Schon mit der PSP bediente Sony eher erfahrene Spieler, die Bock auf richtige Spiele hatten und nicht nur mal was nebenbei zocken wollten (wer der japanischen Sprache mächtig ist bekommt auch jetzt noch großartige Spiele für die PSP), gegen den NDS kam man damit allerdings nicht an. Nintendo haben mit ihrem N3DS nachgelegt und der Fluss von neuen Kracherspielen dümpelt so vor sich hin, eigentlich der perfekte Moment für Sony, um den Markt für sich mit der PS Vita zu sichern. Aber nicht nur der 3DS, sondern auch die große Verbreitung der Smartphones und den darauf laufenden Spielen macht der Vita den Anlauf schwer. Schauen wir doch mal, was der neue Sony Handheld kann und ob er das Zeug hat sich durchzusetzen.
Auf den ersten Blick ist die PlayStation Vita nicht so anders als ihr Vorgänger. Ein wenig größer und besser verarbeitet ist sie. In die Hosentasche passt das Gerät nicht, aber das war ja auch beim Vorgänger nicht anders. 280 Gramm wiegt die Dame, wobei eine perfekte Gewichtsverteilung dafür sorgt, dass die tragbare Konsole nie schwer in der Hand wird.
Die größte Änderung ist, dass das größere 5-Zoll-OLED-Display nun auch ein Touchscreen ist. Das Rumgetouche funktioniert einwandfrei und auch als Touchscreen-Muffel muss ich gestehen, dass die Bedienung sehr gut von der Hand geht. Bei der Breitbild-Auflösung von 960 x 544 Pixeln gibt es ebenfalls nicht zu meckern. Das Bild brilliert und auch bei direktem Sonneneinfall, spiegelt das Display angenehm wenig.
Das waren aber noch nicht alle Eingabehilfen, denn wenn ihr die Vita umdreht, seht ihr, dass die Konsole noch ein weiteres berührungssensitives Feld auf dem Rücken hat. Dieses funktioniert ebenfalls sehr gut und lässt sich verblüffend gut bedienen. Auch das dreidimensionale Greifen, wenn man beide Touchfelder gleichzeitig bedient, funktioniert klasse. Durch das schicke PlayStation-Muster, macht das Bedienfeld auch optisch was her. Außerdem befindet sich auf der Hinterseite noch eine VGA-Kamera, die mit ihrer Auflösung von 640 x 480 genau wie die auf der Vorderseite nur mäßige Ergebnisse bringt.
Irgendwas muss ja immer irgendwo angeschlossen werden und daher hat die Vita auch einige Ports. Da wäre ein Slot für die Spielkarten, ein Einschub für die SIM-Karte ist natürlich der 3G Variante vorbehalten, der Ladeanschluss ist auch gleichzeitig zum Datenaustausch konzipiert (sehr schön!) und einen Kopfhöreranschluss gibt es natürlich auch. Zuletzt ist da noch ein Fach für die PlayStation Vita Memory Card. Diese sieht erstmal aus wie eine normale MicroSD Karte, allerdings ist sie ein wenig größer. Bedeutet natürlich, dass ihr euch noch ein weiteres Kartenformat zulegen müsst, da ihr ja sicherlich nicht schon genug verschiedene Speicherkarten rumliegen habt. Ärgerlich ist dabei der recht happige Preis, vor allem daher, da ihr somit tief in die Tasche greifen müsst, wenn ihr mehr Platz braucht, da ihr die Konsole nicht nur zum Spielen, sondern auch als MP3-Player und mobiles Kino benutzen wollt. Zusätzlich muss ich noch darauf hinweisen, dass die Kartenslots alle ein wenig fummelig und schwer zu öffnen sind.
Wichtig ist, dass ein Handheld vor allem eins ist, nämlich mobil. Also sollte der Akku schon einige Zeit reichen. Bei vollem Spielbetrieb macht der Akku schon nach guten 3 Stunden schlapp, was nicht zu schlimm ist, wenn man nur mal innerhalb der Stadt Bus oder S- beziehungsweise U-Bahn fährt und dabei ein wenig zocken will. Für eine längere Zugfahrt oder das trostlose Dasein auf der Rückbank einer öden Autoreise, reicht das einfach nicht aus. Beim Filmgenuss ist die Vita recht genügsam und eine Akkuladung sollte 2-3 Filme ohne Probleme überstehen. Beim Musikhören sollte das Gerät sogar 9 Stunden aushalten.
