Über zehn Jahre ist es her seit die unheimlichen Fälle um Special Agent Fox Mulder und Dana Scully über die Fernsehbildschirme flimmerte. Nun sind der „Gläubige“ Verschwörungstheoretiker und seine skeptische Partnerin erneut im Einsatz. Gemeinsam mit Akte X Produzent Chris Carter entwickelte IDW, die offizielle 10 Staffel als fortlaufendes Comicevent, welches hier zu Lande bei Dani Books verlegt wird.
Viele Jahre sind seit den Vorfällen um Mount Weather vergangen und die beiden Ex-Agent verbringen ein anonymes Kleinstadtleben als das Ehepaar Blake fern ab von allen Verschwörungstheorien und Alieninvasionen. Doch eines Tages steht ein alter Bekannte vor der Tür, Walter Skinnern, nun Deputy Director des Federal Bureau of Investigation, berichtet den beiden von unbekannten Hackerangriffen auf das FBI-Archiv, insbesondere persönliche Informationen zu den Mitarbeitern rund um die X-Akten.
Als Folge dieser Ereignisse entführt eine Gruppe zunächst unbekannter Kapuzenträger, Scully und will Informationen über den Verbleib ihres Sohnes William heraus finden. Der Junge wurde viele Jahre zuvor auf Grund seiner besonderen Physiologie und Bedeutung für die Außerirdischen an eine Adoptivfamilie gegeben. In seinem Bestreben Scully zu retten wendet sich Mulder an die wenigen Personen denen er wirklich vertraut – den Lone Gunmen. Eigentlich für totgehalten operieren die drei ungleichen Nerds seit Jahren aus dem Untergrund. Gemeinsamen entdecken sie einen Zusammenhang zwischen Scullys Entführung und einer sonderbaren Pipeline, die sich einmal um den Yellowstone Nationalpark erstreckt. Diese fördert jedoch kein Öl sondern das Mineral Magnetit, eine Verbindung gegen die eben jene Entführer, eine neue Rasse Alien-Menschhybriden empfindlich reagieren. Es kommt zu einem dramatischen Showdown im Nationalpark bei dem Scully etwas vor ihren Augen sieht, dass sie lange nicht für möglich gehalten hätte…
Ich habe mich im Vorfelde zugegebener Maßen sehr darüber gefreut, dass Akte X auf diese Weise vorgesetzt wird, da die Serie für mich bis heute zu einer der besten Mystery-Serien der 90er gehört. Das Medium Comic oder in manchen Fällen auch Buch wird im Moment gern zur Fortführung beliebter Serien genutzt. Mal mit mehr und Mal mit weniger Erfolg. Nach der ersten Folge der zehnten Staffel kann ich über Akte X auf jeden Fall sagen, dass dieser Start sehr gut geglückt ist. Der Anschluss an das Ende der Serie ist rund gelungen, alle Prämissen und Umstände wurden berücksichtigt, die Charaktere stehen im richtigen Verhältnis zu einander und haben das komplette „Serienwissen“ als Hintergrund. Dadurch fühlt sich der Comic bereits nach wenigen Seiten genauso an wie eine gute Folge der Fernsehserie. Ich habe nicht das englische Original gelesen, jedoch scheint bei der übersetzten Version sogar beim Ton der Personen auf Habitus und Mundart geachtet worden zu sein, mag aber auch am guten Skript liegen.
Die neue Grundgeschichte um die Jagd nach Scullys Sohn und den neuen Alien-Mensch-Hybriden, die sich die „Akolythen“ nennen, scheint eine spannende Grundlage für die kommende Staffel zu sein. Ich hoffe aber, dass auch hier Fälle dazwischen sein werden die nicht direkt auf das große Ganze zielen sondern auch paranormale Randerscheinungen untersuchen.
Visuell bin ich von der zehnten Akte X Staffel positiv angetan, hätte man bei einer so großen Franchise mit überstilisierten Standardgrafiken gerechnet geht IDW einen sehr mutigen Schritt und engagierte den kanadischen Zeichner Michael Walsh. Seine Zeichnungen sind minimalistisch, beschränken sich auf die notwenigen Details und haben einen gewollt unsauberen Ton. Diese Indie-Erscheinung passt allerdings sehr gut zur Serie und überzeugte mich durchgängig.
Die vorliegende Ausgabe hatte außerdem zwischen den einzelnen Abschnitten (vermutlich die Einzelausgaben) jeweils ein doppelseitiges Cover-Artwork der jeweiligen Episode. Darüber hinaus gibt es am Ende des Softcoverbandes noch eine siebenseitige Galerie mit alternativen Cover-Artworks.
Die Fortsetzung dieser großartigen Mystery-Serie in Comicform ist für mich sehr gut gelungen, überzeugt durch glaubwürdige Charaktere, unglaubliche Vorkommnisse und eine mutige Gestaltung. Nach diesem Start darf es gern so weiter gehen.