Mit Before Watchmen: Crimson Corsair erscheint bei Panini der vorerst letzte Sammelband der Before Watchmen Reihe und um noch einmal richtig gut zu unterhalten, gibt es neben der, ursprünglich in Einzelabschnitten erzählten, Geschichte des Roten Korsaren zusätzlich noch die zweibändige Ausgabe über Edgar William Jacobi (Moloch) und einen One-Shot zu William Brady alias Dollar Bill.
Moloch
Edgar William Jacobis Leben beginnt in einer namenlosen Klinik. Missgestaltet wie er ist, wollen seine Eltern ihn nicht akzeptieren. Zu abnorm und abstoßend sieht er aus. Sie geben ihm keine Liebe und nur das allernötigste zum Überleben. In seiner Schulzeit bemüht er sich, alles zu erlernen, was man ihm beibringt, doch natürlich akzeptieren ihn die anderen nicht. Er wird geschlagen, erniedrigt und erfährt sehr viel seelische und körperliche Gewalt. An einem Abend stiehlt er sich etwas Geld von seinen Eltern, da sie ihm nie etwas freiwillig gaben, und besuchte einen Zirkus. Hier kommt er das erste Mal mit Magie in Berührung.
Die einfältigen Schläger und Mobs jener Tage verfielen schnell den kleinen Ticks und Zaubereien, die Edgar, der nun offiziell den Namen "Moloch the Magician" trug, für seine Verbrechen benutze. Sein Einfluss wuchs und damit einhergehend auch immer größere Aktionen, mit mehr Aufsehen und größerer Beute.
Zu allem Überfluss lieferte er sich nun auch noch ein Katz-und Mausspiel mit einer neuen Gruppierung von maskierten Rächern - den Minutemen. Mal gewann er und mal gewannen sie, aber immer gelang es Moloch, aus dem Gefängnis zu entkommen und immer größere Dinger zu drehen. Bis zu diesem einen Moment, der sein Leben verändern sollte: der Moment in dem er auf Doktor Manhattan trifft. Diese Begegnung erschüttert Edgar Jacobis Glauben so sehr, da es keinen Sinn hat, sich einem allmächtigen, gottgleichen Wesen zu widersetzen. Geläutert durch diese Erkenntnis, legt Moloch seine Beichte ab und will fortan ein anderer Mensch werden. Doch Ozymandias hat seine eigenen Pläne für diesen armen alten Mann.
Dollar Bill
Der junge Benjamin Brady alias Dollar Bill führt ein vollkommen normales Leben, geboren und aufgewachsen in eine Kleinstadt wurde ihm nur ein großes sportliches Talent in die Wiege gelegt. Doch der Traum vom Profisport platzt als Brady sich in einem Football-Spiel das Knie bricht und fortan nie wieder spielen kann. Da Sport sein einziges Interesse war bricht für ihn eine Welt zusammen. Mit den letzten Ersparnissen sucht er sich eine Wohnung in New York und muss an Jobs annehmen, was er kriegen kann. So kommt es, dass ihn die National Bank auf Grund seines guten Aussehens, als Schauspieler in ein Superhelden Kostüm stecken lässt - die Geburtsstunde von Dollar Bill. In dieser Maskerade stellt sich Brady auf Wunsch seiner Chefs bei den Minutemen vor und wird wegen seiner Medienwirksamkeit gleich ins Team auf genommen. Gebunden an die Rolle des Bankenbeschützers wird aus dem kleinen Schauspieler nach und nach ein richtiger Held. Bis für ihn der Vorgang, auf Grund eines tragischen Unfalls, für immer fällt.
Der One-Shot zu Dollar Bill und dem Leben des Benjamin Brady ist keine Bereicherung der Reihe, da dessen Geschichte zu seicht und vorhersehbar verläuft. Darüber hinaus drängt sich die Frage auf ob ein offenkundiger Nebencharakter wie Dollar Bill wirklich thematisiert werden muss. Ganz nett war an der Geschichte die Verflechtung mit den Minutemen und jenem peinlichen ersten Einsatz, der auch in „Before Watchmen: Minutemen“ behandelt wurde.
Crimson Corsair
Der junge Gordon McClachlan tratt 1771 eine Stelle in der britischen Marine von König George dem III. an und wurde dem Kommando von Kapitän Lemuel unterstellt. Ein grusamer Mann, so grausam, dass sich McClachlan dessen Machenschaften nicht lange mit ansehen wollte und eine Meuterei began. Jedoch stand niemand hinter dem jungen Offizier und so wurde der Aufstand schnell zerschlagen. Nur ein Angriff durch die Spanier rette ihn vor dem sicheren Tod. Mehrere Tage trieb der junge Mann bewusstlos auf den Überresten eines einst stolzen Schiffes bis ihn, an einem sonderbaren Ort, die Mannschaft des Fliegenden Holländers auflas. Ihr Kapitän, der Rote Korsar, erzählte ihm von der einzigen Möglichkeit dem Schicksal als Teil einer untoten Crew zu entgehen. McClachlan muss drei bizarre Dinge besorgen, um seine Seele zu befreien. Diese Aufgabe führt den gepeinigten Mann an den Rand seines Verstandes und in die tiefsten Abgründe der Hölle.
Die Geschichte um den Roten Korsaren greift in ihrer Grausamkeit den Mythos des Fliegenden Holländers auf, jener Segler der die verlorenen Seelen der Seeleute holt und für immer bindet. Die blutige Erzählung um Gordon McClachlan, dem einfachen Offizier, der aus guter Intention eine Meuterei anzettelt, ist eine sinnbildliche Parabel. Dieses sogar in zweierlei Hinsicht. Auf der einen Seite versucht McClachlan mit aller Kraft seine eigene Seele zu retten um noch als guter Mensch Ruhe im Tod zu finden, jedoch lässt ihn dieser Kampf genau zu dem werden was er eigentlich bekämpft. Auf der anderen Seite ist die Geschichte im Grundgedanken eben ein genaues Spiegelbild der Watchmen Erzählung, in der letzten Endes auch aus einer wohlgemeinten Intention heraus ein gleichermaßen riesiges Unheil provoziert wird, um ein vermeintlich gutes Ziel zu verfolgen. Durch diese sinnbildhafte Verflechtung der Crimson Corsair Reihe mit den Ereignissen in Watchman erschließt sich auch die Bedeutung jener, andernfalls etwas deplatziert wirkenden Piratengeschichte.
Auch auf der grafischen Seite gefällt der Comic mit seiner sehr düsteren und blutigen Darstellung recht gut und fängt den Ton von Verzweiflung und Tod gekonnt ein. Durch die großflächige Nutzung von schwarzer Farbe und der teils starken Schattierungen erinnert mich der Stil an die bemerkenswerten Zeichnungen in Mike Mignolas "Hellboy"-Serie.
Before Watchmen: Crimson Corsair kann, als finaler Band dieses Spin-Ofs, mit einer sehr leidvollen Geschichte über das Leben von "Moloch the Magician", einem eher nebensächlichen One-Shot zu Dollar Bill und einer wirklich düsteren Piratenlegende als geistige Reflektion zum legendären Vorbild, gut unterhalten.