Asterix #35: Asterix bei den Pikten (Egmont)
Wir befinden uns im Jahr 50 vor Christus und ganz Gallien ist mit Schnee bedeckt. Ganz Gallien? Ja ganz Gallien. Nicht mal ein kleines Dorf rebellischer Gallier kann sich vor dem Wetter verstecken. Selbst der etwas fülligere Obelix, der ja bekanntlich in den Zaubertrank gefallen ist, beginnt zu frösteln. Methusalix warnt sogar vor dem schlimmsten Winter aller Zeiten. Trotzdem wollen Asterix und Obelix Austern vom Strand holen. Dabei entdeckt Obelix sehr erheitert einen durchsichtigen Hinkelstein in dem ein Mann eingesperrt ist. Natürlich handelt es sich nicht wirklich um einen Hinkelstein. In Wirklichkeit handelt es sich um einen großen Eisblock in dem ein Pikte eingefroren wurde, der fälschlicherweise auf die Reise ins Totenreich geschickt wurde.
Unsere beiden Helden bringen die Frostbeule natürlich erstmal in ihr Dorf, wo der Gute von Miraculix erstmal gehörig aufgetaut wird. Danach verschlägt es dem Pikten erstmal seine Stimme verschlägt, weshalb der Druide gleich noch ein Elixir nachreicht. So erfahren die Gallier bald davon, dass ihr neuer Freund, dem sie natürlich sofort Asyl gewähren aus dem heutigen Schottland kommt. Da die Pikten genauso wie die Gallier gegen die Römer antreten, lassen Asterix & Obelix es sich natürlich nicht nehmen ihren neuen Freund nach Hause zu bringen. Dort angekommen stellen sie aber fest das Pikten nicht nur riesige Otter und Maulwürfe haben, sondern unter ihnen auch ein verräterischer Stamm ist, der mit den Römern gemeinsame Sache macht.
Die letzten von Uderzo geschriebenen Asterix Alben haben einen eher zweifelhaften Ruf, den sie auch verdienen. Daher war die Skepsis, aber gleichzeitig aber auch die Freue über das neue Kreativteam groß. Natürlich ist die Angst vor einem neuen Look, der vielleicht zu modern sein könnte groß, gleichzeitig ist die Reihe inhaltlich am Ende gewesen und über den Veröffentlichungsrhythmus müssen wir gar nicht erst reden. Schlussendlich war nicht sonderlich viel zu verlieren, daher kann man ruhig schön mutig an die Sache herangehen. Der neue Texter Jean-Yves Ferri, dessen einzige bisher in Deutschland veröffentlichte Arbeit zwei Bände “Die Rückkehr aufs Land” bei Reprodukt war, nimmt den sichersten Weg und hat eines der allseits beliebten Reiseabenteuer der beiden Gallier geschrieben. Diesmal führt es sie nach Schottland wo sie von den Pikten herzlich aufgenommen werden. Jedenfalls von den netten. Die bösen machen gemeinsame Sache mit den Römern und müssen dafür natürlich verdroschen werden. Dabei sammelt Obelix natürlich mal wieder so manchen Helm und auch ansonsten ist alles beim alten. Die beiden Freunde zanken sich, vertragen sich auch wieder und natürlich gibt es eine ganze Reihe von Runningags, die teilweise aber auch recht intelligent eingebaut wurden.
Inwiefern aber die Einmischung durch das Monster von Loch Ness in die Reihe passen mag ist etwas fragwürdig, zum Glück ist es aber nie zu abgedreht. Jedenfalls wurde kein Alien gesehen. Aktuelle politische Themen wie Volkszählungen und Ayslrecht werden ebenfalls aufgegriffen, wie natürlich auch einige popkulturelle Anspielungen, die meist zünden können und nicht dumm untergebracht wurden. Ein paar dieser Anspielungen wollen aber überhaupt nicht einleuchten und funktionieren nicht so recht. Im Großen und Ganzen aber ein sehr kurzweiliger und intelligent geschriebener Spaß, der alten und neuen Lesern gleichermaßen gefallen sollte.
Jetzt hängt alles an der Optik. Schuss in den Ofen oder doch das langersehnte Gallier Revival. Alle Fans können Aufatmen. Nein, Asterix hat nun keinen V-Ausschnitt und Obelix ist keine sexy Biene geworden. Ein DC Reboot Desaster bleibt uns also erspart. Aber auch ansonsten ist das Artwork von Didier Conrad super. Dessen Marsu Kids Comics, die er in Zusammenarbeit mit seiner Ehefrau Wilbur kreiert, erscheinen übrigens auch gerade beim Splitter Kinder Imprint Toonfish. Sein Stil kommt dem von Uderzo schon sehr Nahe. Gerade bei den bekannten Charakteren und Schauplätzen ist kein wirklicher Unterschied auszumachen, es sieht vielleicht nur etwas sauberer und qualitativ hochwertiger aus. Nur bei den neuen Figuren und besonders dem Loch Ness Monster Fafnie kommt sein eigener Stil durch. Für mich keinesfalls ein negativer Punkt, schließlich muss die Reihe lebendig bleiben. Vor allem wenn wie hier die originäre Stilistik beibehalten wird und nur kleinere Veränderungen und Modernisierungen wie ansprechender Hintergründe und ein paar sehr feine Details hinzugefügt oder geändert werden sehe ich da kein Problem. Die Einstreuung einiger Piktogramme war natürlich eine optische Auflockerung, die sich gut anbot. Ich habe mich jedenfalls gut amüsiert. Einen großen Klassiker sehe ich in dieser Ausgabe zwar nicht, aber dennoch einen hochklassigen Comic für die ganze Familie.
7,2 von 10 Gewässer mit Balken
Bei Crayton gibt es nun auch ein Review zum neuen Album.