gedreht und recht einfallslos. Wenn man inhaltlich schon so merkwürdig agiert, hätte man den Film vielleicht durch eine optische abgehobenere, künstlerische Inszenierung sicherlich noch etwas retten können. Sieht so halt eher aus wie eine gewöhnliche TV-Produktion. Der Soundtrack legt sich auch eher platt aufs Geschehen und treibt die Protagonisten gerne mal mit einem dahin gesäuselten “Oh, yeah, Baby come on!” an. Virtuos geht auch an dieser Stelle anders. Die Darsteller sind durchweg fit. Valerie Maes, war ja schon im vorhergegangenen Frankreich Privat Teil “Die sexuellen Geheimnisse einer Familie” zu sehen und Lizzie Brocheré sollte ja mittlerweile Weltweit dank ihrer Auftritte in der Horror Hit Serie “American Horror Story” ein bekanntes Gesicht geworden sein.
Hat mir leider auf fast gesamter Linie nicht gefallen. Die Symbolik ist schwach, zum Beispiel: zwei Frauen mit dem selben Namen, beide zusammen so alt wie seine Frau, machen ihn aber nicht glücklicher als seine wirkliche Frau. Etienne arbeitet in einem Bestattungsunternehmen, hat angst vor dem älter werden, stürzt sich deshalb in Abenteuer mit jungen Mädchen, während Juliette in einem Brautmodengeschäft arbeitet und sich nach Sicherheit und einem Platz im Leben sehnt und so weiter. Beim schauen hat der Film noch seinen Reiz gehabt. Was daran liegt das er insgesamt durchaus solide, wenn auch nie wirklich gut ist, insgesamt bleibt alles aber durchgängig derartig blass und flach, dass ich mich fragte worauf es hinausläuft und welche lebensverändernde Botschaft oder welcher aufrüttelnde Akt am Ende folgt. So etwas in der Art gibt es zum Schluss sogar noch, viel steckt da aber nicht dahinter und es bleibt bis zum Ende derartig blass und zwar ohne das es so wirklich gedacht war, wie es mir scheint. In großen Teilen erinnerte mich alles sehr stark an den tschechischen Experimentalfilm “Tausendschönchen”, der sich ebenfalls mit zwei jungen Mädchen beschäftigt die keine Richtung im Leben haben. Sie haben sogar auch beide den selben Namen. Nur das dabei die erotische Komponente sehr viel feiner und subtiler war. Und außer für die beiden Mädchen ist eh nicht mehr soviel Platz in diesem Film hier, jedenfalls hat der namens gebende verheiratete Mann nicht viel zu sagen und ist letztlich total egal und intensiv beleuchtet wird hier eh keine Emotion von irgendjemanden, außer wenn man von den sprunghaften und eher anstrengenden Impulsen der Mädchen absieht. Mein Fazit ist also wohl schaut euch Tausendschönchen an, ein großartiger und mutiger Kunstfilm, der sogar 50 Jahre nach seinem entstehen noch gewagt erscheint. Frankreich Privat: Die sexuellen Abenteuer eines verheirateten Mannes hingegen hinterlassen nur ein leeres Gefühl, dass ist sicherlich beabsichtigt, zurück, animiert aber keinesfalls zum nachträglichen Nachdenken oder dazu sich noch mal genauer mit dem Film zu beschäftigen und der Erotikpart funktioniert auch einfach nicht.
Der DVD Veröffentlichung kann man fast nichts ankreiden. Bild und Ton sind super, die deutsche Synchro ebenso. Es gibt Untertitel, ein paar Trailer und ein Wendecover ist natürlich Standard. Bonusmaterial fehlt aber leider vollkommen, so erfährt man leider auch nicht was der Regisseur in seiner Arbeit sieht, was ich nicht erkennen will.
5 von 10 Büstenhalter am Ohr