Bei der Benutzeroberfläche beugt man sich bei Sony dem angesagten Tablet/Smartphone-Design. Das heißt ihr klickt auf große bunte Smarties, anstatt wie auf der PSP und der PS3 ein schlichtes, übersichtliches und vor allem stilvolles Menü zu genießen. Total nervig ist, dass man das Menü nur per Touch Steuerung bedienen kann. Erstmal kann es ja nicht so schwer sein, die Option zur Verfügung zu stellen, die Menüs auch mit den Knöpfen zu steuern und außerdem finde ich es vor allem im Bus angenehmer, ein 300€ teures Gerät fest in beiden Händen zu halten und nicht mit einer Hand übers Display zu streicheln. Die Bedienung funktioniert aber durchaus gut und nach einer kurzen Eingewöhnungszeit klappt auch alles bestens. Trotzdem ertappe ich mich immer wieder dabei, wie ich versuche die Knöpfe zum Weiterblättern oder Anwählen zu benutzen.
Beim ersten Anschalten, könnt ihr schon einiges machen. Das Begrüßungscenter, zeigt euch durch Minispiele die verschiedenen Funktionen der Vita, hierbei könnt ihr sogar Trophäen gewinnen. Party/Freunde/Gruppennachrichten sorgen dafür, dass ihr nicht lange alleine beim Spielen bleiben müsst. Eure Trophäen könnt ihr natürlich auch zu jeder Zeit bestaunen. Ihr könnt Fotos und - was ziemlich cool ist - auch Screenshots machen. Mit „Near“ hat die Vita auch eine etwas aufgebohrte Version von Nintendos Streetpass zu bieten. Einen Internetbrowser gibt es natürlich auch, allerdings ist der nicht wirklich toll geworden. Wie gesagt gibt es auch einen Musik- und Videoplayer, der mit den meisten Formaten wie Wave, MP3, MP4, MPEG-4, H.264, JPG, PNG, TIFF klarkommt. Google Maps ist auch aus dem Haupmenü erreichbar. Zudem wäre da noch der Inhaltsmanager, mit dem ihr über die PS3 oder euren Computer Daten verschieben oder löschen könnt. Warum es allerdings nicht möglich ist, auch ohne Verbindung Dinge von der Karte zu löschen, verstehe ich nicht. Zu guter Letzt könnt ihr natürlich auch noch den PS-Store betreten. Weitere Dienste wie Twitter, Skype, Flickr, foursquare und andere können, falls sie benötigt werden, noch kostenlos aus dem Store dazugeholt werden.
Das alles ist aber letztlich nicht so wichtig, denn es geht doch eigentlich nur darum, geile Spiele zu bekommen. Daher ist die Frage, ob man in Zeiten von Smartphones noch mobile Konsolen braucht, völlig dämlich. Die Frage ist viel mehr, ob Gamer Schnickschnack wie Twitter benötigen. Außerdem habe ich bisher noch von keinem Smartphone gehört, das eine Grafik zu bieten hat, die in die Nähe der PS3 kommt.
Es geht ums Spielen und das kann man mit der Vita sehr gut. Besonders Uncharted: Golden Abyss zeigt vorzüglich, wie man die verschiedenen Bedienungsmöglichkeiten inklusive der bewegungssensitiven Steuerung kombiniert. Wipeout 2048 ist ein einfacher Grafikhammer. Ärgerlich sind nur die wirklich viel zu langen Ladezeiten. Wenn ich unterwegs schnell mal spielen möchte und ein Rennen bei Wipeout eine volle Minute lädt, verliert man schnell die Lust. Im Grunde ist genau das auch der größte und einzige wirkliche Kritikpunkt an der Vita. Der Spielekatalog sieht auch noch ein wenig dürftig aus, allerdings sollte sich das besser bald ändern. Ansonsten ist die Vita ein durchaus rundes Ding mit kleineren Macken, die zum Teil in späteren Versionen oder Updates korrigiert werden sollten.
7 von 10 Damen mit Sprachfehler