Das Beste vom Schreckmümpfeli (Christoph Merian Verlag)
Nach neun regulären Schreckmümpfeli Sammel-CDs findet die Schlechtenachtgeschichten Anthologie des Schweizer Radio und Fernsehens ihr Ende mit einer zehnten CD, auf der ihr sieben der besten Kurzhörspiele der letzten Jahre bekommt. Als Bonus ist auf der CD auch noch Peter Neugebauers “Nachsaison” zu hören, diese Geschichte war 1975 die allererste Schreckmümpfeli Folge überhaupt.
Für sich gesehen sind die enthaltenden Hörspiele zwar allesamt solide Dinger, nach über dreißig Jahren wissen alle Beteiligten an den Schreckmümpfelis natürlich wie der Hase zu laufen hat und es gibt nicht sonderlich viel an den einzelnen Geschichten auszusetzen. Problematisch wird’s nur dadurch, dass es sich hierbei um ein ganz besonderes Best-Of handelt. Dann unter den Sieben angeblich besten Geschichten, sind gleich wieder zwei der leider so überaus häufig innerhalb der Serie vorkommenden Vergiftungsstrorys. Ich weiß ja auch nicht was da los ist aber jede zweite oder dritte Schreckmümpfeli endet mit vergifteten Getränken. Anscheinend wird fast jedes aus Wollust, Gier und Verrat entstandene Drama mit einem deftigen Giftcocktail gelöst. Leider wiederholt sich dieses Motiv innerhalb der Radiosendung ziemlich oft, warum man dann aber gleich zwei dieser Geschichten in die Finale CD gepackt hat ist mir nicht ganz klar.
Aber es gibt auch wirklich ein paar Highlights. Da wäre “Rosen für Papa” eine kleine Geschichte über eine späte Rache. Aber es steigert sich noch mal. Denn gleich drei Geschichten teilen sich meine persönliche Pole Position. Da wäre Ralf Schlatters “Mord auf Tonband”. Darin ist Siggi Schwientek zu hören, der als höchst psychotischer Geräuscharchivar des Radios zuerst seine Rache einfädelt und daraufhin überraschenden Besuch bekommt. Coole Story mit mehreren Wendungen, die Perfekt ins Hörspielmedium passt. “Das Handy” hingegen erinnert sehr stark an den Film “Buried“, denn auch hier wird jemand lebendig mit seinem Handy beerdigt und versucht verzweifelt Hilfe zu bekommen. Am besten Gefiel mir allerdings “Auferstehung” aus der Feder von E. W. Heine. Beim hören musste ich ein wenig an eine Ray Bradbury Kurzgeschichte denken, in der ein Zombie aufersteht und feststellen muss, dass es für manche besser ist tot zu sein. Nur der Protagonist dieser Geschichte möchte nicht einfach wieder in sein kühles Grab steigen, sondern möchte seiner undankbaren Familie noch mal eins auswischen.
Übrig bleiben noch die beiden Gift Geschichten, die ebenfalls nicht per se schlecht sind, aber eben doch relativ gewöhnlich für die Reihe. Als Bonus ist die erste Folge noch ein nettes Extra. Außerdem ist da noch das Hörspiel um das Erbe eines Bankräubers, das ebenfalls nicht unbedingt das Zeug für ein Best-Of hat. Es bleiben also fünf sehr gute Hörspiele mit talentierten Sprechern, einer dezenten aber passenden Untermalung und Geschichten die immer eine, wenn nicht mehrere intelligente Wendungen. Schlaft gut ihr Schreckmümpfelis, ihr konntet mir einige schöne Stunden bereiten.
7 von 10 onkelhafte Onkologen