Sonntag, 20. Oktober 2013

Somewhere (2010)

Somewhere (2010)

Autorin, Schauspielerin und Tochter eines berühmten Regisseurs. Sofia Coppola hat von ihrem Vater bereits früh einiges über das Handwerk des Films gelernt und war schon als Kind in einer Gastrolle innerhalb der "Pate"-Trilogie zu sehen. Im Laufe der Zeit hat sie sich zu einer absolut eigenständigen und herausragenden Filmkünstlerin entwickelt. Der richtige, international Durchbruch gelang der der 32 Jährigen mit dem Film "Lost in Translation". Mit dem Kunstfilm "Somewhere" aus dem Jahr 2010 begibt sich Sofia erneut in den Regiestuhl, um uns das Leben hinter der Hollywood-Fassade näher zu bringen.

Johnny Marco hat eigentlich alles erreicht, was man sich als Schauspieler mit Mitte dreißig so wünschen kann. Er hat Erfolg, Geld und wohnt im renommierten Chateau Marmont Hotel, in dem bereits viele Filmlegenden ein und aus gegangen sind. Trotzdem oder grade deswegen hängt ihm eine große Langeweile und Lustlosigkeit an. Diese versucht er mit Partys, Alkohol und bedeutungslosem Sex erfolglos zu kompensieren. Jeden Abend lässt er sich von zwei Poledancerinnen in den Schlaf wiegen, um am nächsten, verschlafenen Morgen von seiner Agentin an irgendwelche wichtigen Termine erinnert zu werden. Doch selbst bei offiziellen PR Terminen ist Johnny nicht wirklich aus seiner Lethargie herauszuholen, wirkt anteilnahmslos und ausgebrannt.

Sein Leben bekommt einen unerwarteten Antrieb, als plötzlich seine Tochter Cleo, aus eine längst gescheiterten Ehe, vor der Tür steht und mit einem Mal muss sich der Filmstar in die reale Rolle des Vaters einfügen. Gemeinsam verbringen sie die Tage mit Müßiggang, lassen sich nachts Eis aufs Zimmer bringen, ziehen sich Filme rein, spielen Videospiele oder liegen am Pool in der Sonne. Alles recht unspektakulär. Aber genau diese Normalität und sein Umgang mit der jungen Cleo, bringen Struktur in das chaotische Leben von Johnny. Diese Momente des Glücks erinnern ihn an sein eigenes kindisches Verhalten und wecken den Wunsch erwachsen zu werden. Cleo soll den Sommer im Ferienlager verbringen und nach einem sehr traurigen Abschied erkennt er, was in seinem Leben wirklich von Bedeutung ist.

Sofia Coppola besitzt einen Stil oder vielmehr eine Art des Filmemachens, die eine ganz eigene Handschrift trägt. Wie bereits in ihren Vorgänger Werken „The Virgin Suicides“ und“ Lost in Translation“ setzt sie diesen auch hier erneut ein. Die Rede ist vom Minimalismus im Bereich der Dialoge und einem starken Fokus auf die szenische Gestaltung. Die Langeweile und Lethargie der Hauptperson wird durch lange Einstellungen, langsame Kamerafahrten und ein teils niedriges Erzähltempo an den Zuschauer weitergegeben. Manch einem könnte der Film dadurch langatmig und zäh vorkommen und ich gebe zu man muss sich schon auf das Geschehen einlassen können, sonst ist diese Kritik durchaus angebracht.
Außerdem kommt der Film mit sehr wenig geschriebenem Dialog aus, lebt von den Schauspielern und den Emotionen einer jeden Szene. Doch selbst obwohl der Film einen stellenweise emotional zu erreichen versucht, gelingt es ihm durch seine beobachtende, fast voyeuristische, Art und Weise ebenfalls eine Distanz zum Geschehen zu entwickeln. Hierdurch ist der Zuschauer in der Position des Beobachters und nimmt gewissermaßen über das Schauspiel an dem dargebotenen Sozialexperiment teil. Das Leben von Johnny Marco ist meiner Meinung nach hier exemplarisch für das maßlose Leben innerhalb der modernen Unterhaltungsmaschinerie Hollywoods zu verstehen.

Frau Coppola hat ein Händchen für die Stoffe denen sie ein Drehbuch widmet, nimmt sie dann zusätzlich noch im Regiestuhl Platz kann nicht mehr viel schief gehen. Auch „Somewhere“ ist eine bildgewaltige Reise mit viel Emotion erzählt und schauspielerisch gut dargeboten. Das niedrige Erzähltempo und die minimalen Dialoge werden jedoch nicht jedem gleicher Maßen zusagen.


7.9 von 10 Tagen am Pool