Excision (2012) [Savoy Film]
Pauline (AnnaLynne McCord) ist 18 Jahre alt und höchst soziopathisch veranlagt. Sie kommt einfach mit niemanden klar. Sie leidet unter ihrer herrschsüchtigen Mutter (Traci Lords), die um jeden Preis das saubere Vorstadtimage ihrer Familie aufrechterhalten will. In der Schule kommt Pauline ebenfalls mit niemanden klar. Wenn sie mit der Schule fertig ist möchte sie Chirurgin werden um irgendwann ihrer kleinen Schwester Grace (Ariel Winter) helfen möchte, die dringend eine neue Lunge braucht. Nachts träumt sie von (selbst)Verstümmelung, Gewalt, Sex und Nekrophilie. Immer mehr verliert sie den Bezug und die Relationen zur Wirklichkeit. Als ihr endgültig alles zu entgleiten scheint, versucht sie mit einer letzten verzweifelten Tat den Respekt und die Achtung von ihrer Mutter und ihrer Umwelt zu bekommen, die sie sich wünscht.
Schon 2008 verfilmte Richard Bates Jr. seine Geschichte um die sehr andersartige Pauline. Damals allerdings noch als Kurzfilm. Nun hat er seine Idee erneut umgesetzt und zwar in seinem ersten abendfüllenden Werk. Dabei ist ihm ein independent Film gelungen, der alles zu bieten hat was man von so einem Film erwarten darf. Dabei handelt es sich um eine groteske Komödie die schwärzer nicht sein könnte, gepaart mit einer ergreifenden Charakterstudie über psychische Abgründe und den alltäglichen Horror der amerikanischen Suburbs. Bates Jr. hält sich hier nie zurück. Es werden durchgängig immer neue Tabus gebrochen, aber nicht um des Tabubruchswillen, sondern weil es für die Handlung wichtig ist. Die eingängig, makaber komisch und eigenwillig erzählte Geschichte nimmt den Zuschauer ganz schön mit. Jedenfalls haben mich einige Szenen doch tief berühren können, während so manch andere Gegebenheit auch mich als doch recht Kampferprobten Filmzuschauer zum schaudern bringen konnte. Wirklich nichts für schwache nerven. Nur die finale Wendung hinkt dem Ganzen etwas hinterher und fühlt sich nicht so ehrlich emotional wie der Rest des Films an.
AnnaLynne McCord (Day of the Dead) liefert hier nicht nur eine fabelhafter Performance ab, sondern man erkennt sie auch kein Bisschen wieder. Das Make Up verschandelt sie wirklich unglaublich stark. Richtig gute Arbeit der Visagisten. Aber auch die anderen Figuren, sind sowohl interessant geschrieben, wie auch toll besetzt. Absolut einfallsreich besetzt ist besonders der gute John Waters (Pink Flamingos) als kirchliche Seelsorger ist ein ganz klarer Höhepunkt des Films. Malcolm McDowell (Silent Night) als ätzender Mathelehrer ist auch mal was anderes. Getoppt wird die verquere Art der Besetzung allerdings von Traci Lords (Princess of Mars), als biedere Hausfrau und Kontrollfreak. Eine weitere noch sehr erwähnenswerte Darstellerin ist Marlee Matlin, die schon an sehr vielen Filmen erfolgreich mitgewirkt hat obwohl sie fast vollkommen taub ist. Die Darsteller sind also durchweg gut gewählt, doch überragend ist ganz besonders McCord in der mehr als schwierigen Hauptrolle.
Beim Sound geht es ebenfalls creepy zu und der Soundtrack kann sehr gefallen. Optisch erwartet euch auch einiges. Allein wie fertig und ideenreich die Traumsequenzen geraten sind ist ganz groß. Einfach ein toller und teilweise echt verstörender Film. Freunde von ausgefallenen Horrorfilmen finden in “Excision” einen dreckigen Diamenten des Genres.
Die DVD ist soweit technisch gut, aber leider gibt es keinerlei Bonusmaterial. Audiokommentare mit den Darstellern oder dem Regisseur währen sehr interessant gewesen oder der Kurzfilm hätte mich ebenso begeistern können. Wenn dann aber sogar der Trailer zum Film den Weg nicht auf die DVD schafft ist es doch extrem mau.
8 von 10 veränderte Bauchnebel