Science oder Fiction (2009) [Sunfilm]
Science Fiction lebt von "Was wäre wenn"-Szenarien. Das ist meistens erstmal auf Unterhaltung der Zuschauer und Leser aus, aber das Genre hat generell ja den Anspruch auch heutigen wissenschaftlichen Erkenntnissen gerecht zu werden oder sich zumindest an ihnen zu orientieren. Michio Kaku, Doktor der theoretischen Physik und großer Science Fiction-Fan, geht einigen primären Fragen nach, untersucht sie auf ihre Machbarkeit und überlegt sich mögliche Umsetzungen. So interessiert ihn, ob die Menschen irgendwann einen anderen Planeten kolonisieren werden oder wie wir uns gegen außerirdische Invasoren schützen könnten. Er spricht mit Experten und stellt seine Ergebnisse dann seinen getreuen Sci-Fi-Fans vor...
Michio Kaku ist dem ein oder anderen schon aus anderen Discovery Channel-Produktionen bekannt. Sowohl bei Ridley Scotts Die Science Fiction Propheten als auch bei Morgan Freemans Mysterien des Weltalls hat er Auftritte und kam eigentlich immer als sehr begeisterter, sympathischer und seriöser Wissenschaftler daher. In seiner eigenen Serie "Sci Fi Science", aus der hier 10 Episoden auf 2 DVDs verteilt werden, ist er zwar immer noch sehr begeistert und auch sympathisch, aber mit der seriösen wissenschaftlichen Erarbeitung der Themen nimmt er es nicht so wirklich genau.
Dafür darf man aber zuschauen, wie Kaku sich Spaghetti, Muffins, Sandwiches und weitere Leckereien einverleibt und Schwimmen geht (er hat sicherlich nach dem Essen lange genug gewartet, ist ja ein intelligenter Mensch), ein bisschen mit Militärausrüstung spielt oder einfach Schlittschuh läuft - was er unfassbar gut kann. Meinen Respekt hat er auf jeden Fall für letzteres. Währenddessen erklärt er das ein oder andere Konzept und schaut sich heutige Technik genauer an. Soweit ist das alles super und Kaku gestaltet seine Erklärungen auch anschaulich. Leider ist das oftmals hinfällig, da er am Ende sowieso Konzepte entwirft, die dann wenig bis gar nicht auf dem heutigen Stand basieren und vielen Köpfen entsprungen sein könnten, die sich fünf Minuten mit Science Fiction beschäftigt haben.
Oder einfach nur ein wenig Literatur des Genres gelesen hätten. Denn Science Fiction Literatur spielt in der Serie kaum eine Rolle. Es werden meist nur Konzepte aus Kinoproduktionen aufgegriffen. Eine der wenigen Verbindungen zu Büchern ist die Erwähnung des Films "I, Robot" in einer Folge über die Gefahren künstlicher Intelligenz. Dass in der Folge in Verbindung mit Robotern der Name Isaac Asimov nicht fällt, ist schon arg mager. Dass die Fans, vor denen Kaku zum Schluss jeder Folge seine Ideen präsentiert, total aus dem Häuschen sind, wenn er eben nicht den Weg von Kinofilmen beschreitet, spricht dann auch irgendwie für sich.
Die Kinofilme, die immer wieder als Grundlage für die Folgen herangezogen werden, werden im Übrigen nie gezeigt. Da scheint das Geld einfach nicht da gewesen zu sein, sich die Rechte für ein paar Ausschnitte zu kaufen. So muss man mit sehr günstigen Computeranimationen vorliebnehmen, was im Grunde nicht schlimm wäre, würde inhaltlich irgendetwas herüberkommen. Es bleibt jedoch bei Ideen, die man in den meisten Fällen schon einmal gehört hat und die aus der Annahme erwachsen, dass man das in der Zukunft alles irgendwie hinbekommt. Ist ja die Zukunft, da weiß man ja nicht, was da noch kommt.
Science oder Fiction ist nett gedacht, aber dann doch zu billig produziert, zu albern durchgeführt und zu sehr auf große Sci Fi-Franchises geeicht, als dass man da mit Ernst heranschreiten könnte. Unterhaltungswert hat die Serie dennoch ein wenig. Zum einen, weil Kaku wie schon erwähnt durchaus sympathisch durch die ganze Sache führt, und zum anderen die Fans auch eine ganz eigene Nummer sind.
4,9 von 10 Handpuppen am Rande des Nervenzusammenbruchs