Samstag, 20. April 2013

Verzell Du das em Fährimaa (Christoph Merian Verlag)

Verzell Du das em Fährimaa (Christoph Merian Verlag)

Ein kleineres Passagierflugzeug stürzt in den Bergen vor Turin ab. Geschickt schaffen es die Piloten allerdings auf einer saftigen Bergwiese Not zu landen ohne das den Insassen etwas geschieht. Es konnte noch ein Notsignal entsandt werden, doch bis Rettungskräfte eintreffen kann es leicht noch ein paar Stündchen dauern. Um die Zeit schnell vergehen zu lassen, beginnen die Passagiere sich gegenseitig unheimliche Schauergeschichten zu erzählen. So erfahren wir von dem Testpiloten Harold, der nicht nur den Tod anderer Menschen, sondern schließlich auch seinen eigenen voraussehen konnte. Oder die Erlebnisse der Virginia van Straten, deren verlobter auf Bali unter merkwürdigen Umständen verschwand. Darüber hinaus gibt es noch die mysteriöse Geschichte zweier Antiquitätenhändler (Kurd E. Heyne & Emanuel Stuter) zu bestaunen, ein Papagei (Simone Müller) und dessen arabischer Besitzer (Otto Lehmann) lassen Menschen wahnsinnig werden und dann wäre da noch die Erzählung eines Mannes, der sein früheres ich trifft und mit ihm in Streitigkeiten gerät.

Viele Jahre vor den Schreckmümpfeli Gute Nacht Geschichten aus dem Radioprogramm des SRF, genauer seit dem 2. Mai 1953, gruselte man sich im Schweizer Radio dank den Kurzgeschichtenanthologien “Verzell Du das em Fährimaa”. Ein alter Ausspruch, den man vor allem in Basel gerne sagt wenn eine Erzählung ganz besonders abwegig und unglaubwürdig ist. Die auf Hochdeutsch aufgenommene Mysteryreihe war so erfolgreich, dass noch bis 1964 1-2 neue Episoden jährlich hinzukamen.

In der Rahmenhandlung der ersten Folge macht Regisseur Hans Hausmann uns mit der Crew und den Passagieren eines kleinen Flugzeugs bekannt, die gerade eine Notlandung überlebt haben. Mit dem Absturz werden wir gleich heftig in die Folge eingeführt, da es sofort rasant zur Sache geht. Ist der Trubel des Absturz erstmal verkraftet dient diese Rahmenhandlung nur noch dazu die fünf Kurzgeschichten ein- und auszuleiten. Somit werden die einzelnen Geschichten gekonnt zusammengehalten und wir bekommen einen etwas besseren Bezug zu den jeweiligen Figuren des Hörspiels. Aber auch die Rahmenhandlung kann mit einer finalen Wendung aufwarten, die Damals aber sicherlich mehr Eindruck hinterlassen hat als Heute. Jedenfalls wirkt es etwas plump aufgesetzt und übereilt vorgetragen. Man ahnt zwar eh schon relativ früh wie es enden wird, aber trotzdem hätte man es etwas sorgsamer zu Ende bringen können.

Tut dem Spaß aber keinen Abbruch, denn sowohl die Rahmenhandlung, als auch die 5 Kurzstorys sind inhaltlich spannend und erinnern dabei stark an die bekannte Twilight Zone Serie TV-Serie die ein paar Jahre später im US-Fernsehen angelaufen ist. Der Erzählstil ist gediegen und baut langsam, dafür stetig Spannung auf. Billige Schockeffekte oder ähnliches bleiben fern und ihr bekommt pure Gruselkost der alten Schule, die den Hörer nicht unterfordert. Wer also den Stil alter unheimlicher Geschichten und Radiohörspielen mag, wird famos unterhalten.

Dem Alter entsprechend, muss man sich natürlich darauf einstellen, dass musikalische Untermalung und auch die Geräuschkulisse sehr sparsam eingesetzt wird, aber von einer inszenierten Lesung ist das Hörspiel schon weit entfernt und die meisten Szenen wirken auch nicht zu steif oder hölzern. Genauso wie die Sprecher, die eigentlich durch die Bank gefallen können. Besonders zugesagt haben mir Alfred Schlageter, der als Mr. Walters den anderen Erzählern einen rationalen Gegenpol entgegen stellt. Aber auch Valerie Steinman, Helli Stehle und Rudolf Rhomberg sind super. Trotz der Vielzahl an kleinen Nebenrollen gibt es eigentlich keine wirklich merkbar schlechteren Sprecher und auch Mehrfachbesetzungen sind sehr selten. Ich meine nur zwei gefunden zu haben und auch die vielen mir beim hören eigentlich nicht auf.

Wie alle Veröffentlichungen des Christoph Merian Verlag, kommt auch dieses Hörspiel im schlicht designten Digipack Format.

7,6 von 10 Papageien die keine Ärzte sind